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Archipel, sowie Samoa jetzt immer mehr der
Kultur des Parakautschuks, Hevea brasiliensis,
zu. Ficus elestica wird mehr als Windschutz,
Kickxia in Kamerun als Zwischenkultur zwischen
Hevea gepflanzt. In den trockeneren Gebieten wie
Deutsch-Ostafrika und Togo gedeiht Hevea nur
an den lokalen feuchteren Stellen, während der
Cearakautschuk, Manihot Glaziovii, in immer
größerem Maße angebaut wird. Während die
Kolonien in bezug auf die Rentabilität der
Parakautschuk-Kultur keine Befürchtungen zu hegen
brauchen, ist bezüglich der Cearakautschuk-Plan-
tagen nur dann auf gute Resultate zu rechnen,
solange die Preise des Kautschuks einigermaßen
hoch bleiben werden, es sei denn, daß man
bessere und billigere Zapfmethoden für den Ceara-
kautschuk ausfindig macht.
Die Urbestände des wilden Kautschuks werden
hingegen immer mehr durch die Raubausbeutung
dezimiert, namentlich trifft dies für die Kickxia-
Bestände Süd-Kameruns zu, und mit Recht be-
mühen sich daher die dort ansässigen Firmen,
den Kautschukbau als Volkskultur einzuführen.
Bei der Natur der Neger, die sich ungern um
ihre Zukunft Sorge machen, wird es freilich eine
schwierige Aufgabe sein, eine Kultur einzuführen,
die erst nach vielen Jahren Erträge verspricht,
zumal man dringend davon abraten muß,
Zwangsmaßregeln zur Einführung dieser Kultur
zu ergreifen. Die Regierung errichtet zwei Kaut-
schuk-Musterpflanzungen zur Anlernung der Ein-
geborenen, und um sie mit Saatgut zu versehen.
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee unterstützt
diese Bestrebungen durch Gewährung von Geld-
prämien für die Eingeborenen. Wichtiger als
die Einführung des Kautschukbaues als Volks-
kultur in diesen Gegenden ist freilich die Er-
zeugung anderer Massenprodukte wie Mais, Reis,
Erdnüsse, Sesam und vielleicht auch der Soja-
bohne, da diese in ganz anderer Weise Frachten
für die Eisenbahnen zu liefern imstande sein
werden.
Bezüglich der Erntebereitung des Kautschuks
sind wir meist noch auf die Erfahrungen der
Engländer angewiesen, die sich aber fast aus-
schließlich auf den Parakautschuk beziehen. Die
Erntebereitung des Cearakautschuks wird speziell
in Ostafrika in dem Biologisch-Landwirtschaftlichen
Institut in Amani studiert, die Bereitung des
Kickriakautschuks wird von den Plantagen in
Kamerun ausgearbeitet. Nötig ist aber eine
Zentralstelle für Kautschukuntersuchungen in Deutsch-
land, die mit den Pflanzern Hand in Hand ar-
beitet und ihnen das Material über die Fort-
schritte der Erntebereitung, sowie Berichte über
die allgemeine Marktlage des Kautschuks zur Ver-
fügung stellt. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee
rechnen kann.
hat mit dem Chemischen Laboratorium für Handel
und Industrie, Dr. Robert Henriques Nachf., eine
Vereinbarung getroffen, um gemeinsam mit ihm
eine solche Zentralstelle zu begründen.
Guttapercha= und Kautschuk-Unternehmen
in Neu-Guinea.
Über den derzeitigen Stand der Gutta-
percha= und Kautschuk-Expedition in Neu-
Guinea, die bekanntlich von Dr. Schlechter
geführt wird und der Oberleitung des Gou-
verneurs Dr. Hahl untersteht, berichtet Professor
Warburg: -
Die letzten Monate waren hauptsächlich der
weiteren Unterrichtung der Eingeborenen in der
sachgemäßen Gewinnung von Guttapercha ge—
widmet. Zu diesem Zweck wurden aus mehreren
Dörfern die Eingeborenen herangezogen. Sie
zeigten nach Angabe Schlechters bei den Arbeiten
großes Geschick. In der Gegend von Alexis-
hafen war Guttapercha reichlich vorhanden. Von
einzelnen Bäumen wurden bis 18 Pfund Gutta
gewonnen.
Im April unternahm Dr. Schlechter eine
Expedition nach dem Uaria-Flusse, um dort die
wirtschaftlichen Verhältnisse näher zu erforschen.
Auch in diesem Gebiete sind Guttaperchabäume
zahlreich vorhanden. Wahrscheinlich handelt es
sich hier um eine andere Art als Palaquium
Supkianum, was jedoch bis jetzt noch nicht mit
Sicherheit festgestellt werden konnte. Auch scheint
die Guttapercha dieses Baumes nach einer vor-
läufigen Probe harzreicher zu sein, als die aus
dem mittleren Teil des Kaiser-Wilhelmslandes.
Auch eine Kautschuk-Liane konnte im Uaria-
Gebiet festgestellt werden, die mit der früher im
Finisterre-Gebirge gefundenen Ficus-Art identisch
ist. Durch diesen Fund ist es wahrscheinlich ge-
worden, daß die Ficus-Liane in dem ganzen Gebiet
von Friedrich-Wilhelmshafen bis zur englischen
Grenze vorkommt und auch nach dem Westen hin
weiter verbreitet ist. Diese Liane tritt gemeinsam
mit einer anderen, einer Parameria-Art, im
Uaria-Gebiet auf. Nach den bisherigen Fest-
stellungen kann durchschnittlich mit 2 bis 3 Lianen
per Hektar gerechnet werden. Als Durchschnitts-
ertrag dürften nach Angaben Schlechters für eine
Parameria-Liane etwa ½ bis 3/4 Pfund Kaut-
schuk angesehen werden, während man bei der
Ficus-Art durchschnittlich auf über ein Pfund Ertrag
Erwähnenswert ist ferner, das
häufige Vorkommen einer Dipterocarpaceen-Art,
die ein offenbar brauchbares Dammarharz
liefert. Falls das Harz sich als brauchbar er-
weisen sollte, können große Mengen davon in
diesem Gebiete gesammelt werden.