Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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beständiges Steinmaterial. Wenn auch in der 
ersten Zeit die Verarbeitung der wild gesprengten, 
nicht lagerrechten Steine den schwarzen Arbeitern 
und Maurern Schwierigkeiten machte, so war es 
durch beständige Bauaussicht doch gelungen, die 
Eingeborenen soweit anzulernen, daß das Mauer- 
werk in befriedigender und auch guter Weise aus- 
geführt wurde. Die Bauausführung erfolgte 
zum Teil durch die in Lome ansässigen Unter- 
nehmer, zum Teil durch die Bauleitung in eigener 
Regie. 
Die eisernen Überbauten der Brücken kleinerer 
Spannweiten wurden auf dem Bahnhof Lome 
fertig genietet und erst an Ort und Stelle ge- 
fahren und verlegt, wenn die Gleisspitze die je- 
weilige Brückenbaustelle erreicht hatte. Die hier- 
durch bedingten Aufenthalte der Oberbauarbeiten 
waren nur von geringerer Bedeutung, da das 
Einlegen dieser kleineren eisernen Uberbauten 
jedesmal nur wenige Tage in Anspruch nahm. 
Um sie bei den größeren Flußübergängen auf 
ein Mindestmaß einzuschränken, wurden hier nach 
Vorstrecken des Gleises bis an die jeweiligen 
Brückenbaustellen Umgehungsgleise neben der Bau- 
stelle mit provisorischen, aus Bahnschwellen oder 
Holziochen und eisernen oder hölzernen Trägern 
hergestellten Überbauten angeordnet, um die 
Gleisarbeiten unabhängig von den Brückenbauten 
fortsetzen zu können. Um an Dammarbeiten für 
diese Umgehungsbahnen zu sparen, wurden die 
provisorischen Brücken innerhalb des Hochwasser- 
profiles angeordnet. Beiderseitige Rampen 1:25 
stellten die Anschlüsse an den normalen Bahn- 
körper her. Schwierigkeiten in der Durchführung 
des Arbeitszugbetriebes entstanden nicht. 
Flußkorrektionen waren in wechselndem Um- 
fange bei allen gekrenzten Flußläufen notwendig, 
die verwachsen und von allen möglichen, durch 
das Hochwasser mitgeführten und unregelmäßig 
niedergelassenen Baumstämmen und Strauchwerk 
verwildert waren und keinen geregelten Durchfluß 
der Wassermengen durch die Bauwerke gewähr- 
leisteten. Die Korrektionen wurden auf das un- 
bedingt Notwendige beschränkt. In erster Linie 
wurde Rücksicht genommen auf eine gute Vorflut, 
also auf geregelte Abführung der Wassermengen, 
damit ein Stau vor den Bauwerken und ein 
etwaiger Angriff der anschließenden Dammkörper 
ausgeschlossen war. 
Als Bettungsstoff war anfangs Schotter vor- 
gesehen, für den geeignetes Rohmaterial etwa 
von Kilometer 40 an in geringer Entfernung 
von der Bahnlinie in großen Gneisfelsen in reich- 
lichen Mengen vorhanden ist. Aus Sparsamkeits- 
rücksichten mußte indes trotz der bedeutenden 
Vorteile einer Steinschlagbettung gegenüber einer 
Sandbettung, besonders unter tropischen Verhält- 
  
nissen, hiervon abgesehen werden. Bis Kilometer 
40 wurde der bei Kilometer 2 der Küstenbahn 
entnommene grobkörnige Küstensand, von da ab 
Sand verwendet, der an vereinzelten Stellen an 
der Bahnlinie sich in geringerer Mächtigkeit vor- 
findet. Da dieser nicht ganz frei ist von binden- 
den Bestandteilen, kommt er als Bettungsstoff 
dem Küstensande an Güte wohl nicht gleich, war 
aber wegen der geringeren Transportweiten er- 
heblich billiger als dieser. Nasse Einschnitte er- 
hielten Steinschlagbettung. 
Abgesehen davon, daß die Sandbettung 
größere Unterhaltungskosten des Gleises und des 
rollenden Materials verursacht als Steinschlag- 
bettung, ist sie unter den starken tropischen Regen- 
güssen ständig der Gefahr des Auswaschens aus- 
gesetzt. Dem wird abgeholfen durch Bepflanzen 
der Bettungsböschungen mit Bermudagras, das 
die Eigenschaft besitzt, tiefe und weitverzweigte 
Wurzeln zu schlagen, also die Sandoberfläche, 
soweit es überhaupt möglich ist, zusammenzuhalten 
und selbst nur in sehr niedrigem Wuchs zu bleiben, 
also die Ubersichtlichkeit des Bahnkörpers in 
keiner Weise zu beeinträchtigen. Die Wasser- 
durchlässigkeit der Bettung wird durch die Be- 
pflanzung der Bettungsböschungen mit Bermnda- 
gras kaum ungünstig beeinflußt. 
Die. Bahnlinie ist mit einer doppeldrahtigen 
elektromagnetischen Fernsprechleitung, die besetzten 
Stationen sind außerdem mit Fernschreibappa- 
raten ausgerüstet. Die Montage der Fernsprech- 
leitung solgte während des Bahnbaues stets nach 
Möglichkeit der Gleisspitze, um diese jederzeit von 
Lome telephonisch erreichen und Anordnungen 
über Baudispositionen usw. jederzeit auf schnellstem 
Wege auf die Baustrecke gelangen lassen zu können. 
Die Bahnstrecke ist mit Kilometer= und Halb- 
kilometersteinen ausgerüstet. Krümmungszeiger 
sind für sämtliche Kurven, Neigungszeiger für 
Neigungen von 10 % und darüber vorgesehen. 
Außer den Endbahnhöfen Lome und Atak- 
pame erhält die Bahnlinie 18 Haltlepunkte, 
Haltestellen bzw. Bahnhöfe. Ladegleise sind in 
Aguswe, Tsewis, Agbeluvhoe, Game, 
Nuatjä, Agbatitos, Chra, Glei und Dadja, 
Kreuzungsgleise außerdem in Tsewis und 
Nuatjä vorgesehen. Die Mindestlänge der 
Ladegleise beträgt 120 m, diejenige der Kreuzungs- 
gleise 150 m. Diese Längen sind unter Zugrunde- 
legung der auf der Inlandbahn beobachteten 
Bedürfsnisse festgesetzt. 
Der Endbahnhof ist mit Rücksicht auf die 
Bodengestaltung des Geländes nicht im Ort 
Atakpame, sondern etwa 4 km von ihm ent- 
sernt bei der Ortschaft Agbonu angelegt worden. 
Hierdurch sind erhebliche Schwierigkeiten in 
technischer und vor allem betriebstechnischer Hin-
	        
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