Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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kehr mit den Eingeborenen geschultes Personal 
verfügte, das den nötigen erzieherischen Einfluß 
auf die Bevölkerung ausüben konnte. Ohne den 
Einfluß der Verwaltung, insbesondere ohne die 
unausgesetzten Bemühungen der örtlichen Ver- 
waltungsbehörden in Togo, würde die Aufgabe 
der Ausbreitung der Baumwoll-Volkskultur für 
Exportzwecke wohl bis heute noch keine sichtbaren 
Fortschritte gemacht haben. 
Bei der Erfüllung der Hauptaufgaben fand 
dann eine Arbeitsteilung statt. Das Kolonial- 
Wirtschaftliche Komitee übernahm die landwirt- 
schaftlichen Versuchsarbeiten — jedoch mit Aus- 
nahme der Nordbezirke —, ferner die Erbauung 
von Entkörnungsanlagen und ihren Betrieb sowie 
den damit verbundenen Aufkauf von Baumwolle. 
Später fanden sich dann Private bereit, diesen 
letzteren, rein geschäftlichen Teil zu übernehmen. 
Die Bezirksämter und Regierungsstationen da- 
gegen nahmen sich der Ausbreitung der Baum- 
wollkultur unter den Eingeborenen an. 
Der eingeborene Bauer Togos fand anfangs 
den Baumwollbau für den Export nicht rentabel 
genug und zeigte wenig Neigung, sich ihm in 
einem den Verbrauch im eigenen Lande über- 
steigenden Umfang zu widmen; denn die Preise, 
soweit sie nach Abzug der hohen Transportkosten 
den Produzenten zufielen, waren niedrig und die 
Erträge der Felder gering. Konnte doch häufig — 
und noch bis in die letzten Jahre — beobachtet 
werden, daß Eingeborene, die auf den Märkten 
Rohbaumwolle einkauften, um sie selbst zu ver- 
spinnen, wesentlich höhere Preise bezahlten als 
die Einkäufer der die Baumwolle exportierenden 
Körperschaften oder Firmen. 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee versuchte 
nun zunächst die Erträge der Baumwolle durch 
Erzielung einer geeigneten Kreuzung zwischen der 
einheimischen Togobaumwolle und einer ertrag- 
reichen amerikanischen Sorte zu steigern. Ferner 
errichtete das Komitee Entkörnereien an den großen 
bestehenden Märkten, um weite und teuere Trans- 
porte unentkörnter Baumwolle zu vermeiden. 
Außerdem waren das Komitee wie auch die kauf- 
männischen Firmen und nicht zum wenigsten die 
Leiter der Bezirke Misahöhe und Atakpame, wo 
der Baumwollbau hauptsächlich aussichtsreich er- 
schien, bemüht, den Bauern auch an den von 
den Entkörnereien entferntliegenden Plätzen die 
Rohbaumwolle abzukaufen. Damit blieben den 
Produzenten die langen Märsche erspart, denen 
sie sich zuvor unterziehen mußten, wenn sie ihr 
Produkt absetzen wollten. 
Dank diesen Bemühungen hat sich denn auch 
der Eingeborene in den letzten Jahren immer 
mehr daran gewöhnt, über den früheren Eigen- 
  
bedarf hinaus Baumwolle anzubauen. Die mit 
der Baumwollkultur verbundene Arbeit geht ihm 
offenbar mit der Zunahme des Anbaus und da- 
mit vermehrter Übung besser von der Hand, so 
daß er mit gleichem Arbeitsaufwand mehr leistet. 
Ferner steigerten sich allmählich auch seine Be- 
dürfnisse, die er nun zum Teil durch den Ver- 
kauf von Baumwolle zu befriedigen sucht. 
Wie schon aus dem Gesagten ersichtlich ist, 
zielten die in Togo eingeleiteten Arbeiten darauf 
bin, den Baumwollbau in weitestem Umfange als 
Volkskultur einzuführen. Hierfür war der 
Umstand maßgebend, daß in dieser dichtbe- 
völkerten Kolonie für europäische Pflanzungs- 
unternehmungen nur in beschränktestem Maße 
noch geeignetes Land vorhanden ist. Es galt 
also, die noch unausgenutzten und unentwickelten 
Kräfte der eingeborenen Bauern für die Schaffung 
größerer Exportwerte des von der heimischen In- 
dustrie so dringend benötigten Rohmaterials in 
Tätigkeit zu setzen. 
Um hierin nachhaltige Erfolge zu erzielen, 
mußten ein genaues Studium der Boden= und 
Klimaverhältnisse des Landes, sowie Versuche zur 
Ermittlung der für die dortigen Verhältnisse ge- 
eigneten Sorten einsetzen. Daß derjenige Teil 
des Schutzgebiets, der schon nahe vor der Er- 
schließung durch eine Bahn stand, die besten 
Aussichten für eine erfolgreiche Einführung des 
Baumwollbaues im größeren Maßstabe bot, galt 
als selbstverständlich. Dieser Landesteil ver- 
fügte ja auch über die am besten vorgebildete 
Bevölkerung. Der Schwerpunkt der Versuche 
wurde deshalb nach Tove in den Mittelpunkt 
des Bezirks Misahöhe gelegt. Weitere Ver- 
suchsfelder wurden dann im Bezirk Misahöhe in 
Ho, Kpandu und Gudewe und im Bezirk 
Lome in Assahun, Tovega und nahe der 
Stadt Lome angelegt. 
In den Bezirken Atakpame und Sokode 
führten die Regierungsstationen in Nuatjä, 
Atakpame, Sokode und anderen Ortschaften 
die von den Sachverständigen des Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees vorgeschlagenen Versuche aus. 
In die Versuchsfelder wurden zunächst die 
im Schutzgebiet vorgefundenen und als „ein- 
heimisch“" bezeichneten Sorten ausgenommen; 
ferner die hochwertigsten Arten aus Agypten, den 
westindischen Inseln und Nordamerika. Hierbeie 
muß auch der eifrigen Tätigkeit des leider zu 
früh verstorbenen Sachverständigen des Komitees, 
Buringhausen, dankbar gedacht werden. 
Von den sechs „einheimischen“ Sorten kamen 
fünf für den Anbau in Frage. Diese fünf 
Sorten hatten in ihren verschiedenen Anbau- 
gebieten, je nach Größe des Verbrauchs der Be-
	        
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