W 27
20
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Dle Acherbauschule in Nuatjã (Togo)
im Jahre 1909/10.
Amtlicher Bericht.
(Mit 4 Abbildungen.)
Ausbildung der Schüler zu Ackerbauern.
· Zu Anfang des Berichtsjahres waren 38 Schüler
in der Ackerbauschule; 2 mußten entlassen werden,
1 weiterer ist verstorben. Am Schluß des Ka-
lenderjahres wurden 41 entlassen und angesiedelt.
Anfangs Januar wurden wieder 50 Schüler neu-
eingestellt. Am Schluß des Berichtsjahres weist
demnach die Ackerbauschule einen Schülerstand von
99 Leuten auf.
Der erste (üngste) Jahrgang, dessen Aus-
bildungszeit sich über die drei Jahre 1910 bis
1912 erstreckt, wird hauptsächlich zu den leichten
Arbeiten herangezogen. Am ersten jeden Monats
werden vier Leute dieses Jahrgangs für die
Dauer eines Monats zur Wartung des Biehs in
dem Viehstall beschäftigt. Hier lernen sie — unter
ständigen Viehknechten — neben der Wartung sich
mit dem Vieh zu befreunden, was Vorbedingung
ist, um die Leute zu brauchbaren Führern eines
Gespannes zu machen.
Eine Stunde täglich erhalten diese Leute
Sprachunterricht, hauptsächlich in der Ewe-Sprache.
Der zweite Jahrgang (Ausbildungszeit wäh-
rend der drei Jahre 1909 bis 1911) wird fast
zu allen vorkommenden Arbeiten herangezogen.
Angestrebt wird, diese Leure bereits zu selb-
ständigen Arbeiten, besonders zum Pflügen und
Fahren mit Vieh, heranzubilden. Auch im Be-
richtsjahre ist dieses mit Ausnahme bei einigen
möglich gewesen.
Der auch dieser Klasse erteilte Sprachunterricht
von einer Stunde täglich ist für die deutsche
Sprache bestimmt.
Leute des dritten Jahrgangs (Ausbildungs-
zeit während der drei Jahre 1908 bis 1910)
werden zeitweise als Lehrer dem jüngsten Jahr-
gange beigegeben. Die Arbeiten der Leute des
dritten Jahrganges (s. Abbild. 1 und 2) find
vielsach die gleichen wie die des zweiten; die
Wiederholung dient hauptsächlich zur Befestigung
der erworbenen Kenntnisse. Außerdem bekommen
die Leute dieses Jahrganges einen Hektar Land
zur selbständigen Bebauung überwiesen, wofür
ihnen 103 Tage während des Jahres freigegeben
werden. Geräte und Arbeitsvieh wird ihnen
unentgeltlich von der Ackerbauschule zur Verfügung
gestellt. Die Erträge bzw. der Erlös verbleibt
den Leuten. Diese Zuteilung eines Hektar Landes
soll die Schüler schon während ihres Schulbesuchs
mehr zur selbständigen Arbeit erziehen.
Der deutsche Sprachunterricht wird bei dieser
Klasse während der ersten Hälfte des Jahres fort-
gesetzt. Später erhalten sie landwirtschaftlichen
Unterricht. Der Zweck der verschiedenen land-
wirtschaftlichen Arbeiten und andere Fragen,
welche für die Siedler von Bedeutung sind,
werden, soweit es das Verständnis dieser Leute
zuläßt, erklärt.
Die Klasse 1907 bis 1909 wurde, wie oben
erwähnt, Ende Dezember 1909 entlassen. Es
waren 41 Leute: 7 aus dem Bezirk Atakpame,
7 aus dem Bezirk Sokode, 15 aus dem Bezirk
Mangu-Jendi, 9 aus dem Bezirk Kete-Kratschi,
2 aus dem Bezirk Misahöhe und 1 aus dem
Bezirk Lome. Jeder der Leute erhielt von der
Ackerbauschule Pflug mit Zuggeschirr, Axt, Busch-
messer, Hacke, Spaten, Dunggabel und Eimer.
Das Zugvieh wird diesen Männern von ihren
Bezirksleitungen geschenkt. Der vom Bezirk Lome
stammende Mann blieb als Vorarbeiter in der
Ackerbauschule. Im Berichtsjahre fand außerdem
ein Ferienlehrgang für Missionslehrer statt. Dieser
Kursus war von zehn Lehrern der protestantischen
und zehn Lehrern der katholischen Mission besucht.
Gebäude.
Neu errichtet wurden während des Berichts-
jahres ein zweizimmeriges Assistentenhaus mit
Küche und Nebenräumen, ein Saathaus (Rund-
haus von 8 m Durchmesser). Das letztere hatte
sich als ein besonderes Bedürfnis erwiesen; in
den gewöhnlichen mit Wellblech gedeckten Häusern
büßte das Saatgut häufig an Keimfähigkeit ein;
auch erforderte der Schutz gegen Termiten und
Insektenfraß größeren Arbeitsaufwand, als dies
in dem eigens für die Saataufbewahrung gebauten
Hause der Fall sein wird. Ferner wurde noch
ein Hühnerhaus von 16 m Länge und 4 m Breite
erbaut. Im Schülerlager wurden neun neue
Häuser gebaut, auch wurde im Schülerlager ein
Brunnen gegraben und ausgemauert.
Versuchswesen der Ackerbauschule.“)
Um das Anlegen von Versuchsparzellen zu
erleichtern, wurde während des Berichtsjahres die
Parzellierung und Versteinung des gesamten Ge-
ländes der Ackerbauschule vorgenommen.
Über die während des Berichtsjahres aus-
geführten
Versuche
wird im einzelnen folgendes berichtet:
.) Über die Baumwollkulturversuche der Ackerbau-
schule während des Jahres 1909 wurde bereits in
r 3 des „Kolonialblatts“ vom 7. Dezember 1910
erichtet.