Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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entfernt liegenden Gegenden ist der Kunstdünger zu 
teuer, und ein natürlicher Dünger ist nicht vorhanden. 
Geht die Bahn durch die Mbo-Ebenec, so wäre aller- 
dings daran zu denken, Düngemittel einzuführen, und 
die Regierung müßte hier so weit vorgearbeilet haben, 
daß man sofort mit positiven Vorschlägen bezüglich der 
Düngung kommen könnte. 
Die Düngerfrage ist vorläufig jedoch nicht die 
wichtigste Frage. 
Wie von der Station Dschang sestgestellt wurde, 
läßt sich durch Stenern und einen annehmbaren Fak- 
loreipreis in bar die Produktion an l und Kernen 
ohne alles weitere bedentend heben. Mit dem Fort- 
schreiten der Bahn und der dadurch gegebenen billi- 
geren Frachl von und zur Küste sowie der größeren 
Konkurrenz der Firmen untereinander werden die 
für obige Produkte gezahlten Preise bedentend steigen, 
außerdem werden die Zubringewege bedentend kürzer. 
Hente ist Njanga der einzige Platz für Kerne und Sl. 
Geht die Bahn bis ins Menna-Tal, so kann das ganze 
DTschang-Gebiet zu einem Preise von 1 X pro Last 
Produkte anbringen. Die Folge hiervon wird eine 
größere Nutzung von Palmen sein und dadurch eine 
yrößere Fruchtbarkeit, denn eine gleichmäßig gepflegte 
Palme was, wie oben gesagt, gleichbedentend mit 
regelmäßiger Ernte ist trägt auch regelmäßig 
Früchte, während eine ungenutzte mit Epiphyten be- 
wachsene Palme selten oder gar nicht fruchtet. Bei 
diesen Palmen ersticken nämlich die Fruchtstände und 
verfanlen, ehe sie sich entwickelt haber 
Ein weiteres Erfordernis wird dan das Reinhalten 
des Bodens der Olpalmbestände, der jetzt mit Nieder- 
busch oder sogar hohen Schirm-(Musanga) und an- 
deren Bäumen beslanden ist, sein. Von selbst wird sich 
dann aus dieser Entwicklung die Anlage von Palm 
fruchtaufberceitungswerken seitens priva- 
ler Unternehmer ergeben. Geradezu ideal sind die 
Ausgänge der ölpalmreichen Seitenläler der Mbo- 
Ebene für derartige Anlagen geeignel.“) Hier ieh 
dauernd genügende Wasserkraft. aur Verfügung, und 
das Rohmaterial isi nur lalab zu schaffen. Schätt# 
man die Daner des Weiterbaues der Bahn bis zum 
Endpunlte der Mbo-Ebene, das Menna-Tal, auf drei 
bis vier Jahre und nimmt man an, daß zur Entwick- 
lung eines genügenden Produktenmarktes noch weitere 
drei bis vier Jahre nötig sind, so würden acht Jahre 
erforderlich sein, ehe man an die Errichlung maschi- 
neller Anlagen wird denten lönnen, die von vorn- 
herein lediglich auf der Zufuhr der Produkte durch 
Eingeborene basierten. Eine Errichtung maschineller 
(ulagen direkt nach Eröffnung der Bahn oder schon 
vorher halte ich vorläufig nur dann für aussichtsreich, 
menn dem Werle größere, durch eigne Arbeiter zu 
nutzende Bestände an Slpalmen zur Verfügung siohen. 
Es lönnen dies nur Gebiele sein, in denen die Sl- 
palmen in. dichten Beständen und großen Mengen 
nortommen. Die lleinste maschinelle Anlage verar- 
beitet täglich etwa 51 Früchte. Die Erme der Ol— 
palmfsrüchte verleilt sich auf elwa vier bis sechs Mo- 
nate im Jahre. Mau lann also mit einer jährlichen 
Betricbszeiln von sochs Monaten rechnen, also mit einer 
jährlichen Verarheilung von. eiw 1000 1 Früchten. 
Um diese Fr 8 zu. lieierr n, die Nutung von 
2#000 bis 2% balmen. Wiorbenihh Es int ein- 
leuchtend, daß, wen die, Ernie. urch eigene Arbeiter 
geschehen solll. Palmen in eiyem Umkreise von 
  
