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kranken, ist auffällig niedrig. Der höchste tägliche
Krankenstand, im Gefängnis und Hospital zu-
sammengenommen, betrug z. B. im vorigen Jahre
10 Patienten, meist blieb er aber unter dieser
Zahl.
Die Strafkolonisten in Fotoba, auf den iles
de Loos, werden zweimal monatlich vom Arzt
besucht. Der Gesundheitszustand unter ihnen ist,
dank der günstigen klimatischen Verhältnisse des
Ortes, ausgezeichnet. Falls eine schwere Er-
krankung vorkommt, läßt der weiße Aufseher,
unter dessen Uberwachung die Gefangenen stehen,
den Patienten sofort in einem Boote nach Conakry
übersetzen und dem Hospital zuführen. Viel
häufiger kommt indessen der umgekehrte Fall vor,
daß auf Antrag des Arztes ein erkrankter Ge-
fangener, dessen Genesung sich hinzögert, nach
dem insularen Fotoba geschickt wird. Die Straf-
kolonisten sind dort nicht in einem massiven Ge-
fängnisbau interniert, sondern zu je 5 bis 6 in
einzelnen Hütten, wobei man in der Gruppierung
auf die Stammesangehörigkeit Rücksicht nimmt.
Der ganze Hüttenkomplex ist durch eine Mauer
nach außen hin abgeschlossen.
Sowohl in Fotoba wie in Conakry tritt unter
den Gefangenen nur ausnahmsweise ein Fall von
Dysenterie auf, während gerade diese Krankheit
in Duala die meisten Opfer unter ihnen fordert.
Der Grund darf wohl mit Recht neben der im
allgemeinen weitgehenderen hygienischen Fürsorge
darin gefunden werden, daß hier bei der Er-
nährung der Gefangenen nach Möglichkeit Landes-
produkte in mannigfachem Wechsel Verwendung
finden und daß eine hygienisch einwandfreie
Wasserleitung besteht.
Die minderjährigen Sträflinge in Kindia
sind unter Aufsicht eines Polizisten dem Leiter
der dortigen landwirtschaftlichen Versuchsanstalt
zur Verfügung gestellt und werden mit Feld-
arbeiten beschäftigt. Sie tragen ebenfalls die
blaue Gefangenenkleidung, die sie jeden Sonntag
selbst waschen müssen. Außer ihrer Verpflegung
erhalten sie einen Tagelohn von 15 Cts., damit
sie bei ihrer Entlassung eine kleine Summe zur
Verfügung haben. Bei besonders guter Führung
und fleißiger Arbeit gibt es Tagesprämien von
5 Cts. Im Falle des Ungehorsams können sie
dem Gefängnis überwiesen werden.
Die Baumwollindustrie in Großbritannien und
kriand 1908.
Für die Baumwollindustrie des Vereinigten
Königreichs hat sich der Rüctschlag, der Ende 1907
eingetreten war, 1908 weiter fortgesetzt und,
wenn auch keinen Notstand, so doch einen fühl-
baren Ausfall gegenüber den goldenen Zeiten
ergeben, die 1905 eingetreten waren. Die Preise
von Baumwolle gingen zwar mit verschiedenen
Schwankungen zurück, noch mehr aber sanken
unter dem Rückgange der Nachfrage die Preise
von Garn und Geweben. Die Spinnereien
ließen noch in der ersten Hälfte des Jahres viel-
fach eine Kürzung der Arbeitszeit eintreten,
ebenso die Webereien, soweit sie ihre Webstühle
nicht ganz außer Betrieb setzten. Im September
begann infolge des Lohnstreits zwischen einem
Teile der Spinnereibesitzer und einigen Kategorien
ihrer Arbeiter eine rund siebenwöchige Einstellung
des Betriebes der meisten Spinnereien und in
Verbindung damit auch der Stillstand vieler
Webereien. Natürlich führte dies zu einer Be-
schränkung der Produktion; trotzdem aber trat
keine fühlbare Erleichterung des Marktes ein und
Absatz und Warenpreise blieben unbefriedigend.
Der verhältnismäßige Rückgang des Industrie-
zweiges wird durch folgende Tatsachen dargetan.
100 Spinnereien mit einem Aktienkapital von
zusammen 3 660 012 L erzielten in den am
30. November 1908 abgelaufenen zwölf Monaten
einen Reingewinn von 586 511 L gegen
1 321 157 L in den vorausgegangenen zwölf
Monaten. Immerhin ergeben diese 586 511 L
noch mehr als 16 v. H. vom Aktienkapital und
die wirklich verteilte Dividende betrug im Durch-
schnitt 113/4 v. H. Zu erwähnen ist auch, daß
1908 noch sieben neue Spinnereigesellschaften ge-
gründet wurden. Am 31. August 1906 waren
im Vereinigten Königreiche 52 817000 Baum-
wollspindeln unter 128 923 000 in der ganzen
Welt vorhanden; mehr als 3 Millionen neue
Spindeln waren aber im Bau begriffen, während
für alle anderen Länder die Zunahme nur auf
etwa 1 500 000 Stück veranschlagt wurde.
Nach der Handelsstatistik wurden an roher
Baumwolle in das Vereinigte Königreich ein-
geführt: 1908: 18 399 087 engl. Zentner im
Werte von 55834966 L, 1907: 21311617 engl.
Zeutner im Werte von 70 458 197 K, 1906:
17 923 0149 engl. Zentner im Wierte von
55 749 640 L.
In das Ausland wurden wieder ausgeführt:
1908: 2598 248 engl. Zentner im Merte von
8 250 197 L, 1907: 2 949572 engl. Zentner
im Werte von 9 539 317 L, 1906: 2 191 703
engl. Zentner im Werte vom 6 605 053 L.
Schon aus dem Vergleiche dieser Ziffern ist
zu entnehmen, daß 1908 der Verbrauch an
Rohbaumwolle in den britischen Spinnereien
wesentlich geringer gewesen sein muß als 1907.
In der Tat stellen sich die Verbrauchsziffern, die
unter Mitberücksichtigung der am Anfang und
am Ende des Jahres in den Häfen und in den