W 1099 ec
Wie zu erwarten war, ist Dr. Marckwald mit
diesen Anschauungen in den beteiligten Kreisen der
Kolonie auf heftigen Widerspruch gestoßen.“) Um
nun auch von amtlicher kompetenter Stelle einen
Beitrag zur Klärung der vorliegenden wichtigen
Fragen zu erhalten, ist der Direktor des Kaiserl.
Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts Amani,
Prof. Dr. Zimmermann, von der vorgesetzten
Behörde zur Erstattung eines Gutachtens auf-
gefordert worden, das nachstehend wiederge-
geben sei. «
I. Die Kultur von Manihot Glaziovii.
1. Ungenügende Bodenbearbeitung. Es
wird den Pflanzern vorgeworfen, daß sie „an ein
Roden, Eggen und Pflügen des Landes nicht
denken.“ Ich bemerke hierzu, daß wohl wenige
Pflanzer sich darüber im Unklaren sein dürften,
daß die Kautschukbäume auf gepflügtem Lande
besser wachsen würden, wie auf ungepflügtem.
Wenn das Pflügen auch in einem hinreichend
ebenen Gelände, in dem die Viehhaltung möglich
wäre, unterblieben ist, so hat dies darin seinen
Grund, daß das Pflügen mit unverhältnismäßig
großen Kosten verbunden ist. Ein Pflügen würde ja
nur möglich sein, wenn aus dem Boden vorher
alle Baumwurzeln entfernt wären, was, wie jeder
Tropenpflanzer weiß, mit sehr großen Kosten ver-
bunden sein würde. So wird denn auch zur
Zeit nicht nur bei der Kultur der Kautschukbäume,
sondern auch auf den Plantagen von Kaffee,
Kakao, Tee usw. und nicht nur in Deutsch-Ost-
afrika von einem „Ausroden der großen Wurzeln“
fast allgemein Abstand genommen. In Ostasien
hat man allerdings auf einigen Plantagen (vgl.
Petch, The Physiology and Diseases of Hevea
brasiliensis, S. 146) versuchsweise die Wurzeln
vollständig entfernt. Dies hat aber darin seinen
Grund, daß man dadurch den dort anscheinend
immer mehr um sich greifenden Wurzelpilzen
entgegenarbeiten wollte. Da aber bei Manihot
Glaziovi# Wurzelfäule fast ausschließlich in sehr
feuchten Gegenden beobachtet wurde, dürste es
ganz berechtigt sein und nicht auf Unkenntnis be-
ruhen, daß die deutsch-ostafrikanischen Kautschuk-
pflanzer davon absehen, ihre Felder so vollständig
wurzelfrei zu machen, daß diese mit Pflug und
Egge zu bearbeiten sind.
Mit geringeren Kosten würde es nun aller-
dings verbunden sein, die Kautschukfelder vor dem
Auspflanzen der Kautschukbäume und auch später
mit der Hacke zu bearbeiten. Es ist auch wohl
wahrscheinlich, daß eine derartige Bodenbearbeitung
*) Agl. die Aufsätge von Dr. Schellmann in der
llsambara-Post, Jahrg. 1912.
die darauf zu verwendenden Kosten lohnen würde.
Mit Sicherheit erwiesen ist dies aber nicht und,
so viel ich aus der mir hier zugänglichen Literatur
und aus mündlichen Berichten des Herrn Che-
mikers Lommel erfahren habe, wird auch auf
den meisten Kautschukplantagen Ostasiens nur
dann der Boden gründlich mit der Hacke be-
arbeitet, wenn Zwischenkulturen angelegt werden.
Um aber über die Erfolge gründlichen Hackens
sichere Anhaltspunkte zu erhalten, habe ich in
das Programm der in den nächsten Monaten auf
den Kautschukplantagen der Nordbezirke auszu-
führenden Versuchsreihen auch eine solche über
Bodenbearbeitung mit aufgenommen.
2. Ungenügende Reinigung. Herr Dr.
Marckwald sagt: „auch ein, durch die ungünstigen
Arbeiterverhältnisse bedingtes mangelhaftes Rei-
nigen hemmt häufig die Entwicklung der Plan-
tagen.“ Hier scheint also Herr Dr. Marckwald
selbst anzunehmen, daß weniger durch Unkenntnis
als durch die ungünstigen Arbeiterverhältnisse
und die hohen Löhne viele Pflanzer von der
ausreichenden Reinigung abgehalten werden. Ich
glaube auch annehmen zu dürfen, daß sich alle
Pflanzer darüber klar sind, daß namentlich der
junge Kautschuk in der Entwicklung gehemmt
wird, wenn er zwischen hohem Unkraut steht.
Wenn dennoch häufig stark vernnkrautete Pflan-
zungen angetroffen werden, so hat dies vielfach
darin seinen Grund, daß die Pflanzungsleiter von
ihren heimischen Direktionen zur Ablieferung
möglichst hoher Kautschukerträge gedrängt werden,
was ja bei abnormer Höhe der Kautschukpreise
einigermaßen begreiflich ist. Daß aber in dieser
Beziehung vielfach zu weit gegangen wird, muß
ich leider zugeben. Ich beabsichtige auch durch
eine vergleichende Versuchsreihe auf verschiedenen
Pflanzungen den Einfluß ungenügender Reinigung
zahlenmäßig zu demonstrieren.
Ob es sich nun allerdings als rentabel er-
weisen wird, die Manihot-Pflanzungen so rein zu
halten wie es auf den ostasiatischen Hevea-Plan-
tagen meistens geschieht, ist wohl zweifelhaft.
Namentlich auf geneigtem Terrain ist mit dem
System des zclean weedinge auch eine größere
Abspülung der wertvollen Oberkrume des Bodens
verbunden, der man in Ostasien vielfach durch
das erhebliche Kosten verursachende Ausheben von
nahezu horizontal verlaufenden Gräben entgegen-
zuwirken sucht. Vielfach wurde dort auch emp-
fohlen, durch Zwischenpflanzen von einjährigen
Nutzpflanzen oder von Gründungspflanzen die
Reinigungskosten, die in Ostasien ganz bedeutende
sind, zu vermindern. Auch in Deutsch-Ostafrika
wurden vielfach Bohnen, Canavalia, Mais, Baum-
wolle usw. mit mehr oder weniger gutem Erfolg
zwischen Kautschuk angepflanzt.