Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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ritten, die unter teilweiser Uüberwindung von Durst- 
strecken eine Länge von 120 km, einschließlich 
des Rückmarsches, hatten, wurde weiter festgestellt, 
daß bei Haib, etwa 60 bis 70 km von der Küste 
entfernt, die Dünen beginnen, während bei Namtop, 
wie weiter nördlich bei Nubib, die ersten Dünen 
bereits 120 bis 130 km von der Küste entfernt 
auftreten. Der gesamte Wasserbedarf, einschließlich 
desjenigen für die Wagentiere, war auf 3000 I 
berechnet. Dieses Wasser mußte bei Namtop vom 
Berge geholt werden, der Marsch hin und zurück 
zum Wasserwagen mit Eimern, die 5 bis 6 I 
enthielten, betrug 50 Minuten; die Leistungen 
der Mannschaft hierbei sind besonders hervor- 
zuheben. 
Dieser erste Vorstoß über Kunbis hinaus in 
die Namib scheiterte jedoch, weil die Kräfte der 
Zugtiere in dem tiefen Sande von Namtop her 
versagten. Die Wagen konnten, obwohl zwei 
Wassertins abgeladen wurden, nicht bis Haib folgen. 
Ein Tränken der Kamele ist hier vor dem 
bevorstehenden anstrengenden Marsch durch die 
Dünen sicherheitshalber geboten. Die Dauer des 
Marsches bis zur Küste bei Überwindung der 
vielen Dünen von 100 bis 150 m Höhe war 
vorher nicht zu berechnen; Wasser mußte bei Haib 
vorhanden sein, weil ich bei Mißlingen des Vor- 
stoßes die Verantwortung, auf dem Rücdkmarsche 
kein Wasser zu finden, nicht übernehmen wollte. 
Der zweite Versuch wurde Anfang März 
unternommen. Von einer Patrouille war die 
Meldung eingetroffen, daß bei Kunbis Regen ge- 
fallen sei; infolgedessen war jetzt die Nachführung 
von Wasser von Kunbis bis zu den Awasiber 
Bergen möglich. Das Füllen der Tins mit 
2000 1 war in Kunbis nicht so schwierig wie in 
Namtop. Die Wasserwagen sowie die Kamele, die 
zur Schonung keine Last erhalten hatten, wurden 
vorausgeschickt. 
Am 3. März morgens brach dann die Patrouille 
in einer Stärke von zwei Offizieren, einem Ober- 
arzt, einem Unteroffizier und fünfzehn Reitern 
von Chamis auf. Am gleichen Tage trafen wir 
in Krügerspütz ein und marschierten am Nach- 
mittage weiter nach Auboris. Hier wurde ein 
Tag Rast gemacht, da hier die letzte Weide für 
die Kamele vorhanden war. Am 6. trafen wir 
dann in Kunbis ein, von wo wir auf dem Wege 
über Haib in südwestlicher Richtung weiter mar- 
schierten. Es wurde, wie gewöhnlich, nachtsüber 
marschiert. In Haib verblieb für alle Fälle ein 
Wasserwagen mit sechs Mann bis zum 11. März. 
Die Stärke der Patrouille betrug jetzt zwei Offi- 
ziere, einen Oberarzt, einen Unteroffizier, acht Reiter, 
einen Eingeborenen und fünf Kamele. Unter den 
Kamelen befanden sich zwei Pack-, zwei Wasser- 
tiere sowie ein Reservetier. Die zweite Hälfte der 
  
Nacht vom 8. März mußte der frischen Flugsand- 
dünen wegen größtenteils zu Fuß zurückgelegt 
werden. Die Dünen bestehen hier noch aus röt- 
lichem Sande; sie waren teilweise mit harten 
Gräsern und Disteln bewachsen, die die Kamele 
als Nahrung annahmen. Sträucher waren nicht 
vorhanden, jedoch Naruspflanzen ohne Früchte. 
Lebewesen, selbst Insekten, fehlten. Ein Abkochen 
war wegen starken Sandsturmes nicht möglich. 
Auch an den nächsten Tagen konnte nicht einmal 
Kaffee zubereitet werden, da jegliches Brenn- 
material fehlte. Bei dem weiteren Vormarsch 
hörte die Vegetation gänzlich auf. Es begann 
ein feiner, hellbrauner Flugsand. Der Fußmarsch 
wurde sehr schwierig und anstrengend, da Menschen 
wie Tiere bis über die Knöchel einsanken. Die 
Dünenbildung war völlig ungleichmäßig, tiefe 
Trichter und Steilabfälle wie Anstiege zwangen 
zu häufigen Umgehungen; genaue Marschrichtung 
war schwer zu halten. 
Je näher man der Küste kam, desto schwieriger 
gestaltete sich der Marsch. Die Dünen wurden 
höher und mächtiger, die Kamele mußten häufig 
mit Deckengurten über die Dünen gebracht werden. 
Der Marsch wurde eintönig und niederdrückend, 
da dem Auge jede Abwechslung fehlte. Am 
9. März abends brach ein starkes Gewitter mit 
heftigem Regen aus. Es wurde deshalb eine 
kürzere Ruhepause gemacht. Am 10. März ließ 
der Sandsturm nach. Ein Abkochen war jedoch 
noch immer ausgeschlossen. Ein Kamel ging in- 
folge UÜberanstrengung ein. Der Marsch mußte 
noch immer des tiefen Sandes und der unregel- 
mäßigen Dünen wegen zu JFuß fortgesetzt werden, 
kleinere Erholungspausen wurden häufiger eingelegt. 
Am 10. März, morgens 4 Uhr, wurde See- 
rauschen vernehmbar. Die Dünen nahmen an 
Höhe zu. Gegen ½6 Uhr meldeten die zum 
Suchen des Weges vorgesandten Leute, daß die 
Küste 2 bis 3 km entfernt sei. Der Aufstieg mit 
allen Tieren bis zum Kamme der letzten Düne 
dauerte annähernd eine Stunde. Die Höhe der 
Düne betrug ungefähr 200 m. Von oben übersah 
man eine mit Binsen und Brakbusch bewachsene, 
in das Meer hervorspringende Fläche. Auf dieser 
wurde in einer Entfernung von 4 bis 5 km, in 
südwestlicher Richtung aufsteigender Rauch bemerkt, 
der auf Eingeborene schließen ließ. Eine ent- 
sandte Patrouille war des tiefen Sandes wegen 
nicht in der Lage, die Eingeborenen zu er- 
reichen, da die in der Werft sitzenden Hotten- 
totten und Buschleute die Patrouille bemerkt und 
sofort die Flucht ergriffen hatten. Ein Versuch, 
sie einzuholen, verlief ergebnislos. In der Nähe 
der Werft fand man ein Wasserloch mit genieß- 
barem Wasser; infolgedessen konnten die Kamele 
12 bis 151 Wasser erhalten. Die Eingeborenen
	        
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