Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Kolonial-Wirtschaftliches. 
Von der Deutschen Krmee-, Oarine- und Kolonlal- 
Ausstellung. 
Ülber ihre Beteiligung an der Deutschen Armee-, 
Marine= und Kolonial-Ausstellung Berlin 1907 
schreibt uns die „Neu-Guinea-Compagnie“ 
u. a.: „Die N. G. C. bietet mit ihrer Ausstel- 
lung in der Kolonialhalle ein anschauliches Bild 
ihrer Organisation und ihrer Tätigkeit in der 
Kolonie. Einer Darstellung des Gesamtbetriebes 
anf einer Tafel ist folgendes zu entnehmen: Der 
Zentralleitung in Berlin unterstehen vier Admi- 
nistrationen in Deutsch-Neu-Guinea, deren jede 
eine Anzahl von Stationen und Pflanzungen ver- 
waltet. Die Tafel zeigt, daß die Gesellschaft in 
Deutsch-Neu-Guinea 34 Stationen besitzt, wovon 
32 Pflanzungen unterhalten. Auf letzteren ist 
zur Zeit eine Bodenfläche von 7215 ha unter 
Kultur genommen, d. h. mit tropischen Nutz- 
pflanzen bepflanzt. Zwei im gleichen Maßstabe 
konstrnierte Quadrate — ein großes und ein 
kleines — zeigen die Größenverhältnisse der be- 
pflanzten Bodenfläche im Vergleich zum Berliner 
Tiergarten (252 ha), der nur etwa den 
30. Teil davon einnimmt. Danach hat jede der 
30 Pflanzungen der Gesellschaft durchschnittlich die 
Größe des Berliner Tiergartens. 
In ihrer Ausstellung einer reichhaltigen Pro- 
dukten-Sammlung zeigt die Compagnie, was sie 
aus ihren Pflanzungen zum Export bringt: Kopra, 
verschiedene Arten von Kautschuk, Kakao, Sisal- 
hanf, Chillies (japanischer Pfeffer), schwarzer 
Pfeffer, Kaffee, Kapok, Vanille, Citronellgras, 
Lemongras nebst den daraus destillierten Olen 
und aus dem Handel: Kopra, Burgosmuscheln, 
Perlschalen und Schildpatt. 
Den ersten Platz unter diesen Produkten nimmt 
die Kopra ein. Riesige Kokosnüsse liefern den 
Beweis, daß Neu-Guinea mit Recht den Ruf 
eines Palmen-Eldorados genießt, und die schöne 
weiße Kopra zeigt, daß auch die Zubereitung auf 
der Höhe steht. Besonderes Interesse darf die 
reichhaltige Sammlung von Kautschukproben be- 
anspruchen. Die Gewinnung des wichtigen und 
unentbehrlich gewordenen Kautschuks durch regu- 
lären Plantagenbau befindet sich in allen Kolo- 
nien, sowohl in den deutschen wie in den fremden, 
noch im Anfangsstadium. Um so überraschender 
wirkt daher die Ausstellung so zahlreicher und 
verschiedensortiger Proben, wie sie in Deutschland 
überhaupt von einer Plantagen-Gesellschaft noch 
nicht gezeigt worden sein dürften. Die etwa zwei 
Zentner wiegenden Proben — das Resultat 
jahrelanger Versuche mit verschiedenen Zapf= und 
Zubereitungsmethoden — umfassen Kautschuk von 
  
Hevea brasiliensis (Parakautschuk), in hellen, 
durchsichtig reinen Platten, Fellen usw., Castilloa 
elastica (Caucho) in großen Blöcken von etwa 
40 Pfund, Kugeln, Fellen, Platten, aus Ficus 
elastica gleichfalls in schweren Blöcken, Platten 
isw. 
Nach den ausgestellten Proben von Kakao 
(Spielarten Criollo und Forastero) und von Sisal- 
hauf dürften auch diese Produkte dazu bestimmt 
sein, eine wichtige Rolle im Export von Neu- 
Guinea zu spielen. 
Das Wachstum der Pflanzen, Erntevorgänge, 
usw. sind durch photographische Abbildungen dar- 
gestellt. Interessant ist ein Bild: „Kokosnußernte 
in Stephansort“, welches zeigt, wie die geern- 
teten Kokosnüsse am Schienengeleise gesammelt 
und den Trockenanlagen zur Zubereitung von 
Kopra zugeführt werden. Sechs Kokosnüsse er- 
geben in Neu-Guinea etwa ein Kilo Kopra. Die 
Gesellschaft exportiert bereits 1,2 bis 1,5 Millionen 
Kilo Kopra und kann später bei fortschreitender 
Entwicklung ihrer auf der Tafel verzeichneten 
Palmenpflanzungen 5 bis 6 Millionen Kilo Kopra 
zum Export bringen. Sie hat also bereits jetzt 
etwa sieben Millionen Nüsse zu ernten, zu ent- 
kernen, zu zerkleinern und zu dörren, ein Quan- 
tum das sich in den nächsten Jahren auf etwa 
36 Millionen Nüsse steigern wird. 
Eine andere Abbildung zeigt die Anzapfung 
von Kautschukbäumen (Einschnitte). Zur Erzeu- 
gung von einem Kilo Kautschuk sind etwa 800 Ein- 
schnitte erforderlich. Die Arbeitsleistung geht also 
für nur 1000 Kilo Kautschuk in die Hundert- 
tausende von Einschnitten — bei größeren Quan- 
titäten, welche die Gesellschaft aus ihren Baum- 
beständen noch zu erwarten hat, in die Millionen. 
Diese Zahlen kennzeichnen den umfangreichen 
Betrieb, der noch einen erheblichen Import= und 
Export-Handel in der Kolonie, wie in Deutsch- 
land umfaßt, und zeigen, welchen Anforderungen 
ein großes überseeisches Unternehmen bezüglich 
seiner Organisation, seiner Ausrüstung mit tech- 
nischen Hilfsmitteln, Maschinen, Schiffen usw. ge- 
wachsen sein muß, um solche Ernten bewältigen 
und ihre Produkte dem Deutschen Konsum zu- 
führen zu können. 
Die Eigenartigkeit der Fauna des Landes 
wird durch eine Sammlung seltener Vögel dar- 
gestellt, worunter der prächtige, buntbefiederte 
Paradiesvogel in mehreren Arten auftritt.
	        
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