Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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von der v ligen Transvaalregierung eingesetzten 
Kommission, die die wirtschaftlichen Vorteile und 
Nachteile der Errichtung großer Kraftwerle für 
das Land untersuchen sollte, wurde im verflossenen 
Jahre ein Gesetz über die Konzessionierung elek- 
trischer Kraftanlagen erlassen. Auf Grund dieses 
Gesetzes wurden der Victoria Falls and Transvaal 
Power Company und der Rand Mines Power 
Supply Company, sowie einer vorerst noch pro- 
jektierten Elektrizitätsanlage in Tweefontein bei 
Middelburg Konzessionen erteilt. Die Rand Mines 
Power Supply Co. errichtet zurzeit eine große 
Anlage zur Erzeugung von Elektrizität und Druck- 
luft in Rosherville bei Johannesburg, die nach 
ihrer demnächstigen Fertigstellung eine der ge- 
waltigsten Anlagen dieser Art überhaupt sein 
wird. Die Wirkung dieser fortschreitenden Elektri- 
sizierung der Randbergwerke wird nicht nur eine 
sparnis an Handarbeit sein, sondern auch eine 
Verbilligung der Betriebskosten und eine Ver- 
einfachung des gesamten Maschinenbetriebes auf 
den einzelnen Gruben. 
Der Vorbildung des Bergwerkspersonals 
dient bereits das Johannesburger Transvaal 
University College; eine Mines Training School, 
verbunden mit einem Lehrbergwerk, ist für die 
weißen Bergarbeiter in der Einrichtung begriffen. 
Auf dem Gebiete der Gewinnung und Auf- 
bereitung des Golderzes hat das vergangene 
Jahr der Johannisburger Goldindustrie bemerkens- 
werte Neuerungen nicht gebracht. Zu erwähnen 
wäre in dieser Hinsicht nur, daß gegenwärtig 
Versuche mit einer von einer deutschen Maschinen- 
fabrik konstruierten verbesserten Rohrmühle im 
Gange sind. Die Fabrik glaubt mit dieser Mühle 
allein diejenige Arbeit leisten zu können, die bisher 
von den Pochstempeln und den bisherigen Rohr- 
mühlen zusammen geleistet wurde, was natürlich 
eine beträchtliche Vereinfachung und eine weitere 
Verbilligung der Aufbereitung des Golderzes und 
damit die Möglichkeit der Nutzung von Erzmassen 
zur Folge haben würde, die jetzt noch als zu 
goldarm und daher unlohnend gelten. 
Die Verwendung der bei der Goldgewinnung 
übrig bleibenden Gesteinsände zur Auffüllung fertig 
abgebauter Stollen (sog. Spülsatzverfahren) wurde 
weiter gefördert. Von Bedeutung scheint dabei 
ie Auffindung eines vorläufig noch im Versuchs- 
stadium befindlichen Verfahrens zu sein, das die 
unmittelbare Uberleitung der Sände aus den 
Auslaugebottichen in die Stollen ermöglicht, indem 
e in den Sänden enthaltenen Zyankalireste 
unterwegs neutralisiert werden. 
b Was die Organisation des Bergwerks- 
etriebes anlangt, so zeigt sich neuerlich am 
Rand in steigendem Maße das Streben nach 
Amalgamierung, d. h. nach Verschmelzung an- 
  
grenzender Bergwerkezu einheitlichen Großbetrieben, 
wodurch vor allem eine Verbilligung der Betriebs- 
kosten und Erweiterung des Arbeitsfeldes des 
Unternehmens erreicht und damit der Abbau auch 
von ärmeren und in größerer Tiefe liegenden 
Erzgängen ermöglicht wird. Die bedeutendste 
Zusammenlegung dieser Art war im vergangenen 
Jahre die Aufsaugung einer Reihe von angren- 
zenden Feldern durch die „Cinderella Deep“ und 
deren Umformung in die „Cinderella Consolidated 
Gold Mines“, die damit an die vierte Stelle 
der ersten Großbetriebe des Witwatersrandes ge- 
treten sind. 
Was die finianziellen Ergebnisse des Jo- 
hannesburger Goldbergbaus im verflossenen Jahre 
anlangt, so teilten sich in den weitaus größten 
Teil des aus der Produktion resultierenden Ge- 
winns die großen Bergwerksgruppen Eckstein- 
Rand Mines, Farrar-Anglo-Freuch-Gruppe, Con- 
solidated Gold Fields, General Mining & Finance 
Corporation, Neumann & Co., Barnato und Goerz 
& Co. Die Reingewinne dieser Gruppen stellten 
sich, wie folgt: Rand Mines 2563 225, Eckstein 
2178 448, Farrar-Anglo-French 1 529 342, Gold 
Fields 1 440 660, General Mining 778 063, 
Neumann 708 802, Barnato 624 341 und Goerz 
259 158 K. Der Gesamtreingewinn dieser Gruppen 
bleibt mit 10 082 039 L um 600 ä446 K hinter 
dem Reingewinn des Vorjahres 1909 zurück. 
Dividenden wurden im Jahre 1910 von 
40 Johannesburger Bergwerksgesellschaften gezahlt, 
und zwar im Gesamtbetrage von 8 875 077 # 
bei einem Gesamtkapital dieser Gesellschaften von 
30 736 261 L, was einer Durchschnittsdividende 
von nahezu 29 v. H. entspricht. Die Zahl der 
sehr hohe Dividenden zahlenden Gruben ist aber 
nur gering. Weitaus an der Spite marschiert 
einsam die Ferreira-Grube mit 300 v. H. Es 
folgen die Crown Mines mit 120 v. H., die New 
Heriot mit 80 v. H. und die Village Main Reef 
mit 70 v. I. Im Vorjahre zahlten 52 Gesell- 
schaften am Rand Dividende im Gesamtbetrag 
von 9 310 750 E, was bei einem ausgegebenen 
Gesamtkapital von etwas über 38 Millionen Pfund 
einer durchschnittlichen Dividende von etwa 
24,22 v. H. entsprach. Der Umstand, daß 1910 
nur 40 Dividenden zahlende Bergwerke erscheinen, 
gegen 52 im Jahre 1909, ist im wesentlichen 
darauf zurückzuführen, daß durch Zusammen- 
legungen von Gruben eine Reihe von solchen im 
verflossenen Jahre aufgehört haben, gesondert zu 
existieren. 
Die noch der Verarbeitung harrenden Gold- 
erzmassen des Witwatersrandes werden der Jo- 
hannesburger Goldindustrie noch auf lange Zeit 
hinaus intensive Betätigung sichern, nachdem schon 
jetzt die Fortschritte der Technik (vor allem die
	        
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