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Zweitens ist der Bahnbau, der der Land-
wirtschaft zahlreiche Arbeiter entzogen hat und
der zudem große Ansprüche an die Erzeugung
von Nahrungsmitteln für die im Bahnbau beschäf-
tigten Menschen stellte, nicht ohne Einfluß auf die
Erzeugung von Exportprodukten geblieben.
Der stellvertretende Gouverneur von Togo
berichtet neuerdings über die Frage des Rück-
ganges der Erntemengen,") wie folgt:
„Der Verband deutscher Baumwollgarn-Ver-
braucher glaubt aus sicherer Quelle erfahren zu
haben, daß Togo im letzten Jahre einen merk-
lichen Rückgang der Erntemengen aufweist und
daß die Befürchtung nicht von der Hand zu
weisen sei, daß dieser Rückgang fortschreiten werde.
Diese Befürchtung teile ich nicht. Es ist richtig,
daß im verflossenen Jahre ein Rückgang in
der Erzeugung von Baumwolle gegenüber dem
Vorjahre eingetreten ist. Aber es wäre sicherlich
trotz des ungünstigen Wetters wieder eine kleine
Vermehrung eingetreten, wenn nicht gerade die
hauptsächlich im Baumwollbau beteiligten Land-
schaften Atakbame und Nuatjä durch den Bau
der Bahn genötigt gewesen wären, sich in er-
höhtem Maße dem Anbau von Korn, Jams und
Hülsenfrüchten zuzuwenden, um 4000 Arbeiter
ein Jahr lang zu ernähren. Daß im Bezirk
Atakpame durchaus nach wie vor die Lust bestand,
die Baumwollfelder zu vergrößern, erhellt daraus,
daß gerade die beiden Landschaften des Bezirks,
die für die Ernährung der Bahnarbeiter, weil
abseits gelegen, nicht in Betracht kamen, Kpedji
und Sagada, ihre Erntemenge vermehrt haben
(zusammen um 14,7 v. H.).“
Aus obigen Erläuterungen erhellt, daß die
Beschaffenheit der in den Handel kommenden
Togo--Baumwolle hauptsächlich von folgenden
Faktoren abhängig ist:
1. Art oder Sorte der in den einzelnen Anbau-
bezirken kultivierten Baumwolle,
2. Sortenreinheit bzw. Bastardierung und Saat-
vermischung,
3. den natürlichen Bedingungen im engeren
Anbaudistrikt, wobei auch Boden= und Klima-
einflüsse sich geltend machen,
4. der Zeit der Ernte.
Diese Faltoren machen sich regelmäßig geltend
und sollten beim Abschließen von Verkäufen, be-
sonders beim Kauf ohne Muster, beachtet werden.
Bu 3. ist noch folgendes zu bemerken: In
Dieser bedauerliche Vorgang spielte sich nicht
nur in Togo a Südnigerien blieb die Baum-
wolnprodinheoe des Palenderjahres 1910 um 60,8 v. H.
genn Vorjahr zurück. (Vgl. Amtsblatt für Togo-
Süd= und Mittel-Togo wird, wie erwähnt, nur
eine Sorte angebaut. Immerhin können inner-
halb dieses Gebiets durch Klima= und Boden-
einflüsse gewisse Unterschiede in der Beschaffenheit
der Faser bewirkt werden; denn die natürlichen
Bedingungen in den drei hierher gehörigen An-
baudistrikten, nämlich den Verwaltungsbezirken
Misahöhe und Atakpame und der Küstenzone, sind
einander nicht gleich.
Man wird also gut tun, beim Ankauf darauf
zu achten, aus welchem dieser Distrikte die ange-
botene Baumwolle stammt.
Zu 4.: Gewisse Unterschiede bestehen zwischen
den zu verschiedenen Jahreszeiten gereiften Posten.
Die zu Beginn der Trockenzeit gepflückte Baum-
wolle ist in der Regel, wenn „tote“ Faser aus
ihr ferngehalten wird, von besserer Qualität als
die später zur Höhe der Trockenzeit geerntete
Baumwolle. Es darf angenommen werden, daß
der Eingeborene seine Baumwolle, wo immer
möglich, bald nach der Ernte zum Kauf anbietet.
Daraufhin sollten die Aufkäufer versuchen, die zu
verschiedenen Jahreszeiten gekauften Posten ge-
trennt der Entkörnerei zuzuführen, um auf diese
Weise eine gewisse Klassisikation je nach Qualität
zu ermöglichen.
In Nord-Togo werden zur Zeit, wegen
Mangel an Saat, noch verschiedene Baumwoll-
sorten angepflanzt. Die Qualität der Faser wird
deshalb vorläufig noch in erster Linie von der
jeweils angebauten Sorte abhängen. Beabsichtigt
ist aber, auch in diesem Teil der Kolonie, sobald
hinreichend Saat vorhanden ist, die Sortenfrage
möglichst einheitlich zu regeln.
Es läßt sich leider einstweilen noch nicht ver-
hindern, daß durch das Zusammentreffen mehrerer,
nachteilig auf den Wert der Baumwolle wirkenden
Einflüsse bisweilen recht minderwertige Baumwolle
von Togo zur Ausfuhr gelangt. Hierbei wird es.
sich jedoch meistens nur um kleinere Mengen
handeln, die nicht als durchschnittliche Togo-Ware
auf den deutschen Markt gebracht werden sollten.
Denn der schlechte Ausfall einiger kleiner Partien
kann leicht den Ruf der Togo-Baumwolle all-
gemein gefährden.
Über die Maßnahmen, welche die Ver-
waltung getroffen hat bzw. noch zu treffen
gedenkt, um den Baumwollbau in Togo
zu fördern und die Güte der Togo-Baum-
wolle zu heben, ist teilweise bereits in der
vor kurzem erschienenen Denkschrift des Reichs-
Kolonialamts „Die Baumwollfrage“ berichtet
worden. Danach steht für die nächste Zeit die
Schaffung von fünf neuen Baumwoll-Ver-
suchsanlagen im Schutzgebiet bevor, denen in
erster Linie die Saatzucht und Saatvermehrung
obliegt.