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Nördlich vom Dünengürtel war das Gelände
steinig und durch tiefe Reviere zerklüftet. Busch-
werk und Weide hörten vollkommen auf. Für
uns hatten wir vorsichtigerweise Brennholz mit-
genommen. Die Kamele mußten aber bis Lüderitz-
bucht hungern, wo wir am 17. November ein-
trafen. Als wir bei Kilometer 5 an die Süd-
bahn stießen, waren wir sehr froh. Die letzte
Strecke von den Wanderdünen an war infolge
des ständigen Sandsturms und des völligen
Mangels an Weide außerordentlich anstrengend
gewesen.
Der Blaugrund im Bezirk Gibeon.
Der Königlichen Bergakademie zu Berlin ist
durch den Vertreter der Gibeon Schürf= und
Handels-Gesellschaft m. b. H., Herrn Dr. Georg
Hartmann, kürzlich eine aus mehr als 500 Num-
mern bestehende, sorgfältig geordnete und wert-
volle Sammlung von Gesteinsproben, Wasch-
rückständen und Mineralproben, die bei den von
der genannten Gesellschaft im Bezirke Gibeon
1907 und 1908 betriebenen Untersuchungen von
Blaugrundstellen zusammengekommen sind, zu-
gewendet geworden.
Die Untersuchungen der Gesellschaft haben sich
auf zehn Blaugrundstellen nebst den von diesen
ausgehenden Blaugrundgängen (1 Blaugrundstelle
bei Station Gibeon, 2 bei Freistatt, 2 bei Hanaus,
1 bei Fahlgras, 1 bei Groendorn, 2 bei Amalia
und 2 bei Rietkuel belegen) erstreckt. Sie haben
— außer in geologischen und topographischen
Feststellungen — im Niederbringen von 115 Ver-
suchsschächten und 19 Bohrungen und in der
Verwaschung von rund 450 chm des aus den
Versuchsschächten geförderten Gebirges (meist
Gelbgrund, wie er durch Verwitterung aus dem
Blaugrund entsteht) nach den in Südafrika dafür
erprobten Methoden bestanden. Für die unter
besonders schwierigen Umständen (Nachwirkungen
des Aufstandes, Wassermangel, Mangel an Vieh-
futter, Erkrankungen von Menschen und Tieren)
ausgeführten Arbeiten find bisher nahe an
3¾ Millionen Mark verausgabt worden.
Von jedem Versuchsschachte, der auf Blau-
bzw. Gelbgrund fündig geworden ist, find
1. Proben des rohen Blau= oder Gelbgrundes,
2. Proben der Waschrückstände, getrennt nach
grobem, mittlerem und feinem Korn, und
3. Proben der die Rückstände zusammensetzenden
Mineralien, ebenfalls nach Korngrößen
getrennt,
gesammelt worden.
Die Proben geben danach ein vollständiges
Bild von der Beschaffenheit und Zusammensetzung
des an den einzelnen Fundstellen auftretenden
Blaugrundes und ermöglichen jederzeit eine Nach-
prüfung der Richtigkeit der über die Untersuchungs-
arbeiten erstatteten Berichte. Eine von Dr. Hart-
mann im Maßstabe 1:100000 entworfene Karte
des Untersuchungsgebietes, in der alle Blaugrund-
stellen eingezeichnet sind, und eine Sammlung
von Proben der die Blaugrundvorkommen ein-
schließenden Gebirgsschichten ergänzen die Haupt-
sammlung in erwünschter Weise. Von der bevor-
stehenden gründlichen Durcharbeitung des gesamten
Materials wird danach mancher Nutzen sowohl
für die Wissenschaft als auch für die im Schutz-
gebiete noch auszuführenden Schürfarbeiten er-
wartet werden dürfen.
Die praktischen Ergebnisse der von der Ge-
sellschaft bisher angestellten Untersuchungen sind
leider negativ gewesen. Trotz sorgfältigster
Sichtung der Waschrückstände ist es nicht gelungen,
auch nur den kleinsten Diamanten darin auf-
zufinden. An diesem Ergebnisse wird sich, soweit
die bisher untersuchten Fundstellen in Betracht
kommen, auch in Zukunft nichts mehr ändern,
da die angewandten Untersuchungsmethoden so
genau waren, daß ein UÜbersehen der Diamanten
unmöglich gewesen wäre, wenn sich solche einiger-
maßen häufig oder gar in abbauwürdiger Menge
in dem Waschgute gefunden hätten. Um von
der Zuverlässigkeit der Arbeiten eine Vorstellung
zu geben, mag nur angeführt werden, daß jeder
von den sieben bei den praktischen Arbeiten be-
schäftigten Europäern eine Probe seiner Fertigkeit
im Auswaschen von Diamanten abgelegt hat,
indem er 16 vom Kaiserlichen Gouvernement zu
dem Zwecke zur Verfügung gestellte, im Gelb-
grunde versteckte, verschieden große Diamanten,
bis herab zur Größe von ½/16 Karat, im regel-
rechten Gange der Wasch= und Sortierungsarbeit
ohne Verlust aus dem Gelbgrunde wieder heraus-
gesucht hat.
Die Erklärung für den ungünstigen Ausfall
der Untersuchungen ist nach dem Urteil des zu
den Arbeiten herangezogenen Engländers Whitaker,
eines gut empfohlenen südäfrikanischen Prospektors,
der auf eine dreißigjährige Erfahrung in der
Erschürfung und Ausbeutung von Diamantlager-
stätten zurückblickt und der sich auch bei den ihm
übertragenen Arbeiten durchaus bewährt hat,
darin zu finden, daß die untersuchten Blaugrund-
stellen keine echten Blaugrund= „Pfeifen“ oder
„Schlote“ (real volcanic pipes), sondern nur
örtliche Erweiterungen von Blaugrund-,„Gängen“
(fissures, fissure-pipes) darstellen und daß in
Südafrika allgemein nur die echten „Pfeifen“
Diamanten in größerer Menge enthalten. Der
Prospektor hat auf Grund seiner besonderen
Kenntnis der Verhältnisse gleich bei der ersten