Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Zweitens ist der Bahnbau, der der Land- 
wirtschaft zahlreiche Arbeiter entzogen hat und 
der zudem große Ansprüche an die Erzeugung 
von Nahrungsmitteln für die im Bahnbau beschäf- 
tigten Menschen stellte, nicht ohne Einfluß auf die 
Erzeugung von Exportprodukten geblieben. 
Der stellvertretende Gouverneur von Togo 
berichtet neuerdings über die Frage des Rück- 
ganges der Erntemengen,") wie folgt: 
„Der Verband deutscher Baumwollgarn-Ver- 
braucher glaubt aus sicherer Quelle erfahren zu 
haben, daß Togo im letzten Jahre einen merk- 
lichen Rückgang der Erntemengen aufweist und 
daß die Befürchtung nicht von der Hand zu 
weisen sei, daß dieser Rückgang fortschreiten werde. 
Diese Befürchtung teile ich nicht. Es ist richtig, 
daß im verflossenen Jahre ein Rückgang in 
der Erzeugung von Baumwolle gegenüber dem 
Vorjahre eingetreten ist. Aber es wäre sicherlich 
trotz des ungünstigen Wetters wieder eine kleine 
Vermehrung eingetreten, wenn nicht gerade die 
hauptsächlich im Baumwollbau beteiligten Land- 
schaften Atakbame und Nuatjä durch den Bau 
der Bahn genötigt gewesen wären, sich in er- 
höhtem Maße dem Anbau von Korn, Jams und 
Hülsenfrüchten zuzuwenden, um 4000 Arbeiter 
ein Jahr lang zu ernähren. Daß im Bezirk 
Atakpame durchaus nach wie vor die Lust bestand, 
die Baumwollfelder zu vergrößern, erhellt daraus, 
daß gerade die beiden Landschaften des Bezirks, 
die für die Ernährung der Bahnarbeiter, weil 
abseits gelegen, nicht in Betracht kamen, Kpedji 
und Sagada, ihre Erntemenge vermehrt haben 
(zusammen um 14,7 v. H.).“ 
Aus obigen Erläuterungen erhellt, daß die 
Beschaffenheit der in den Handel kommenden 
Togo--Baumwolle hauptsächlich von folgenden 
Faktoren abhängig ist: 
1. Art oder Sorte der in den einzelnen Anbau- 
bezirken kultivierten Baumwolle, 
2. Sortenreinheit bzw. Bastardierung und Saat- 
vermischung, 
3. den natürlichen Bedingungen im engeren 
Anbaudistrikt, wobei auch Boden= und Klima- 
einflüsse sich geltend machen, 
4. der Zeit der Ernte. 
Diese Faltoren machen sich regelmäßig geltend 
und sollten beim Abschließen von Verkäufen, be- 
sonders beim Kauf ohne Muster, beachtet werden. 
Bu 3. ist noch folgendes zu bemerken: In 
Dieser bedauerliche Vorgang spielte sich nicht 
nur in Togo a Südnigerien blieb die Baum- 
wolnprodinheoe des Palenderjahres 1910 um 60,8 v. H. 
genn Vorjahr zurück. (Vgl. Amtsblatt für Togo- 
  
Süd= und Mittel-Togo wird, wie erwähnt, nur 
eine Sorte angebaut. Immerhin können inner- 
halb dieses Gebiets durch Klima= und Boden- 
einflüsse gewisse Unterschiede in der Beschaffenheit 
der Faser bewirkt werden; denn die natürlichen 
Bedingungen in den drei hierher gehörigen An- 
baudistrikten, nämlich den Verwaltungsbezirken 
Misahöhe und Atakpame und der Küstenzone, sind 
einander nicht gleich. 
Man wird also gut tun, beim Ankauf darauf 
zu achten, aus welchem dieser Distrikte die ange- 
botene Baumwolle stammt. 
Zu 4.: Gewisse Unterschiede bestehen zwischen 
den zu verschiedenen Jahreszeiten gereiften Posten. 
Die zu Beginn der Trockenzeit gepflückte Baum- 
wolle ist in der Regel, wenn „tote“ Faser aus 
ihr ferngehalten wird, von besserer Qualität als 
die später zur Höhe der Trockenzeit geerntete 
Baumwolle. Es darf angenommen werden, daß 
der Eingeborene seine Baumwolle, wo immer 
möglich, bald nach der Ernte zum Kauf anbietet. 
Daraufhin sollten die Aufkäufer versuchen, die zu 
verschiedenen Jahreszeiten gekauften Posten ge- 
trennt der Entkörnerei zuzuführen, um auf diese 
Weise eine gewisse Klassisikation je nach Qualität 
zu ermöglichen. 
In Nord-Togo werden zur Zeit, wegen 
Mangel an Saat, noch verschiedene Baumwoll- 
sorten angepflanzt. Die Qualität der Faser wird 
deshalb vorläufig noch in erster Linie von der 
jeweils angebauten Sorte abhängen. Beabsichtigt 
ist aber, auch in diesem Teil der Kolonie, sobald 
hinreichend Saat vorhanden ist, die Sortenfrage 
möglichst einheitlich zu regeln. 
Es läßt sich leider einstweilen noch nicht ver- 
hindern, daß durch das Zusammentreffen mehrerer, 
nachteilig auf den Wert der Baumwolle wirkenden 
Einflüsse bisweilen recht minderwertige Baumwolle 
von Togo zur Ausfuhr gelangt. Hierbei wird es. 
sich jedoch meistens nur um kleinere Mengen 
handeln, die nicht als durchschnittliche Togo-Ware 
auf den deutschen Markt gebracht werden sollten. 
Denn der schlechte Ausfall einiger kleiner Partien 
kann leicht den Ruf der Togo-Baumwolle all- 
gemein gefährden. 
Über die Maßnahmen, welche die Ver- 
waltung getroffen hat bzw. noch zu treffen 
gedenkt, um den Baumwollbau in Togo 
zu fördern und die Güte der Togo-Baum- 
wolle zu heben, ist teilweise bereits in der 
vor kurzem erschienenen Denkschrift des Reichs- 
Kolonialamts „Die Baumwollfrage“ berichtet 
worden. Danach steht für die nächste Zeit die 
Schaffung von fünf neuen Baumwoll-Ver- 
suchsanlagen im Schutzgebiet bevor, denen in 
erster Linie die Saatzucht und Saatvermehrung 
obliegt.
	        
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