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Kakaobaues in der Goldküste heran. Die Kola-Pro-
duktion der Goldküste mit ihren wichtigen Wirkungen
auf die Gestaltung des Eingeborenen-Handels fällt für
Nigerien so gut wie ganz fort.
Die Ausfuhrzissern dör wichtigsten Produkte der
Kolonien betrugen im Jahre 1910:
a) für die Goldküste
Kakoo ? 866571
Gold und Goldstaub. ·# 700282
Gummi ... 4 358 876
Palmkerne 4 185 058
Palmöl 4 161 388
Nutzholz ? 148078
Kolanüsse 4 17716
Rohbaumwolle f L
Die Gesamtausfuhr betrug C 2697 706
Die Gesamteinfuhr - 14 3 365 641;
b) für Süd-Nigerien
Palmkerne 4+ 2450 815
Palmöl 4 1 742 234
Gummi ? 311691
Kakao . Emllöl
Rohbaumwolle C78479
Mahagoni 60 191.
Die Gesamtausfuhr Süd-Nigeriens
4 5304 186, die Gesamteinfuhr ## 5 857 335.
In diesen Zissern sind zum Teil Produkte Nord-
Nigeriens mitenthalten. Die Gesamtausfuhr Nord-
Nigeriens wird für 1910 auf # 120 652, die Gesamt-
einfuhr auf C 330 506 geschätzt. Als besondere Pro-
dukte Nord-Nigeriens sind Schibutter mit 41 079
und Zinn mit insgesamt # 74 415 zu erwähnen. Die
Art dieser wichtigsten Ausfuhrgüter zeigt am besten
die wirtschaftliche Basis der Länder.
Die Bevölkerung der Goldküste umfaßte nach einer
am 2. April 1911 vorgenommenen Zählung in der
eigentlichen Colony 857 516, in Ashanti 287 814 und
in Northern Territories 357500 Seelen. Unter
dieser insgesamt rund 1½ Millionen zählenden Bevöl-
kerung befanden sich etwa 1700 Europäer. Von den
größeren Städten zählte Acecra, der Sitz des Gouver-
nements 19 565, Coomassee, die Hauptstadt Ashantis
18 853, die beiden Küstenstädte Cape Coast Castle und
Seccondee 11 364 und 7725 Seelen.
Die Bevölkerung von Süd-Nigerien betrug (1911)
etma 7 859 689 Scelen, darunter 1648 Europäer. Das
Land ist außerordentlich dicht bevölkert. Gibt es doch
in ihm auch Städte von einer Größe und Bevölke-
rungszahl, wie sie wohl nirgends wieder unter den
Eingeborenen-Städten Afrikas gefunden werden: die
Hauptstadt Lagos hatte einschließlich Iddo, Ebute
Metta und Apapa 72 730 Einwohner, darunter 543
Europäer. Von den Nornba-Städten im Innern
zählte Ibadan 175 000, Aboekuta 51 219, Oyo 45 438,
Oshogbo 59 821, Ogbomosho 80 000 Einwohner; Städte
von mehreren Zehntausenden von Eingeborenen sind
keine Seltenheit.“) In den 20 größten Städten der
Westprovinz wohnten 967 000 Menschen oder 15 v. H.
der ganzen Bevölkerung der Mestprovinz. Wenn man
sich klar macht, daß die enormen Massen überwiegend
in einstöckigen Häusern und dank der Eingeborenen-
sitten, die vielfach den verschiedenen Mitgliedern einer
Familie einen besonderen Raum zuweisen, mit einer
gewissen Raumverschwendung untergebracht sind, so
wird man sich sagen können, welche weiten Flächen
betrug
*) Nach der Colonial Oifice List 1912 sind die
Einmwohnerzahlen der größeren Städte folgende: Lagos
102 190, Ibadan 341 875, Abeokuta 264 723, Oyo
217583, Jjebu Ode 131 326, Ilesha 339 299, Ondo
164 558, Badagri 91 113, Epe 45 255. — Red.
diese Bevölkerungsanhäufungen bedecken müssen. Einer
der nachhaltigsten Eindrücke, die ich auf meinen Reisen
an der Westküste erhalten habe, ist der Blick von der
Residentur über das unendliche Grasdächermeer der
Cingeborenen-Stadt von Ibadan.
