Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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gesordert. An das Eingeborenen-Krankenhaus wurden 
zur Beköstigung der an Beriberi Erkrankten größere 
Mengen von Früchten geliefert. Die Kulturen werden 
weitergeführt. . 
1* 
Die Bedentung des Gartens als eines Versuchs- 
gartens muß sehr beschränkt bleiben, solange keine 
größeren Mittel zur Verfügung gestellt werden können. 
In nächster Zeit werden die Einrichtung eines Labora- 
toriums und einer Pflanzenuntersuchungsstelle unbe- 
dingt nötig. Außerdem wird die beträchtliche Ausdeh- 
nung des Gartens mit seinen verschiedenen und viel- 
seitigen Kulturen auch noch einen zweiten technischen 
Beamten erfordern. 
  
  
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Die Kahoovalorisation.") 
Das Kaiserliche Generalkonsulat in Rio de 
Janeiro berichtet hierzu unterm 4. Dezember 1911 
u. a. folgendes: 
Dem Plane, den Kakao zu valorisieren, wird 
in Rio de Janeiro geringes Interesse entgegen- 
gebracht, da nur ein verschwindend kleiner Teil 
des in Brasilien erzeugten Kakaos über den hie- 
figen Hafen ausgeführt wird. Von 33,8 Millionen 
Kilogramm der Gesamtausfuhr Brasiliens sind im 
Jahre 1909 über Bahia 28,8 Millionen Kilo- 
gramm, über Para 3,7 Millionen Kilogramm und 
über Rio de Janeiro nur 2288 Kilogramm aus- 
geführt worden. 
Mit Rücksicht darauf, daß sich die brasiliani- 
schen Interessen auf diesem Gebiete in Bahia 
konzentrieren, haben auch dort die von Portugal 
ausgehenden Bestrebungen eingesetzt, eine Kakao- 
valorisation zu erreichen. 
Uhber den Verlauf der Beratungen auf dem 
am 9. Oktober 1911 in Bahia abgehaltenen 
Kongreß hat das Kaiserliche Konsulat in Bahia 
unterm 14. November 1911 berichtet. 
Wenn in der deutschen Presse teilweise von 
einem Scheitern der Valorisationspläne in Brasi- 
lien geschrieben worden ist, so ist die Nachricht in 
dieser Form wenigstens verfrüht gewesen. Man 
hat vielmehr in Bahia den von dem Handels- 
sachverständigen des portugiesischen Konsulats in 
Paris vorgelegten Plan bereitwillig in Erwägung 
gezogen und ein Komitee ernannt, das Schritte 
zu seiner Verwirklichung einleiten soll. Der An- 
trag einer der von der Versammlung der Kakao- 
interessenten aufgestellten drei Kommissionen, wo- 
nach das Komitee auch ermächtigt sein sollte, 
nötigenfalls eine Anleihe zur Durchführung der 
Valorisation unter Garantie des Staates Bahia 
aufzunehmen, ist allerdings nur in der Form 
angenommen worden, daß nötigenfalls auch Ka- 
pital ausgenommon werden soll, um eine Ent- 
wertung des Kakaos zu verhindern. In einem 
Telegramm des Direktors der Ackerbauschule an 
den auf der Versammlung von ihm vertretenen 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, S. 904 und S. 988: 
1912, S. u0. 
  
Ackerbauminister war die Mitteilung enthalten, 
es hätten bereits verschiedene Kapitalisten genü- 
gendes Kapital zur Verfügung gestellt, um einer 
Entwertung des Kakaos vorzubeugen. Inwieweit 
dies geschehen ist, hat sich hier bis jetzt nicht fest- 
stellen lassen. 
In hiesigen kaufmännischen Kreisen wird be- 
zweifelt, daß sich eine Kakaovalorisation nach dem 
beabsichtigten Plane durchführen läßt. Wenn es 
seinerzeit dem Staate Sao Paulo gelungen ist, 
den Kaffee zu valorisieren, so ist dabei zu berück- 
sichtigen, daß dieser Staat mit etwa zwei Dritteln 
an der Weltproduktion beteiligt war. Dagegen 
kontrollieren Portugal, Brasilien und Ecuador 
noch nicht die Hälfte der Kakaoerzeugung. Auch 
ist es mindestens fraglich, ob man für eine Kakao- 
valorisation die erforderlichen Kapitalien aufbringen 
würde. Soweit Brasilien in Frage kommt, wird 
der Staat Bahia schwerlich die notwendigen Ga- 
rantien zu leisten in der Lage sein, während die 
Bundesregierung sich darauf überhaupt nicht ein- 
lassen wird. 
Ubrigens gehen nach Mitteilungen in der 
Presse die Bestrebungen nicht dahin, eine Valori- 
sation durchzuführen, sondern nur einer dauern- 
den Entwertung des Kakaos vorzubeugen, 
die eintreten müsse, wenn die Produzenten sich 
nicht zusammenschließen, um der Spekulation 
entgegenzutreten. 
kKahao-RKusfuhr aus der Dominikanischen Republik, 
Januar bis Uovember 1911.“) 
November 1911 Januar bis Nov. 1911 
  
Bestimmung * * ##g 
Ver. St. von 
Amerika 2064 117 52874 8 708797 1 710886 
Deutschland 3 905 781 6 003 109 1199345 
Frankreich 26 494 5378 4 171 093 824 093 
And. Länder — — 9334 1 818. 
Im gangen 294576 59 033 18 892 333 3736172 
Im Vorjahr 534288 87 509 15 916 529 2739205 
(Nach einem Berichte des Naiserl. Konsuls in 
Sanu Domingo vom 23. Dezember 1911.) 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912. S. 30.
	        
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