Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Russichten auf die Baumwollernte in Trans- 
kaukasien. 
In den Kreisen Eriwan, Etschmiadsin und 
Surmalinsk stehen am besten die Baumwollpflanzen 
in der unteren Zone des Eriwaner Kreises. Zu 
Ende Juni hat die Baumwolle noch nicht überall 
zu blühen begonnen; nur bei den Frühsaaten 
zeigten sich Blüten. Das Wetter ist für das 
Blühen günstig. Besser stehen die Frühsaaten. 
An Wasser mangelt es im Etschmiadsiner Kreise, 
so daß die Baumwollsaaten dort Schaden er- 
leiden können. Aufgehäufelt wurde dreimal. Der 
Baumwollertrag dürfte in diesem Jahre um ein 
wenig höher (10 v. H) als im vorigen Jahre 
sein. Die Baumwollsaatfläche hat in den oben- 
genannten Kreisen im Jahre 1911 um 10 bis 
20 v. H. gegen das Jahr 1910 zugenommen. 
(Nach der Torg. Prom. Czeta v. 7. 20. Juli 1911.) 
Boumwollproduktion des Uganda-Hrotektorats. 
Der Wert der Ausfuhr von Baumwolle, 
Baumwollkernen und Ol aus dem Uganda- 
Protektorat betrug im Jahre 1910/11 zusammen 
169 944 Cgleich 3 398 880 /7 gegen 1 191 920./ 
1909/10 und 824 460 im Jahre 1908/09. 
Im Jahre 1910/11 gelangten 1634 Tonnen 
entkernte Baumwolle zur Ausfuhr, 2504 Tonnen 
nicht entkernte Baumwolle, 1604 Tonnen Baum- 
wollenkerne und 11 707 Gallonen Baumwoll- 
samenöl. 
Der Anban ist lediglich auf American Up- 
land beschränkt, die aber in Uganda einen län- 
geren Stapel gezüchtet hat als in Amerika, so 
daß der Marktpreis in Europa etwa 10 FPf. 
höher ist als der von American middling. 
Die Regierung stellt fortgesetzt Versuche mit 
ägyptischen Sorten an; ob diese von Erfolg sein 
werden, ist wegen der ziemlich bedeutenden 
Regenmengen zu bezweifeln. Uganda hat im 
Durchschnitt 51¼ engl. Zoll gleich 1300 mm 
Regen, er schwankt laut Wetterberichten der ein- 
zelnen Stationen zwischen 38½ engl. Zoll und 
83½ engl. Zoll. 
Es sei erwähnt, daß der Baumwollanbau in 
Uganda wie auch zum größten Teil in Indien 
lediglich Eingeborenenkultur ist. Die Saat 
wird nach wie vor frei an die Eingeborenen 
verteilt, und zwar nur durch die Regierung. 
Andere als regierungsseitig ausgeteilte Saat darf 
nicht ausgesät werden. Damit in Verbindung 
steht die Bestimmung, daß Saat nur mit Er- 
laubnis des Gouvernements eingeführt werden kann. 
Der Anbau wird durch Beamte des Agri- 
cultural Departments überwacht, welche die Leute 
auf Fehler aufmerksam machen und ihnen mit 
  
Rat zur Seite stehen. Das Agricultural Depart- 
ment besteht jetzt aus einem Chief Officer und 
dreizehn Assistenten; die letzteren reisen fortgesetzt 
im Lande umher. 
Dadurch, daß der Anbau der Baumwolle in 
Uganda lediglich Eingeborenenkultur ist, ist das 
Land im großen und ganzen von Schädlingen 
und Krankheiten verschont geblieben. Bei einer 
Eingeborenenkultur existieren natürlich leine zu- 
sammenhängenden großen Flächen von Baum- 
wollfeldern, sondern kleinere angebaute Felder 
verteilen sich über die ganze Kolonie, unterbrochen 
von unbebauten Ländereien. Dies verhindert 
naturgemäß mehr oder weniger die Übertragung 
eines Schädlings oder einer Krankheit von einem 
Feld auf das andere. 
Die Eingeborenen können ihre Baumwolle 
verkaufen, an wen und wo sie wollen, Preis- 
einschränkungen sind vom Gouvernement nicht vor- 
geschrieben; nur in entfernten Distrikten, in denen 
die Leute den Wert des Geldes noch nicht kennen, 
werden an bestimmten Orten öffentliche Verkäufe 
unter Gouvernementskontrolle abgehalten. Hier- 
durch wird vermieden, daß den Leuten der 
Baumwollanbau durch zu niedrige Preise ver- 
leidet wird. Einen bestimmten Einfluß auf den 
Einkauf der Baumwolle übt die Regierung aller- 
dings dadurch aus, als jeder Aufkäufer einen 
Erlanbnisschein zu nehmen hat, der frei erteilt 
wird. Wird einem Aufkäufer nachgewiesen, daß 
er Eingeborene böswillig übervorteilt hat, so 
wird ihm diese Lizenz entzogen, ein Fall, der 
übrigens bisher zur öffentlichen Kenntnis nicht 
gelangt ist. 
Es befinden sich 4 Ginanlagen in Uganda 
mit zusammen 50 Walzen und 3 Sägegins und 
1 Olpresse. Bemerkenswert ist, daß diese An- 
lagen nicht auf den Zuwachs der Produktion 
eingerichtet und daher nicht in der Lage waren, 
die Ernte zu verarbeiten bzw. unterzubringen. 
Die Preise für Rohbaumwolle fielen dement- 
sprechend stark; dies starke Fallen der Preise hat 
nicht etwa seinen Grund in einem Weichen der 
Preise in Europa. Vergleichend betrugen diese: 
März 1911: 11 Rp. für 100 lbs Rohbaum- 
wolle in Uganda, bei einem Preis von 70 bis 
80 Pf. das Pfund in Europa; 
Mai 1911: 8 Rp. für 100 lbs Rohbaum- 
wolle in Uganda, bei einem Preis von 75 Pf. 
das Pfund in Europa. 
Für das Jahr 1911/12 schätzt man den 
Export auf das Doppelte des letzten Jahres, 
also auf rund 5000 Tonnen entkernte Baum- 
wolle bzw. 20 000 Ballen à 500 Pfund deutsch. 
Schließlich ist noch zu erwähnen, daß die 
Regierung den Eingeborenen für das laufende 
Jahr die Aussaat vorgeschrieben hat; durch die
	        
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