Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Archipel, sowie Samoa jetzt immer mehr der 
Kultur des Parakautschuks, Hevea brasiliensis, 
zu. Ficus elestica wird mehr als Windschutz, 
Kickxia in Kamerun als Zwischenkultur zwischen 
Hevea gepflanzt. In den trockeneren Gebieten wie 
Deutsch-Ostafrika und Togo gedeiht Hevea nur 
an den lokalen feuchteren Stellen, während der 
Cearakautschuk, Manihot Glaziovii, in immer 
größerem Maße angebaut wird. Während die 
Kolonien in bezug auf die Rentabilität der 
Parakautschuk-Kultur keine Befürchtungen zu hegen 
brauchen, ist bezüglich der Cearakautschuk-Plan- 
tagen nur dann auf gute Resultate zu rechnen, 
solange die Preise des Kautschuks einigermaßen 
hoch bleiben werden, es sei denn, daß man 
bessere und billigere Zapfmethoden für den Ceara- 
kautschuk ausfindig macht. 
Die Urbestände des wilden Kautschuks werden 
hingegen immer mehr durch die Raubausbeutung 
dezimiert, namentlich trifft dies für die Kickxia- 
Bestände Süd-Kameruns zu, und mit Recht be- 
mühen sich daher die dort ansässigen Firmen, 
den Kautschukbau als Volkskultur einzuführen. 
Bei der Natur der Neger, die sich ungern um 
ihre Zukunft Sorge machen, wird es freilich eine 
schwierige Aufgabe sein, eine Kultur einzuführen, 
die erst nach vielen Jahren Erträge verspricht, 
zumal man dringend davon abraten muß, 
Zwangsmaßregeln zur Einführung dieser Kultur 
zu ergreifen. Die Regierung errichtet zwei Kaut- 
schuk-Musterpflanzungen zur Anlernung der Ein- 
geborenen, und um sie mit Saatgut zu versehen. 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee unterstützt 
diese Bestrebungen durch Gewährung von Geld- 
prämien für die Eingeborenen. Wichtiger als 
die Einführung des Kautschukbaues als Volks- 
kultur in diesen Gegenden ist freilich die Er- 
zeugung anderer Massenprodukte wie Mais, Reis, 
Erdnüsse, Sesam und vielleicht auch der Soja- 
bohne, da diese in ganz anderer Weise Frachten 
für die Eisenbahnen zu liefern imstande sein 
werden. 
Bezüglich der Erntebereitung des Kautschuks 
sind wir meist noch auf die Erfahrungen der 
Engländer angewiesen, die sich aber fast aus- 
schließlich auf den Parakautschuk beziehen. Die 
Erntebereitung des Cearakautschuks wird speziell 
in Ostafrika in dem Biologisch-Landwirtschaftlichen 
Institut in Amani studiert, die Bereitung des 
Kickriakautschuks wird von den Plantagen in 
Kamerun ausgearbeitet. Nötig ist aber eine 
Zentralstelle für Kautschukuntersuchungen in Deutsch- 
land, die mit den Pflanzern Hand in Hand ar- 
beitet und ihnen das Material über die Fort- 
schritte der Erntebereitung, sowie Berichte über 
die allgemeine Marktlage des Kautschuks zur Ver- 
fügung stellt. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee 
  
rechnen kann. 
hat mit dem Chemischen Laboratorium für Handel 
und Industrie, Dr. Robert Henriques Nachf., eine 
Vereinbarung getroffen, um gemeinsam mit ihm 
eine solche Zentralstelle zu begründen. 
Guttapercha= und Kautschuk-Unternehmen 
in Neu-Guinea. 
Über den derzeitigen Stand der Gutta- 
percha= und Kautschuk-Expedition in Neu- 
Guinea, die bekanntlich von Dr. Schlechter 
geführt wird und der Oberleitung des Gou- 
verneurs Dr. Hahl untersteht, berichtet Professor 
Warburg: - 
Die letzten Monate waren hauptsächlich der 
weiteren Unterrichtung der Eingeborenen in der 
sachgemäßen Gewinnung von Guttapercha ge— 
widmet. Zu diesem Zweck wurden aus mehreren 
Dörfern die Eingeborenen herangezogen. Sie 
zeigten nach Angabe Schlechters bei den Arbeiten 
großes Geschick. In der Gegend von Alexis- 
hafen war Guttapercha reichlich vorhanden. Von 
einzelnen Bäumen wurden bis 18 Pfund Gutta 
gewonnen. 
Im April unternahm Dr. Schlechter eine 
Expedition nach dem Uaria-Flusse, um dort die 
wirtschaftlichen Verhältnisse näher zu erforschen. 
Auch in diesem Gebiete sind Guttaperchabäume 
zahlreich vorhanden. Wahrscheinlich handelt es 
sich hier um eine andere Art als Palaquium 
Supkianum, was jedoch bis jetzt noch nicht mit 
Sicherheit festgestellt werden konnte. Auch scheint 
die Guttapercha dieses Baumes nach einer vor- 
läufigen Probe harzreicher zu sein, als die aus 
dem mittleren Teil des Kaiser-Wilhelmslandes. 
Auch eine Kautschuk-Liane konnte im Uaria- 
Gebiet festgestellt werden, die mit der früher im 
Finisterre-Gebirge gefundenen Ficus-Art identisch 
ist. Durch diesen Fund ist es wahrscheinlich ge- 
worden, daß die Ficus-Liane in dem ganzen Gebiet 
von Friedrich-Wilhelmshafen bis zur englischen 
Grenze vorkommt und auch nach dem Westen hin 
weiter verbreitet ist. Diese Liane tritt gemeinsam 
mit einer anderen, einer Parameria-Art, im 
Uaria-Gebiet auf. Nach den bisherigen Fest- 
stellungen kann durchschnittlich mit 2 bis 3 Lianen 
per Hektar gerechnet werden. Als Durchschnitts- 
ertrag dürften nach Angaben Schlechters für eine 
Parameria-Liane etwa ½ bis 3/4 Pfund Kaut- 
schuk angesehen werden, während man bei der 
Ficus-Art durchschnittlich auf über ein Pfund Ertrag 
Erwähnenswert ist ferner, das 
häufige Vorkommen einer Dipterocarpaceen-Art, 
die ein offenbar brauchbares Dammarharz 
liefert. Falls das Harz sich als brauchbar er- 
weisen sollte, können große Mengen davon in 
diesem Gebiete gesammelt werden.
	        
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