Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 543 20 
4 Arroba = 60 kg Baumwollsamen, 
2 Cuja -= 20 1 Mais, 
1 = — 10 -Bohnen. 
Der Ertrag war: 
8 Fato zu 80 kg = 640 kg Rohbaumwolle, 
3000 kg Mais. 
200 = Bohnen. 
Als Arbeitslohn berechnen sich die kleinen Pflanzer, 
da sie fast ausschließlich mit Familienmitgliedern 
arbeiten, keinen Betrag, sie stellen vielmehr nur 
ihren Lebensunterhalt in Rechnung. Wo die 
Pflanzung durch fremde Arbeiter besorgt wird, 
werden diese mit 800 bis 1000 Reis pro Tag bezahlt. 
Auf der Pflanzung Carioba, nördlich von Cam- 
pinas bei Villa Americana (Säo Paulo), wird auf 
200 ha reine Baumwollkultur betrieben und das 
Land zum Teil von Pächtern bearbeitet. Die 
Pächter arbeiten gewöhnlich mit ihren Familien und 
geben 25 v. H. des Baumwollertrages als Pacht- 
zins an den Besitzer ab. Soweit mit Tagelöhnern 
gearbeitet wird, werden 2500 Reis pro Tag ge- 
zahlt. Die Bodenbearbeitung erfolgt hier mit Pflug 
und mit Pferde= oder Ochsenbespannung. Gepflanzt 
werden in den Monaten September, Oktober, No- 
vember hauptsächlich die amerikanischen Sorten Sea 
Island und Sea Upland, außerdem eine Sorte, die 
als Paula Sousa bezeichnet wird. Die Pflanzweite 
beträgt 1½ m, drei= bis viermal muß die Pflanzung 
von Unkraut gereinigt werden und nach fünf bis 
sechs Monaten beginnt die erste Ernte. Der Er- 
trag wird als normal angesehen wenn sich an jeder 
Pflanze etwa 30 Kapseln befinden, das ergibt dann 
pro Alqueira (— 2½ ha) 200 Arroba oder 3000 kg 
Rohbaumwolle. 
Die Aufkäufer sind zugleich Besitzer von Ent- 
kernungsanlagen, in welchen die Baumwolle von 
den Samen getrennt wird. Die Entkernungsanlagen 
werden meist durch Dampfkraft betrieben, sind aber 
nicht so vollkommen, wie man sie z. B. vielfach in den 
Vereinigten Staaten von Nordamerika findet. In- 
folgedessen bleibt auch die Qualität der brasilianischen 
Baumwolle in bezug auf Reinheit hinter der nord- 
amerikanischen zurück. Die Trennung ergibt ge- 
wöhnlich ein Drittel des Gewichtes an reiner Baum- 
wolle und zwei Drittel an Kernen. Eine Ver- 
wendung der Kerne zur Clfabrikation wie in 
anderen Ländern findet man in Brasilien nicht. 
Soweit die Samen zu neuer Aussaat gebraucht 
werden, erhalten sie die Pflanzer unentgeltlich zu- 
rück, der übrige Teil wird verkauft. Der Export 
an Baumwollsamen betrug: 1905 37000, 1906 
31 000 Tons. In einzelnen Fällen, so z. B. in 
Carioba in Söo Paulo, werden die Samen auch 
zur Düngung verwandt. 
Die von den Kernen befreite Baumwolle wird 
in lose Ballen gepackt und nach den Hauptverkehrs- 
zentren an die Exporteure geschickt. 
  
Der Aufkäufer sucht die gekaufte Baumwolle 
möglichst zu verbessern, indem er sie sortiert und 
trocknet. Oft versucht er durch Preisdifferenzierung 
auch schon von den Pflanzern bessere Qualitäten zu 
erhalten. Die Qualität der eingebrachten Baum- 
wolle leidet aber während der Errntezeit vielfach 
unter Witterungseinflüssen und dann sinkt der den 
Pflanzern gezahlte Preis. Je nachdem die Baum- 
wolle feucht oder trocken und je nachdem sie frei 
von Blättern und Kapselresten, von längerer oder 
kürzerer Faser, von gröberer oder seidenartiger 
Qualität ist, sucht der Aufkäufer aus der auf- 
gekauften Baumwolle verschiedene Qualitäten zu 
sortieren. Meist beschränkt er sich aber auf drei 
Qualitäten, um dadurch bekanntere Marken und 
einen festeren Marktpreis für die Baumwolle des 
Bezirkes zu erzielen. 
An den großen Handels= und Exportplätzen 
wird die Baumwolle von den Exporteuren nochmals 
sortiert und durch besondere Pressen umgepackt; die 
Ballen werden dabei möglichst fest gepreßt, damit 
sie, des geringeren Frachtsatzes wegen, einen möglichst 
kleinen Platz im Schiffsraum beanspruchen. 
Der Export von Baumwolle aus Brasilien 
betrug: 
1904 13,269 Tons 
1905. 24,0802 
1906 31,668 
und verteilt sich 1906 auf die verschiedenen Häfen 
in folgender Weise: 
Maranhãäo .. 2875 Tons 
Ilheas Cajuero 2563 = 
Ceart 4210 4 
Cabedello (Vematn“ 7352 = 
Pernambuco 9899 
Maceio (Alagoass 3432 
verschiedene andere Häfen . 1337- 
Von diesem Export empfing Großbritannien das 
Hauptquantum mit. 23 265 Tons 
Portugal 3047 = 
Frankreich 2 123 = 
Rußland 1 416 
Deutschland . .246- 
verschiedene andere Länder 971 
Wenn die Schätzung Sawyers richtig ist, daun 
wurden im Jahre 1906 in Brasilien 275 000 Ballen 
oder 68 750 Tons Baumwolle produziert. Dem- 
nach wäre mehr als die Hälfte (etwa 37.000 Tons) 
in Brasilien zur Verarbeitung gelangt. Dabei 
kommen hauptsächlich die südlicher gelegenen Staaten, 
wie Bahia, Rio de Janeiro, Säo Paulo usw. in 
Betracht, denn von dort aus hat nach der Statistik 
überhaupt kein Export stattgefunden, dagegen dürfte 
von den nördlicheren Staaten dorthin geliefert 
worden sein. 
Die Baumwollwarenproduktion Brasiliens dehnt 
sich zwar, im Verhältnis zur Bevölkerungszahl und
	        
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