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jährlich die Sandbänke in ihrer Ausdehnung und
Lage wechseln, scheint mir dies beim Njong ent-
weder gar nicht oder nur in sehr geringem Maße
der Fall zu sein. Jedenfalls war es mir mög-
lich, das Vorhandensein einer Reihe von Sand-
bänken, die auf der alten Steinschen Karte des
Flusses bezeichnet waren, noch jetzt an derselben
Stelle festzustellen. Die Erklärung hierfür gibt
wohl die bedeutend schwächere Strömung des
Niong auch in der hohen Regenzeit.
Ahnliche, wenn auch nicht so günstige Ver-
häiltnisse für die Schiffbarkeit weist der Dume
auf, dessen Lauf bedeutend gewundener ist und
der eine weit stärkere Strömung besitzt, was sich
namentlich bei der Bergfahrk als störend erweist.
Seine Reinigung wird sich dagegen voraussichtlich
leichter gestalten, da sein Fahrwasser bei weitem
nicht so mit Bäumen besetzt ist. Die eigentliche
Schiffbarkeit des Dume beginnt bei Njassi und
geht bis zu seiner Mündung in den Kadei, der
dann seinerseits wieder bis zur französischen Grenze
benutzt werden kann. Von einigen Firmen wird
der Fluß auch schon von Djimbele aus für die
Schiffahrt benutzt.
Jedenfalls sind der Njong und anschließend
der Dume und Kadei Wasserstraßen, die als gute
Zubringer zu der Mittellandbahn zu benutzen sind.
Dagegen können sie allerdings meines Erachtens
nicht den Anspruch erheben, etwa wie die Flüsse
im Kongostaat als Teilglieder einer großen Er-
schließungsbahn verwendet zu werden. Die Be-
deutung dieser Wasserstraßen als Zubringer wird
sich noch wesentlich erhöhen, wenn erst die Schiff-
barbeit ihrer Nebenflüsse festgestellt und deren
Reinigung erfolgt ist. In dieser Beziehung wird
hoffentlich die von Dr. Passarge in Aussicht
gestellte Expedition gute Dienste leisten. Außerdem
werde ich aber den Lokalbehörden aufgeben, auch
ihrerseits mit der Ausschließung vorzugehen, um
möglichst bald ein sicheres Ergebnis über die
Einflußsphäre des Njong zu erreichen.
Auch eine weitere Frage bleibt noch zu klären,
und ich habe hiermit die Stationschefs von Dume
und Lomie beauftragt; das ist die Feststellung
des oberen Laufs des Njong über das obere
Niongdepot hinaus und die Möglichkeit einer
Verbindung mit einem schiffbaren Nebenflusse des
Dume, etwa mit dem bei Djimbele mündenden
Mara. Es erscheint nach den Steinschen Vor-
erkundungen durchaus nicht ausgeschlossen, daß
die beiden Flußsysteme sehr nahe aneinander
herankommen; jedenfalls wird vorher darüber
Klarheit geschaffen werden müssen, ehe man an
den geplanten Ausbau von Abongmbang heran-
geht. Denn es ist anzunehmen, daß eine Ver-
legung der Faktorei von Abongmbang flußaufwärts
stattsinden wird, sobald der Endpunkt der Schiff-
barkeit sich nach Osten verschiebt.
Was nun die Mittellandbahn und ihre
Trasse anlangt, so muß sie meines Erachtens
unter allen Umständen so geführt werden, daß sie
die Wasserstraße des Njong als Zubringer mög-
lichst weitgehend ausnutzt. In dieser Beziehung
scheint mir der bei Mbalmajo geplante End-
punkt zweckmäßig gewählt zu sein, da sich dort
auch ein geräumiges und ebenes Gelände für
einen größeren Umschlagplatz findet. Die Bahn
weiter flußabwärts heranzuführen scheint mir
wegen des großen Bogens, den der Fluß zwischen
hier und Onanabessa nach Süden macht, nicht
zweckmäßig zu sein.
Wegen der mit der Bahntrasse in Verbindung
stehenden Frage einer etwaigen Verlegung von
Jaunde haben sich die dortigen Kaufleute dahin
ausgesprochen, daß sie im Interesse ihres Handels
mit den nördlicheren Bezirken und der leichteren
Trägerstellung halber immer in Jaunde verbleiben,
selbstverständlich daneben auch am Endpunkt der
Bahn Niederlagen errichten werden. Für die
Regierung wird diese Frage vorläufig auch noch
in der Schwebe bleiben müssen. Nur so viel ist
mit Rücksicht auf die dort festgelegten Werte und
die zentrale Lage des Platzes klar, daß Jaunde
entweder als Sitz des Bezirksamts oder als Gar-
nison für die 10. Kompagnie erhalten bleiben
wird. Auch die Belassung der Station Akono-
linga an ihrem jetzigen Punkte und der weitere
Ausbau des Wegenetzes hängt von der Entschei-
dung der Trassenführung ab.
MD
Deutsch-Südwestafrika.
Vom Bahnbau Karibib—hkieetmanshoop.)
Nach einer telegraphischen Meldung des Gou-
verneurs ist auf dem von Süden her in Bau
genommenen Stück der Eisenbahn Windhuk —
Keetmanshoop am 16. Juni die Station
Gibeon eröffnet worden. Der Ort Gibeon,
bekannt als ehemalige Residenz des Hottentotten-
kapitäns Hendrik Witbooi, liegt einige Kilometer
westlich von der neuen Station, im Fischflußtal;
er konnte wegen seiner tiefen Lage von der Bahn
nicht unmittelbar berührt werden.
) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 9, S. 347f.