Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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(1 Tallari gleich 4,15 .) für den Kantar bezahlt. 
Ende März d. Is. kostete Baumwolle für Lieferung 
im Mai d. Is. 14 Tallari, für Lieferung im 
November d. Is. 14⅛ Tallari. 
Der Geschäftsgang war nicht sehr lebhaft, 
wenn auch nach Beendigung der Arbeitseinstellung 
der englischen Spinnereien im Herbst 1908 zeit- 
weise ein besserer Zug ins Geschäft kam. Im 
allgemeinen wurde infolge der schlechten Geschäfts- 
lage, die auch die Textilindustrie stark in Mit- 
leidenschaft gezogen hat, nur das Notwendigste 
gekauft. 
Für die Ernte 1909/10 hat die Aussaat 
unter günstigen Witterungsverhältnissen statt- 
gefunden und ist beinahe überall beendet. Wasser 
ist infolge der vorjährigen ungewöhnlich starken 
Nilschwelle reichlich vorhanden. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alexandrien 
vom 31. März 1909.) 
Rakaobau und Schokoladefabrikation in Mexiko. 
Nach der letzten vorliegenden Statistik erreichte 
die Gewinnung von Kakao im Jahre 1905/06 
in den einzelnen Staaten Mexikos folgende Mengen 
in kg (und Werte in Pesos à 2,1 7): 
Chiapas 1 568 027 (634 144), Chihuahua- 
2073 (5384), Guerrero 4431 (7428), Michoacan 
6000 (3000), Oaxaca 2548 (2754), Tabasco 
1 126 058 (909 304), Tepic 1500 (1500), 
Veracruz 37 351 (32 715). 
Die Summe betrug 2747 988 kg im Werte 
von 1596 229 Pesos. 
Aus den letzten Jahren liegen keine Statistiken 
vor; die Ausbeute dürfte sich nicht erheblich 
geändert haben. 
Hiernach liegen die Hauptproduktionsstätten 
in den Staaten Chiapas und Tabasco; letzterer 
Staat liefert das beste Erzeugnis. 
Überall in den heißen Gebieten des Staates 
Chiapas findet man von Indianern angelegte 
kleine Anpflanzungen, welche selten hundert Kakao- 
bäume enthalten und hauptsächlich an humus- 
reichen, feuchten kleinen Talmulden liegen, die 
wenig dem Winde ausgesetzt sind. Der Grund 
für den Mangel an größeren Anlagen ist in der 
Bodenbeschaffenheit und nicht minder in der 
schwierigen Behandlung der Pflanzung zu suchen. 
Der Boden ist mit wenigen Ausnahmen sehr arm 
an Phosphorsäure, schwer zu bewässern und reich 
an Termiten (Comejen); eine Ausnahme bilden 
kleine Landstriche im Departamento de Palenque 
und größere Partien in Pichucalco. An Arbeits- 
kräften fehlt es nicht. 
Ahnlich liegen die Verhältnisse in Tabasco; 
doch sollen die Flußufer dieses Staates zur An- 
  
lage ausgedehnterer Pflanzungen mit der besten 
Aussicht auf gute Ernten geeignet sein. Leider 
hat sich das ganze fremde Kapital (hauptsächlich 
amerikanisches) in den letzten Jahren, den all- 
gemeinen Ansichten entsprechend, auf die Kultur 
der Castilloa elasticu geworfen und seit zwei 
Jahren als modernste Anpflanzung die Banane 
bevorzugt. Es handelt sich hier meist um Spe- 
kulationsunternehmungen mit Leitern, welche wenig 
landwirtschaftliche Erfahrung besitzen und aus 
diesem Grunde die etwas schwierige Kultur des 
Kakao in größerem Maßstab erst gar nicht ver- 
suchen. 
Die für den Anbau von Kakao erforderlichen 
Schattenbäume oder madres de Cacao findet 
man in Tabasco in jeder gewünschten Anzahl. 
Es sind Erythrina indica, auch Schontal ge- 
nannt, sowie eine Albizzia-Art, Albizzia Saman, 
hier unter dem Namen Cocoite bekannt. Die 
Verarbeitung der Kakaobohnen geschieht in recht 
primitiver Weise. Die Früchte bleiben nach dem 
Schnitt etwa vier bis fünf Tage liegen, worauf 
sie mit der Machete aufgeschlagen werden. Man 
entfernt die Bohnen aus ihrer Umhüllung und 
legt sie in großen Haufen — meistens zum Schutze 
gegen Regen im Innern einer Hütte — zwecks 
Fermentation zusammen. Die Haufen werden 
gewöhnlich mit im Lande verfertigten Strohmatten 
(petates) oder mit alten Säcken bedeckt, um eine 
einigermaßen gleichmäßige Temperatur zu erzielen. 
Mindestens einmal täglich findet eine Umarbeitung 
der Haufen statt. Sobald die — regelmäßig in 
wenigen Tagen erledigte — Fermentation beendet 
ist, werden die Bohnen abgewaschen und an der 
Sonne auf den erwähnten Strohmatten getrocknet. 
In einigen Fincas des Staates Tabasco, 
besonders nahe der Hauptstadt San Juan Bautista, 
wo gleichzeitig auch Kaffee angebaut ist, benutzt 
man die für die Verarbeitung des Kaffees vor- 
handenen Waschgruben aus Stein und Holz-zum 
Fermentieren und Waschen der Kakaobohnen. 
Alsdann wird der Kakao auf besonderen Trocken- 
plätzen der Sonne ausgesetzt. Letzteres Verfahren 
findet man jedoch nur sehr vereinzelt, wenngleich 
es fraglos das bessere ist. 
Außerhalb der Hauptstadt Mexiko wird weder 
Schokolade noch entölter Kakao mit modernen 
Maschinen fabriziert; wohl findet in einigen 
Gegenden die Herstellung von Schokolade im 
Hausbetriebe statt. In der Hauptstadt dagegen 
bestehen acht Bonbon= und Schokoladefabriken, 
die stellenweise mit modernen deutschen Maschinen, 
einige mit französischen Einrichtungen, aus- 
gestattet sind. 
In erster Linie fabrizieren diese Fabriken 
Bonbons, die sie meistens in eigenen Läden ver- 
kaufen.
	        
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