Ich bin der Uborzeugung, das zur Zeit mehr 
Slpalleed im Dschang-i#ezirk vorhanden jind, als von 
der jetzigen Bevölterung“ ausgenubt werden können. 
! R. 
  
wenigen Stunden um die Fabrik vorhanden sein 
müssen, anderweitig wird der Antransport zur Fabrik 
zu teuer und die Beaussichtigung der Arbeiter bei der 
Ernte zu schwierig. Man wird die SLlpalmwerke 
jedoch von vornherein nicht auf das Eristenzminimum 
beschränken wollen, sondern so groß anlegen, daß an) 
die Produktion der Eingeborenen aus einem weiteren 
Umkreise verarbeitet werden kann. Diese Produktion 
muß aber erst allmählich geschaffen und vermehr! 
werden. Ich zweifle nicht, obwohl mir genauere 
Zählungen nicht zur Verfügung stehen, daß in den 
fraglichen Gebieten vielfach Strecken vorhanden sind, 
in denen die Llpalmen so dicht sichen, daß die An- 
lage von Fabriken, die auf der eigenen Nutzung dieser 
zu erwer rbenden Bestände basierten, gerechtfertigt wärc. 
Erfreulicherweise hat die Konstruktion von Ma- 
schinen zur Palmiruchtaufbereitung in den kabten 
Jahren große Fortschritte gemacht und es ist zu 
warten, daß künftighin die private Tätigkeit den Auf- 
schluß der natürlichen Bestände an Olpalmen in die 
Oand nohmen wird. 
Bei der weiteren Entwicklung fallen der 
rung solge ide Aufgaben 
Bau von Nbrin ewegen. 
Bestenerun? oder sonstige verwaltungstech- 
nische Maßnahmen zur Einführung der Pro- 
duktion der Eingeborenen. 
Anleitung der Eingeborenen in inteniiver Bo— 
wirtschaftung und Anstellung von Düngever- 
suchen. Vermehrung und Erhaltung der Be- 
stände. 
Die beiden ersien Aufgaben zu lösen, ist Sache der 
ortskundigen Verwaltungsbeamten; die letztere würde 
meines Erachtens durch eine landwirtschaft 
li Versuchsstat # on zu bearbeiten sein. Man 
muß in zwei bis drei Jahren daran denken, dem 
Posien BVarc oder der Station Dschang einen land- 
wirtschaftlichen Beamten"") beizugeben, der einen 
größeren Bestand in Kultur nimmt und aus Reisen 
belehrend auf die Eingeborenen wirkt. Es könnten 
dem betreffenden Beamten die Söhne einfslußreicher 
Lente aus den Slpalmdistrikten zur Ausbildung über: 
wiesen, nach Bedarf kann auch die Anlage zu einer 
Aerba usch ule ausgebildet werden. Zugleich 
müßte diese Station die Massenanzucht guter Elpalm- 
sorten (Lisombe) übernehmen, die dann zur Vertei- 
lung an die Eingeborenen gelangen könnten. Auch 
wäre hier eine gegebene Stelle, um Instrumente für 
die Aufbereitung (jahrbare Knackmaschinen, Blatt- 
scheren) und deren Einführung bei den Eingeborenen 
auszuprobieren. 
Geeignet für eine 
die Landschaft Mbo ge. 
1r– 
I. Auonutzung der Raphiabestände der Savannen- 
11n Kamernus und einer dort ebenfalls vor- 
kommenden Phönixart. 
1. Raphin (Ilonleuttorun 
Die Raphia-Palme gehört zu den natürlichen 
Schätzen der Savannen-Länder Kamernus. Sie 
lommt dort, wenigstens in den Graslandstrecken des 
Bezirles Dschang, allenthalben in großen Beständen 
längs der Bäche und Flüsse vor und ist ein derarlig 
craiter Indikator für feuchten Boden und Waser 
läufe, daß man allein nach den Raphia-Beständen 
hudrographische Karten dieser Landstrecken entwerfen 
crnr 
*) Mit dem Bau hanselben wird sosort begonnen, 
sobald, die Bahmtraffe jestlicg R. 
**) Ist in Dschang un Vare geschehen. .
	        
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