Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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bouw in Nederlandsch-Indis“ niedergelegt. Ihre 
Erfahrungen sind, soweit ich sehen kann, bisher 
in Pflanzerkreisen unbekannt geblieben. 
Ich hatte nun den dringenden Wunsch, mir 
die Kulturen auf Sumatra anzusehen. Der nur 
einmal monatlich zwischen Mengala und Batavia 
verkehrende Dampfer der Kon. Paketvaart-Mat- 
schappij fuhr aber zweimal hintereinander nicht 
aus, so daß ich mich entschließen mußte, auf dem 
Landwege vom Süd-Sumatra-Hafen Telok Betong 
vorzudringen. Die besten Empfehlungen von 
Professor Treub an den Residenten und die Kon- 
trolleure des dortigen Distrikts standen mir zur 
Seite; der erste Häuptling, der die Haupt-Rotang- 
kulturen in seinem Besitz hatte, war ebenfalls 
durch Herrn Lembruggen von meinem Kommen 
unterrichtet worden. Ich hatte jedoch nicht mit 
dem Starrsinn der Sumatraner gerechnet. Diese 
hatten gerade Pfefferernte gehabt und besaßen für 
die nächste Zeit Geld geung zum Lebensunterhalt. 
Infolgedessen waren sie nicht dazu zu bringen, 
mir Pferd oder Fuhrwerk zu liefern oder sie 
stellten so horrende Forderungen, daß ein Weiter- 
tommen ausgeschlossen war. Unverrichteter Sache 
nach Buitenzorg zurückgekehrt, unternahm ich dort 
noch einige entsprechende Versuche. Aus allen 
Mitteilungen, die mir noch Herr Lembruggen 
machte, und dem, was ich beobachten konnte, er- 
gab sich, daß eine Kultur des Rotang möglich 
ist und daß sie sich an feuchten, zu sonstigen 
Kulturen ungeeigneten Strecken eines Plantagen- 
gebietes gut bewährt. Nähere Angaben werde 
ich, sobald meine Sammlungen geordnet sind, 
veröffentlichen. 
* 
2 
Kapot. 
Reiche Nebenerträge werden auf Java durch 
die Ausfuhr von Kapok-Wolle erzielt. Diese aus 
den Früchten des Kapok-Baumes Ceiba pentandra 
(L.) Gärtn. (Eriodendron anfractuosum D. C.) 
gewonnenc, zarte Wolle wird allenthalben in den 
dortigen Tropen, vielfach auch in Europa usw. 
zum Stopfen von Kissen und Matratzen benutzt. 
Wie Busse“) bin auch ich der Ansicht, daß eine 
Kultur dieses Baumes auch für unsere Kolonien 
wertvoll ist und mehr, als es bis jetzt geschehen 
ist, eingeführt werden sollte. Das schnelle Wachs- 
tum des Baumes und die damit verbundene 
Schwierigkeit, von älteren Exemplaren die Früchte 
zu erlangen, dürfte dabei kein Hindernis bieten. 
In Java sah ich, daß die Eingeborenen mit 
langen Bambusstäben die Früchte herunterholten. 
Erreichten schließlich die Bäume eine solche Höhe, 
daß auf diese Weise eine Ernte nicht mehr gut 
*) Bericht über dic pflan zenpathologische Expedition 
nach Kamerun und Togo 190/05. 
  
möglich war, so befreite man den Stamm von 
seinen wenig zahlreichen Asten, zerteilte ihn in 
etwa 1½ Meter lange Stücke, die, in den Boden 
gesteckt, sehr bald wurzelten, neue Schößlinge 
trieben und nach Angabe eines Herrn in Buiten- 
zorg, der schon jahrelang diesen Baum kultiviert 
in 3¾ Jahr wieder Ertrag brachten. Auch die 
Aste, denen die Seitenzweige genommen waren, 
wuchsen schnell an und erstarkten bald; die daraus 
entstehenden Bäume lieferten späterhin gute Ernten. 
— Die relativ geringe Belaubung des Baumes 
gestattet es, ihn zugleich als Schattenspender für 
bestimmte Kulturen zu verwenden. So sah ich 
ihn in Mittel-Java zum Schutz der Kakao-Bäume 
angepflanzt. 
Somit wäre der Versuch einer Kapok-Kultur, 
namentlich in Togo, wo nach Busse günstige 
Bedingungen vorliegen, wohl anzuraten. 
Gambir. 
In größerem Umfang wird, wie ich aus münd- 
lichen Berichten entnehmen konnte, auf Sumatra 
in den letzten Jahren die Kultur der Gerbstoff 
liefernden Rubiacee Uncaria Gambir betrieben. 
Dieser Strauch soll in sumpfigen Distrikten sehr 
gut gedeihen und seine Kultur bei den ziemlich 
hohen heutigen Gerbstoffpreisen sehr rentabel sein. 
Bambus. 
In denjenigen Teilen unserer Kolonien, wo 
sich Bambusgewächse finden, scheint es mir zweck- 
mäßig, eine ausgedehntere Verwertung dieser 
Pflanzen in die Wege zu leiten. Könnte doch, 
wenigstens dort, wo man mit einem mannell ge- 
schickten und intelligenten Eingeborenenstamm zu 
tun hat, ebenso eine Bambus-Flechtwerkindustrie 
erblühen, wie in West-Java, wo u. a. Hüte mit 
den Eigenschaften der Panamas und anderes 
weiches, widerstandsfähiges Flechtwerk in großen 
Mengen hergestellt und zu sehr hohen Preisen 
nach Europa exportiert wird. 
Ferner wäre in den durch ihre klimatischen 
und sonstigen Verhältnisse dazu geeignet er- 
scheinenden Kolonien die Kultur jenes sogenannten 
männlichen Bambus(Bambusa scriptoria Demert)7 
zu versuchen, dessen Stengel solide (weil nicht 
hohl) sind und der englisch-indischen Armee die 
haltbarsten Lanzenschäfte liefern. Meines Wissens 
ist dieser Bambus bisher nur in englisch Ostindien 
gefunden worden. Da in unserer Armee die ge- 
ringe Leistungsfähigkeit der bisher verwendeten 
Lanzenschäfte aus Stahlrohr usw. eine große 
Kalamität bildet, so wäre dieser Punkt gewiß einer 
näheren Erwägung wert. 
1# 
  
Ich möchte diesen Bericht nicht schließen, ohne 
auf einc tropische Holzart hingewiesen zu haben, 
die meiner Schätzung nach berufen sein könnte,
	        
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