Nord-Nigerien zählte in 1910 nach Schätzungen,
die sich auf die Steuerveranlagungen gründeten,
9 260 000 Personen, unter ihnen 637 Europäer, davon
424 Beamte und Soldaten. Das dichtest bevölkerte
Gebiet war die Provinz Kano, in der 38,5 Personen
auf 1 qkm kamen, das schlechtest bevölkerte Gebiet das
der Provinz Kontagora, in dem nur 1,7 Personen auf
1 aokm kamen (vgl. für Togo die Bevöllerung des
Bezirks Anecho mit 40.7 Personen und des Bezirks
Kete-Kratschi mit 1,3 Personen).
Schon diese gewaltigen Ziffern für die Eingebore-
nen-Bevölkerung, die die Länder unter die bestbevöl-
kerten Gebiete Afrikas stellen, lassen die große Bedeu-
tung, die der Eingeborenen-Bevölkerung und ihrer
Behandlung durch die kolonisierende Macht zukommt,
tlar erkennen. «
Bezüglich der Organisation der Eingeborenen—
Bevölkerung stehen sich zum Teil Extreme gegenüber.
Die Gold Coast Colony wird von einer großen An—
zahl verschiedener Stämme bewohnt, die jeder unter
einem eigenen Head Chief (Oberhäuptling) stehen,
unter denen wieder die Dorfhäuptlinge (Chieis) den
einzelnen Ortschaften vorstehen. Ein engerer Zusam-
menschluß bestand und besteht zwischen ihnen nicht.
Ashanti ist von einer großen Anzahl, früher zu dem
mächtigen Ashanti-Reich unter dem „King von Ku--
massi“ zusammengeschlossenen Stämmen bewohnt. Die
einzelnen Stämme haben hier jeder wieder ihren
.King'’. Die Unterordnung der Stämme unter eine
cinheimische Zentralgewalt ist durch Errichtung der
britischen Verwaltung erheblich gemildert. Die
JNorthiern Territories setzen sich im wesentlichen aus
einzelnen, ebenfalls unter Häuptlingen stehenden
Stammesgebieten zusammen. In einzelnen Teilen,
hauptsächlich in Nordwesten, fehlt es an einer eigent-
lichen Stammesorganisation oder doch an Häuptlingen
mit wirklichem Einfluß. Hier wurden Häuptlings-
schaften zum Teil erst von den Engländern geschaffen.
Die Goldküste hat hiernach zur Zeit als Eingeborenen-
Organisationen durchweg kleine und kleinste Stämme
und Stammesteile mit Ober= und Unterhäuptlingen.
Innerlich gefestigte Negerreiche gibt es in ihr nicht
mehr. Die heftigen Kämpfe, die England mit dem
Ashanti-Reich zu bestehen hatte, verboten die Erhal-
tung des Ashanti-Reichs in der alten Form von selbst.
Die Städte an der Küste haben sich dank des lang-
jährigen Europäer-Einflusses zu europäischen Kom-
munen nachgebildeten Gemeinwesen herausgebildet.
Hier finden sich auch schon Bestrebungen, die auf eine
Stärkung des Nationalgefühls der Farbigen gegenüber
den Weißen hinzielen.
Anders liegen die Verhältnisse in Nigerien. Lagos
und das Gebiet der Colony of Somhern Nigeria
stoehen im weitesten Maße unter enropäischem Einfluß.
Die alten Stammes-Institutionen sind im Schwinden
begriffen und zum Teil schon verschwunden. Die Stadt
ist jetzt der Sammelpunkt der verenglisierten Eingebo-
reuen und das Vetätigungsfeld der mit mehr oder
minder großem Erfolg nach englischem Muster heran-
erzogenen Eingeborenen-Intelligenz. Eine Autorität
des Weißen als Mitglied der höherstehenden Rasse gibt
es in Lagos nicht mehr. Der Eingeborene, der im
dichtesten Gewühl der verkehrsreichen Marina — der
Hafenstraße in Lagos — sich vor seinem Stammes-
oberen auf den Boden wirft, drängt rücksichtslos den
Weißen zur Seite, um sich seinen Weg zu bahnen. Das
Städtebild selbst trägt überwiegend europäischen Cha-
rakter.