Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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schleppung von der englischen Goldküste her drohte, 
eine energische, prophylaktische Rattenvertilgung 
in Conakry ins Werk setzte, wobei man den Ein- 
geborenen für jede erlegte Ratte eine Prämie 
von 10 Cts. zahlte. 
IX. Gefängnishygiene. 
Das Gefängniswesen und die Gefängnishygiene 
Conakrys haben mich besonders deshalb inter- 
essiert, weil gerade auf diesem Gebiet in Duala 
meiner Überzeugung nach noch recht viel zu tun 
übrig bleibt. Liegt doch das Gefängnis mit seinen 
zahlreichen schweren Dysenteriefällen und sonstigen 
ansteckenden Krankheiten unter den Gefangenen, 
die alle erst kürzere oder längere Zeit vor ihrer 
Hospitalaufnahme dort gehaust und Krankheits- 
keime verbreitet haben, gerade im Zentrum des 
CEuropäerviertels der Stadt und bildet so einen 
dauernden, besonders schwer zu kontrollierenden 
Infektionsherd, von dem nur zu wünschen ist, 
daß er recht bald von dort verschwinde. Muß 
doch ferner auch die Gesamterkrankungsziffer der 
Gefangenen Dualas trotz aller ärztlichen, reichlich 
aufgewendeten Mühe als sehr hoch bezeichnet 
werden! 
Die Gefangenen werden in Conakry in drei 
Gruppen geschieden. Die erste umfaßt solche, die 
Strafen bis zu 2 Jahren Gefängnis abzubüßen 
haben; sie sind untergebracht in dem zur Stadt 
Conakry gehörenden Gefängnmss. Ihr durch- 
schnittlicher Bestand beträgt 100 Köpfe. Zweitens 
besteht für alle, die zu einer zwei Jahre über- 
steigenden Strafe verurteilt worden sind, eine 
Strafkolonie, Fotoba, die auf einer der Conakry 
vorgelagerten Inseln (kles de Loos) mit günstigen 
klimatischen Bedingungen gelegen ist. Ihre Zahl 
schwankt zwischen 80 und 90. Drittens werden 
minderjährige Gefangene, um ihre Berührung 
mit erwachsenen Verbrechern zu verhindern, seit 
einem Jahre in einer Art Korrektionsanstalt unter- 
gebracht, die in Kindia, dem gleichen Inlands- 
orte, an dem sich das centre vaceinogene be- 
findet, gelegen ist. 
Das Gefängnis Conakrys liegt (ebenso wie 
die Kasernements der eingeborenen Soldaten) 
außerhalb des Europäerzentrums. Die innere 
Einrichtung unterscheidet sich im wesentlichen von 
der in Duala gewählten dadurch, daß Massen- 
ansammlungen vermieden werden und daß man 
verschiedene Kategorien von Gefangenen getrennt 
voneinander interniert. Untersuchungsgefangene, 
in ärztlicher Behandlung stehende politische Ver- 
brecher, Frauen werden von dem Gros der 
übrigen separiert. Tags über werden die Ge- 
fangenen mit strenger Arbeit, meist im Kommunal= 
dienste, beschäftigt. Die Verwaltung des Gefäng- 
nisses, Verpflegung der Sträflinge, ihre Über— 
  
wachung usw. werden von einem eigens nur zu 
diesem Zwecke angestellten „Gefängnisdirektor", 
einem altgedienten französischen Unteroffizier, ver- 
sehenn, der noch eine zweite weiße Hilfskraft, einen 
Oberaufseher (gardien-chef), zur Seite hat. Als 
sehr zweckmäßige und nachahmenswerte Einrichtung 
besteht eine Gefangenenkleidung, die alle sechs 
Monate erneuert und deren Wäsche von den Ge- 
fangenen selbst unter Aufsicht besorgt werden 
muß, um der Ausbreitung ansteckender Hautleiden, 
von denen z. B. in Duala ein sehr hoher Pro- 
zentsatz der Gefangenen behaftet ist, entgegenzu- 
wirken. Diese Kleidung besteht in weiter Hose 
und Bluse aus blauer, billiger Leinwand. 
Zur Kontrolle des gesamten Gefängniswesens 
ist eine Spezialkommission eingesetzt (Commission 
de surveillance des prisons), die aus drei Mit- 
gliedern besteht: dem obersten Richter (Président 
du tribunal), einem Arzt und einem Referenten 
des Gonvernements. Ihre Aufgabe besteht darin, 
jeden Monat einmal zusammenzutreten und das 
Gefängnis zu inspizieren, wobei von den Ge- 
fangenen Beschwerden vorgetragen werden dürfen. 
Über den Verlauf der Inspektion und die dabei 
gemachten Beobachtungen wird ein Protokoll auf- 
genommen und dem Gouvernement eingereicht. 
Der Bericht hat sich besonders über Sauberkeit 
und Hygiene der Gefängnisräume, Ernährung der 
Inhaftierten, innere Disziplin, Arbeitsverteilung 
und den Verwaltungsbetrieb des Gefängnisses zu 
äußern. Die Kommission hat ferner diejenigen 
Gefangenen in Vorschlag zu bringen, die durch 
gute Führung eine Abkürzung ihrer Strafzeit 
verdienen. 
Der Krankendienst des Gefängnisses ist sehr 
sorgfältig geregelt. Jeden Morgen werden die 
sich krank meldenden Gefangenen im Hospital 
Ballay von einem Französisch sprechenden Poli- 
zisten, der gleichzeitig als Dolmetscher dient, vor- 
geführt. Der Arzt entscheidet, wer von ihnen 
einer Hospitalbehandlung bedarf. Die Aufnahme 
ins Krankenhaus erfolgt nur in schweren Fällen. 
Alle nicht ernstlich Erkrankten bleiben, auch wenn 
sie für einige Zeit bettlägerig sind, im Gefängnis, 
in dem ein Krankenraum vorhanden ist, der un- 
gefähr 10 Patienten beherbergen kann. Einer 
der Arzte Conakrys hat jeden Morgen den Kranken- 
dienst im Gefängnis zu versehen. Von Zeit zu 
Zeit werden einige begabte farbige Polizisten ins 
Hospital abkommandiert, um dort vier Monate 
lang als Lazarettgehilfen ausgebildet zu werden, 
damit sie nach vollendeter Ausbildung beim ärzt- 
lichen Dienst im Gefängnis Hilfe leisten können. 
Die im Hospital ausgenommenen Gefangenen 
werden dort von einem, bei größerer Anzahl 
auch von zwei Polizisten bewacht. 
Die Krankenziffer, namentlich der Schwer-
	        
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