Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Aufnahme gelangenden Kranken nicht halb so groß 
wie in Duala; auch die Frequenz der poliklinisch 
behandelten Farbigen erreicht bei weitem nicht 
die Höhe der Poliklinik Dualas. Während der 
Komfort im Europäerhospital dem unseren nicht 
gleichkommt, ist die. Ausstattung der Krankenräume 
für Eingeborene und, meiner Überzeugung nach, 
auch ihre Verpflegung, die (was ich freilich nicht 
zur Nachahmung empfehlen möchte) sogar in der- 
selben Küche wie die der Europäer zubereitet 
wird, besser. Die hier jedem Eingeborenen gratis 
zugemessene Tagesration besteht in 500 g Reis 
oder einer gleichwertigen Menge Landesprodukten, 
wie Planten, Maniock usw., 20 g Salz, 50 
Palmöl, 150 g frischem Fleisch oder Fisch. Ferner 
bekommt jeder Kranke wöchentlich 100 g Seife. 
Obwohl die Krankenbewegung der Europäer 
nur um ein Drittel höher, die der Eingeborenen 
bedeutend niedriger als in Duala ist, steht dem 
Hospital ein bedeutend größeres dauerndes Hilfs- 
personal zur Verfügung. Außer den drei am 
Hospital tätigen Arzten sind sieben männliche 
europäische Hilfskräfte angestellt für den Dienst 
im Bureau, in der Poliklinik, Apotheke; auch die 
Küche untersteht der Aufsicht eines eigenen weißen 
Küchenchefs. Dazu kommen die zwei schon er- 
wähnten Surveillantes und eine als Hebamme 
ausgebildete Assistentin. Die Zahl der im ge- 
samten Hospitaldienst eingestellten farbigen Hilfs- 
kräfte beträgt zur Zeit 26. 
Räumlich weit getrennt vom Hospitale hat 
Conakry noch eine große Quarantänestation, das 
„Lazarett“, dessen Bestimmung darin besteht, 
kontagiöse Kranke im Falle einer Epidemie oder 
einer notwendig werdenden Quarantäne aufzu- 
nehmen. Da diese Eventualität bisher seit dem 
Bau dieses Lazaretts im Jahre 1902 nicht ein- 
getreten ist, so steht die ganze Anlage, die 
100 000 Fr. gekostet hat, völlig unbenutzt in 
Reserve, nur bewacht von einem schwarzen Auf- 
seher. Sie liegt vollkommen isoliert von der 
übrigen Stadt auf einem in das Meer hinaus- 
ragenden Felsvorsprunge, ½ km entfernt von 
den nächsten Gebäuden des Ortes. Von der See 
her können Schiffsboote direkt an einem eigens 
dazu erbauten Landungsstege anlegen. Die ganze 
Quarantänestation kann als vorbildlich in ihrer 
Idee und Ausführung gelten; sie ist an Telephon- 
und Wasserleitung angeschlossen. Alle ihre Teile 
sind mit Moskitoschutz ausgestattet. 
IV. Die Wasserversorgung. 
Conakry hat bereits seit 1902 eine Wasser- 
leitung. Abgesehen von den vielen Vorteilen im 
Haushalt der Europäer hat sie vor allem den 
praktischen hygienischen Erfolg gezeitigt, daß die 
Dysenterie eine in der Stadt unbekannte Krankheit 
  
geworden ist, während sie ja in Lome und 
Duala — beides Orte, an denen der Bau einer 
Wasserleitung dringendes Erfordernis wäre — 
noch eine unheilvolle Rolle spielt. Die wenigen 
Dysenteriefälle, die im Hospital Conakrys zur Be- 
handlung kommen, stammen ausnahmslos aus 
dem Hinterlande. Auch eine unverkennbare Ab- 
nahme der Hautkrankheiten hat seit Regelung der 
Wasserversorgung festgestellt werden können. Der 
Typhus ist ebenfalls seitdem in Conakry erloschen, 
während er früher nicht selten zur Beobachtung kam. 
Die ersten Vorarbeiten für die Wasserleitung 
gehen bis ins Jahr 1899 zurück und wurden 
noch von dem Arzt-Gouverneur Ballay ein- 
geleitet. 1901 begann man mit der Ausführung; 
1902 war das Werk vollendet. Die Speisung 
der ganzen Leitung erfolgt aus den Quellen 
zweier Flüßchen, deren eine 41, die andere 43 km 
von der Küste entfernt liegt; beide in der Nähe 
der Inlandsbahn. Erstere, die größere, die 
Quelle des Flüßchens Lamekoure, gibt noch in 
der größten Trockenzeit täglich 1500 chm Wasser. 
Um aber jederzeit mindestens 2000 ehm täglich 
für den Ort zur Verfügung zu haben, wurde eine 
zweite Quelle, die des Flüßchens Takoure, ein- 
bezogen, die täglich ungefähr 800 ehm zu liefern 
vermag. Daß eine einwandfreie bakteriologische 
und chemische Beschaffenheit des Wassers vorher 
festgestellt war, ist selbstverständlich. Die durch 
Zuleitung der letztgenannten verstärkte Hauptquelle 
liegt 85 m über dem Niveau der Stadt Conakry. 
Sie ist durch eine 28 m lange und 2 m hohe 
Umfassungsmauer zu einem Stauungsbecken gefaßt, 
aus dem die Leitung ihren Anfang nimmt. Bei 
Kilometer 35 hat man ein sog. Unterbrechungs- 
reservoir eingeschaltet. Der innere Durchmesser 
der starkwandigen Eisenrohre der Leitung beträgt 
bis zu diesem Reservoire 25 cm; von da ab bis 
zum Orte Conakry 30 cm. Während ihres Laufes 
zur Küste kreuzt sie ungefähr 10 kleinere Fluß- 
täler, über die sie auf Brücken hinweggeführt 
worden ist, und mündet schließlich in das auf 
dem höchsten Punkte der Stadt, 15 m über dem 
Meeresspiegel gelegene „Chateau d'’eau“. Letz- 
teres besteht aus zwei vollständig gleich kon- 
struierten, 31 m langen, 12 m breiten und 14 m 
hohen massiven Gebäuden. In ihnen befinden 
sich auf gemauertem Unterbau von 4 m Höhe je 
drei zylindrische Reservoire (Durchmesser 9m), 
deren jedes einzelne 265 chm Wasser faßt. 
Das Gesamtfassungsvermögen aller sechs vor- 
handenen Reservoire beträgt demnach 1590 chm. 
Durch ein Röhrensystem ist es ermöglicht, nach 
Bedarf das Zuleitungsrohr in einen dieser Zy- 
linder münden zu lassen, ebenso wie den Abfluß 
nach der Stadt beliebig zu regulieren. Um sie 
vor der Außenwärme zu schützen, sind sie mit
	        
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