Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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englischen Nachbargebiete zeigt, daß auch in den 
letzteren die Entfaltung in den ersten Zeiten der 
Kolonisation nicht schneller vor sich gegangen ist, 
als in unseren Gebieten. Der Vorsprung, den 
sie zum Teil heute vor unseren Schutzgebieten 
haben, ist bei der vielfach vorhandenen Gleich- 
artigkeit der äußeren Vorbedingungen im wesent- 
lichen auf den früheren Beginn und die ziel- 
bewußte Verfolgung der wirtschaftlichen Erschließung 
zurückzuführen, insbesondere auf die rechtzeitige 
Schaffung von brauchbaren Verkehrsmitteln, vor 
allem Eisenbahnen. Im Jahre 1890 besaß 
England in Afrika bereits 3592 km, Frankreich 
3456 km Eisenbahnen; Deutschland 0 km. Zehn 
Jahre später (1900) stellte sich das Verhältnis 
folgendermaßen: England 7177 km, Frankreich 
4567 km, Deutschland 568 km. Und im Jahre 
1906 war das Mißverhältnis, besonders England 
  
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gegenüber, noch viel stärker geworden; es besaßen 
in diesem Jahre England 14 677 km, Frankreich 
6090 km, Deutschland 1814 km Eisenbahnen in 
Afrika — ein Unterschied, der keineswegs in ab- 
weichenden Größenverhältnissen seine Erklärung 
findet, denn der afrikanische Kolonialbesitz Eng- 
lands umfaßt rund 5,0, der Frankreichs 5,2, 
der Deutschlands 2,4 Millionen qkm. Die 
Tatsache, daß der Deutsche Reichstag im Mai 1908 
1459 km neuer Bahnen für die Kolonien bewilligt 
hat, wird zur Folge haben, daß Deutschland nach 
ihrer Fertigstellung insgesamt (einschließlich der 
Pflanzungsbahnen) über rund 3600 km Kolonial= 
bahnen verfügt. Es wird freilich auch dann 
erst wenig mehr als die Hälfte der heutigen 
Bahnlänge der vier englischen Nachbarkolonien 
haben, wie die nachstehende Zusammenstellung 
zeigt. 
Eisenbahnen in den deutschen Kolonien und in ihren englischen Nachbarkolonien. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
1*“ Bahnen ir in k km ni *½ B 
Flächen- Flächen- l Bahnen 
Name der Kolonie inhalt im Bau Name der Kolonie inhalt (fertig 
im Betrieb bzw. insgesamt ç dder 
6 i 
Togo 87 200 164 175 339 Goldküste 310 076 270 
RNamerun. 495 600 —. 520 520 (Kolonie u. Protektorat) I 
Süd-Nigeria. 867 360 309 
Deutsch-Südwestafrika35 100 1 486 113 1 5099 Kapkolonie . 720187lökk76 
Deutsch-Ostafrika 995 000 338 744 1 082 „Britisch-Ostafrika (und 
. llgandasttektotay1041568 940 
19881552 3 540 6895 
Immerhin wird der Ausbau von Eisenbahnen 
selbst in dem Umfange, wie er zur Zeit geplant 
ist, auf die wirtschaftliche Entwicklung unserer 
Schutzgebiete von größtem Einflusse sein. Erstens 
verbilligt die Eisenbahn den Transport ganz 
außerordentlich. Unter den jetzigen Verhältnissen 
ist noch der Mensch in unseren Kolonialgebieten 
(mit Ausnahme von Südwestafrika, wo vielfach 
Ochsenwagen verwendet werden) weitaus das 
gebräuchlichste Beförderungsmittel. Die Kosten 
des auf diese Art bewerkstelligten Gütertransports 
sind natürlich nicht überall gleich; sie bewegen 
sich nach sachkundigen Angaben in unseren Kolonien 
zwischen 100 und 150 Pfennigen 3) für den Tonnen- 
kilometer (d. h. für den Transport einer Tonne 
Last über eine Entfernung von 1000 m). Bei 
Ochsenwagen stellen sich die Transportkosten auf 
31 bis 80, bei Kamelen auf 12 bis 27 Pf.,) 
125 Die Sigibahn in 
  
jedoch sind diese Beförderungsarten nur in be- 
schränktem Umfang anwendbar. Die Eisenbahn 
verbilligt den Transport bis auf ½0 und weniger, 
bzw. auf 4 bis 8 Pf. 3) für den Tonnenkilometer. 
So erfordert z. B. die Beförderung von Lasten 
von dem deutschen Muansa am Wiktoriasee nach 
der Küste auf dem direkten Trägerwege das 
Dreizehnfache der Beförderungskosten über den 
anderthalbmal so langen Weg Aiktoriasee— 
Ugandabahn, ein Umstand, von welchem beiläufig 
die englische Ugandabahn den meisten Nutzen 
hat. Es bedarf ferner kaum der Erwähnung, daß 
der Eisenbahntransport gegenüber dem Träger- 
transport der bei weitem zuverlässigere ist. Dazu 
kommt die Beschleunigung des Transports durch 
die Eisenbahn, die gegenüber der bisherigen Be- 
förderungsmethode das 20-bis 40fache beträgt. Die 
Strecke vom Tanganjikasee bis zur Küste nach Baga- 
Ostafrika (23 km) und die Viktoria-Pflaun zungsbahn in Kamernn (55 km)j sind in 
der Zusammenstellung nicht berücksichtigt, da ihnen als schmalspurige Pflan zungsbahnen eine allgemeine Be- 
deutung für den Verkehr nicht zukommt. 
2) Mfang 1908 im Bau: 
der Rinderpest 1 tkm per Ochsenwagen 225 Pf. 
Ibadan—Oshogbo in Nigeria (108 km). 
3) Diese Zahlen haben selbstverständlich nur relative Bedeutung: 
Umständen noch niedriger, unter ungünstigen Verhältnissen erheblich höher sein. 
sie können unter günstigen örtlichen 
So kostete in Transvaal nach
	        
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