W 556 e0
August statt. Auf den Fazienden, wo man die
frischen Kaffeekirschen erntet, werden diese ge-
pflückt, wenn sie rot sind. Wo man, wie dies
auf den meisten Fazienden geschieht, die Früchte
an den Bäumen trocknen läßt, erfolgt die Ernte
erst später, wenn die Kirschen reif geworden sind.
In letzterem Falle wird der Boden unter den
Bäumen vorher gefegt; dann werden die trocknen
Kirschen von den Zweigen abgestreift, die zur
Erde gefallenen Früchte zusammengefegt, durch
ein Sieb von der mitgenommenen Erde befreit
und in Säcken nach der Verarbeitungsstelle be-
fördert. Die Erntearbeit wird ebenfalls in Akkord
vergeben und zwar zahlt man hierfür 500 Reis
pro Alqueira (etwa 50 Liter).
Als Normalertrag der Sorten Bourbon und
National kann man pro Baum 1,2 kg Kaffee
rechnen. Man hat mir angegeben, daß im Durch-
schnitt pro Jahr von 6 Hektar mit etwa 5000
Bäumen 400 Arroba (— 6000 kg) geerntet
werden. Die beiden genannten Sorten unter-
scheiden sich äußerlich dadurch, daß der Bourbon
von etwas dunklerer Farbe ist. Der Maragogipe-
kaffee ergibt von 5000 Bäumen einen Durch-
schnittsertrag von nur 2250 kg. Dieser Kaffee
ist zwar von besserer Qualität und wird gewöhn-
lich mit 2 Milreis pro Arroba (— 15 kg) höher
bezahlt, aber der Hektarertrag stellt sich, auch
wenn man den durch das Ernten des geringeren
Quantums ersparten Arbeitslohn und die ge-
ringere Kraft berücksichtigt, doch ungünstiger, so
daß diese Kaffeesorte nicht sehr häufig gepflanzt
wird. Zudem hat sich der Maragogipekaffee
gegen niedrige Temperaturen weniger widerstands-
fähig gezeigt; das gleiche gilt für den Botucatu.
Obgleich die verschiedenen Versuche ergeben
haben, daß bei geeigneter Düngung bessere Re-
sultate zu erzielen sind, hat sich die Düngung
doch noch sehr wenig Eingang verschaffen können.
Auf der Pflanzung Rosoeira bei Campinas, die
von einem Deutschen, Herrn Holtermann, bewirt-
schaftet wird und eltwa 300 000 Kaffeebäume
zählt, ist ein interessanter Düngungsversuch ge-
macht worden. Dort wurden 40 Jahre alte
Bäume, deren Ertrag sehr zurückgegangen war.
zum Teil mit einem Kostenaufwand von 1 Mil-
reis pro Baum gedüngt. Daraufhin haben die
gedüngten Bäume ungefähr zehnmal soviel (näm-
lich 3000 Alqueira) Ertrag gegeben wie die
ungedüngten.
Auf der Pflanzung des Herrn Schmibt be-
findet sich eine große Anzahl von Kaffeebäumen,
die in der Krone abzusterben beginnen; auf einer
nicht weit davon entferuten Pflanzung sollen etwa
20 000 Kaffeebäume schon eingegangen sein. Der
Grund des Absterbens ist noch nicht festgestellt;
erscheint jedoch in dem geringen Kalkgehalt des
Bodens zu liegen, der den Bäumen auf die Dauer
nicht genug Nahrung gibt. Wenn die Erträge
bis jetzt auch befriedigten und eine Düngung
überflüssig erschien, so dürfte doch für die Zukunft
ohne eine solche nicht auszukommen sein.
Die Verarbeitung der geernteten Kaffeekirschen
erfolgt nach zwei verschieden Methoden, je nach-
dem sie frisch oder trocken geerntet worden sind.
Die frisch geernteten Kirschen werden durch eine
mit scharfen Zähnen versehene Trommel, über
die ein gleichmäßiger Wasserstrom läuft, auf-
gerissen; die Masse, bestehend aus Kirschfleisch,
Kaffeebohnen und Wasser, wird in flache Bassins
geleitet und 24 Stunden sich selbst überlassen.
Während dieser Zeit tritt eine Vergärung des in
dem Kirschfleisch enthaltenen Zuckers ein. Die
Kaffeebohne in ihrer Pergamenthülle löst sich in-
folge der Gärung von dem Kirschfleisch, dieses
schwimmt an der Oberfläche, während die Bohnen
zu Boden sinken. Alsdann wird das Wasser mit
dem darauf schwimmenden Kirschfleisch abgelassen
und die Kaffeebohnen werden auf zementierten
Flächen getrocknet. Wenn sie trocken sind, werden
sie auf einer Mühle von der Pergamenthülle be-
freit. Der so bearbeitete Kaffee hat ein schöneres
Aussehen und wird um etwa 50 v. H. höher be-
zahlt, als der aus getrockneten Kirschen gewonnene.
Die am Baum getrockneten Kirschen werden
in Tanks gewaschen, von anhaftender Erde und
Staub befreit, dann auf zementierten Flächen
oder auf festgestampftem Lehmboden getrocknet.
Sobald der Kaffee trocken ist, wird er in die
Mühle gebracht, um dort von dem Kirschfleisch
und der die Bohnen umgebenden Pergamenthülle
befreit zu werden. Die Walzen der Mühle
brechen die Kirschen auf, ein darunter befindliches
großes Sieb trennt den größeren Teil der Hülsen
von den Bohnen, der Rest wird von einen
Ventilator davongeblasen. Nachdem diese Tren-
nung erfolgt ist, werden die Kaffeebohnen durch
ein Paternosterwerk wieder nach der oberen Etage
gehoben und nochmals durch Ventilatoren von
dem anhaftenden Staube befreit. Die gereinigten
Kaffeebohnen werden alsdann durch eine Rüttel-
vorrichtung nach Größe sortiert und in Säcke
von 60 kg gefüllt.
Sowohl für Wasch= wie für Trocken= und
Mahleinrichtungen findet man auf den großen Pflan-
zungen ganz vorzügliche und großartige Anlagen.
Die Mühlen werden durch Dampfkraft betrieben.
Die Maschinen zur Kaffeebearbeitung sind meist
englischen Ursprungs. Auf der Fazienda des
Herrn Schmidt wird jedoch der größte Teil der
benötigten Maschinen und Geräte in eigenem Be-
triebe hergestellt. Diese Besitzung, auf der 8000
Menschen beschäftigt werden, stellt eine Muster-
wirtschaft dar. Neben dem umfangreichen Kaffee-