Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

G 401 20 
Eigenschaften, wie geringe Größe, beträchtliche 
Widerstandskraft, häufiges Vorkommen als be- 
sonders brauchbar erwiesen, und durch mehrere 
Wochen genauer beobachtet. 
Es find dies: 
1. sinkokpoloevi. Ein kleiner, bis zu 
4 cm langer Fisch mit abgeplattetem, vom Körper 
nicht abgesetztem Kopf, Körper zylindrisch gegen 
das Schwanzende gleichförmig sich verjüngend, 
große Afterflosse. Farbe grünlich-silberig, nach 
der Umgebung des Fisches wechselnd, ein (bis- 
weilen auch mehrere) Perlmutterfleckchen auf dem 
Scheitel. In der Seitenansicht gegen Licht ist 
das Fischchen glasartig durchsichtig. Es hat sich 
bisher in der Gefangenschaft, auch in fauligem 
Wasser, ausgezeichnet gehalten und leistet an Ge- 
fräßigkeit alles, was billigerweise zu verlangen ist. 
Vermöge seiner Kleinheit wird das Fischchen viel- 
leicht auch noch an Wasserstellen Larven erreichen 
können, wohin größere wegen ihres Tiefganges 
nicht mehr gelangen können. Der Fisch ist ge- 
trocknet manchmal auf Märkten in großen Mengen 
zu finden. 
2. boevi. Ein kleiner, bis zu 20 cm langer 
Fisch, recht wohlschmeckend. Er ist am leichtesten 
zu erkennen an einem kleinen roten Fleck in der 
äußersten oberen Spitze seiner Schwanzflosse, auch 
der äußerste Rückenflossensaum ist rötlich. Der 
Fisch ist in geringer Anzahl unter den Trocken- 
sischen auf den Märkten zu finden. Der gewöhn- 
lichste Trockenfisch ist. 
3. akpavi. Der Tiefton à muß deutlich 
ausgesprochen werden, um den Fisch von dem 
viel größer werdenden agbävi zu unterscheiden, 
der allerdings auch Larven frißt. Der akpavi 
ist ein abgeplatteter Fisch, der bis zu 40 cm 
lang und etwa 18 cm hoch wird. Ein ihm 
völlig gleichender Fisch, anscheinend nur eine 
Farbenspielart, wird wegen rötlicher Färbung an 
Kinn, Wange, Bauch akpädjé genannt. 
Hiervon eignet sich sinkokpoloevi gut für 
alle Zwecke, besonders aber für kleine Wasser- 
ansammlungen, die beiden anderen für mittlere. 
In großen Wassern ist jede Art brauchbar, doch 
erscheint eine Diskussion dieser Frage überflüssig, 
da in allen größeren Wasseransammlungen Süd- 
togos derartige Fische von vornherein in Masse 
enthalten sind. Zu boevi und akpavi sei noch 
bemerkt, daß sie häufig über die Wasseroberfläche 
springen und in der Gefangenschaft sehr leicht 
dadurch zugrunde gehen, daß sie bei solchen 
Sprüngen auf den Erdboden fallen. Von den 
länger beobachteten Exemplaren dieser Arten sind 
sämtliche auf diesem Wege umgekommen. 
Die Besorgung dieser Fische stößt auf keinerlei 
Schwierigkeiten; eine besondere Züchtung erscheint 
nicht nötig. 
  
Soweit ist die Frage der Moskitolarven 
fressenden Fische äußerst einfach und klar. Große 
Schwierigkeiten aber ergeben sich, wenn es sich 
darum handelt, praktische Konsequenzen zu ziehen 
und präzise Ratschläge für die Verwendung solcher 
Fische zu erteilen. 
Allgemein gültig sind ohne Zweifel die oben 
bereits erwähnten Vorschläge des Hamburger 
Tropeninstituts: Wasserfässer, Bassins, kleine 
wohlbegrenzte Tümpel und Teiche sind mit ziem- 
licher Sicherheit auf diesem Wege mückenlarven- 
frei zu halten. Trotzdem ist fortwährende Kon- 
trolle durch Jahre hindurch unumgänglich, da 
die Fische in solchen Behältern verhungern oder 
sonst irgendwie zugrunde gehen können. Auf 
jeden Fall sollten aber derartige Wasseransamm- 
lungen nur dann, wenn sie wirklich nötig find, 
geduldet werden; denn das Ausgießen und Um- 
stülpen der leeren Fässer, das Auffüllen eines 
kleinen Tümpels ist immerhin ein sichereres und, 
was die ständig benötigte Kontrolle anlangt, so- 
gar ein einfacheres Verfahren. Anderseits sind 
Fälle möglich, wo die Wasseransammlungen aus 
bestimmten Gründen nicht zu beseitigen find; hier 
sind Versuche mit solchen Fischen am Platz. So 
sind z. B. in Anecho schon lange Zeit die Schwierig- 
keiten unangenehm empfunden worden, die sich 
einer rationellen Stechmückenbekämpfung entgegen- 
stellten in den zahlreichen Kanus, die teils leck, 
teils für einige Zeit außer Dienst gestellt und auf 
den Strand gezogen in ihrem Bilgewasser massen- 
haft Mückenbrut beherbergen. Ein völlig trocken 
liegendes Kanu (Einbaum) geht aber rasch zu- 
grunde. Seit einiger Zeit sind nun die Ein- 
geborenen angewiesen, in die Boote kleine Fische 
einzusetzen. Der Erfolg bleibt abzuwarten. 
Besonders schwierig liegen die Verhältnisse 
bei den für die Stechmückenbekämpfung in Frage 
kommenden ausgedehnteren natürlichen Wasseran- 
sammlungen. Die freien Oberflächen der Lagunen, 
Seen, Flüsse sind durch zahllose Untersuchungen 
verschiedener Beobachter in Togo und in der 
ganzen Welt stets mückenbrutfrei gefunden worden. 
Ob diese feststehende Tatsache durch Mückenlarven 
fressende Fische oder andere Momente, wie Wasser- 
bewegung, Dünung und Brise, bedingt ist, sei 
dahingestellt. Die Mückenbrutplätze liegen an den 
Ufern, in toten Winkeln, Altwässern und vor allem 
in den bei Niveauveränderungen des Wassers sich 
bildenden Tümpeln. Und gerade hier, wo er 
am nötigsten wäre, versagt der Fisch als Mücken- 
fänger. Noch viel schlimmer steht es dement- 
sprechend mit Trockenlagunen, die zur Regenzeit 
voll Wasser laufen und zahllose kleine Pfützen 
aufweisen. Technisch ist es allerdings sehr wohl 
möglich, selbst größere Teiche oder Sümpfe so zu 
behandeln, daß sie glatte Ränder bekommen und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.