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Seite ein Urteil zu erhalten, sende ich mit der
nächsten Dampfergelegenheit eine Anzahl ver-
schieden hergestellter Kautschukproben an das
Königliche Material-Prüfungsamt in Groß-Lichter-
felde, das sich ja in den letzten Jahren ganz
speziell der chemischen und physikalischen Prüfung
des Kautschuks zugewandt und mich auch bereits
um Zusendung von Kautschukproben gebeten hat.
Die Frage, ob es rentabler sein würde, von
den Bäumen den Milchsaft aufzufangen, habe ich
in dem vorliegenden Gutachten nicht berührt,
weil ja Herr Dr. Marckwald in dieser Hinsicht
keine irgendwie neuen Ansichten geäußert hat;
meine diesbezüglichen Untersuchungen können noch
nicht als abgeschlossen gelten, haben aber bisher
noch nicht zu vielversprechenden Resultaten ge-
führt.
IIII. Die Präparation des Kautschuks.
Die Frage, wie der nach der „Lewamethode“
gewonnene Kautschuk am zweckmäßigsten auf den
Markt zu bringen sei, habe ich in zwei, im
„Pflanzer"“ 1910 (S. 113 und 145) erschienenen
kleinen Mitteilungen behandelt. Ein irgendwie
abschließendes Urteil in dieser Hinsicht wird aber
dadurch sehr erschwert, daß die Kautschukkonsu-
menten mit ihrem Urteil über die Verwendbarkeit
der verschiedenen Kautschukarten meist sehr zurück-
haltend sind, und die Kautschukmakler bei noch
nicht durch die Praxis erprobten Produkten gar
nicht imstande sind, ein sachgemäßes uUrteil ab-
zugeben. Ich habe mich aber auch damals ent-
schieden für die Schaffung einer einheitlichen
Marke ausgesprochen. Die Frage, ob es ratsam
sein würde, den Kautschuk bereits in der Kolonie
zu waschen oder ungereinigt zu versenden, mußte
ich dagegen aus Mangel an genügenden Unter-
lagen unentschieden lassen, und ich kann diese
Frage auch jetzt noch nicht als gelöst betrachten.
Herr Dr. Marckwald führt nun zwar in
einer neueren Publikation („Tropenpflanzer“ 1912,
S. 233) an, daß „unter etwa 35 gewaschenen
Kautschuken nur ein einziger war, der noch als
„Prima-Kautschuk“ bezeichnet werden kann, eine
Probe, die von mir selbst mit größter Sorgfalt
gewaschen war, und die ohne diese Behandlung
voraussichtlich gleichfalls noch erheblich günstigere
Eigenschaften besessen hätte.“ Ich möchte hierzu
zunächst bemerken, daß auch eine von mir ge-
waschene Kautschukprobe früher von Frank und
Marckwald („,Pflanzer“ 1910, S. 266) als eine
„sehr gute Qualität“" bezeichnet wurde.
Erwähnen möchte ich ferner, daß in Ostasien,
wo man doch über längere Erfahrungen verfügt,
auch der Serap-Kautschuk allgemein gleich am
Gewinnungsorte zu Crépe verarbeitet wird. Was
dort möglich und als rentabel erkannt ist, sollte
sein.
doch auch in Deutsch-Ostafrika möglich und rentabel
sein können. "
Daß die in der „Kautschuk-Zentralstelle“)
untersuchten gewaschenen Kautschuke weniger gute
Eigenschaften besaßen, dürfte auch weniger an
dem Waschen als an der Nachbehandlung ge-
legen haben.
Sehr willkommen wäre es mir auch gewesen,
wenn mir Herr Dr. Marckwald über die Ur-
sache der Schädlichkeit des hiesigen Waschens eine
bestimmtere Angabe hätte machen können. Af
meine Frage, ob dabei das fortgesetzte Zerreißen,
die starke Pressung und Reibung oder die Er-
wärmung schädlich wirkten, konnte er mir leider
keine Auskunft erteilen. Auch für jede andere,
auf exakten Untersuchungen basierte Angabe über
die beim Waschen des Kautschuks zu befolgenden
Regeln würden die Herren Plantagenleiter dem
Herrn Dr. Marckwald gewiß dankbar gewesen
Daß aber durch die verschiedenen neueren
Publikationen des Herrn Dr. Marckwald do-
in ihn gesetzte Vertrauen bei den ersahreneren
Pflanzern der Nordbezirke wesentlich erhöht wäre,
glaube ich nach verschiedenen diesbezüglichen
Außerungen sehr bezweifeln zu müssen. JIch
glaube auch nicht, daß eine in Deutschland unter
Leitung der „Kautschuk-Zentralstelle“ stehende
Waschanstalt viel Zuspruch finden würde, wenn
den Plantagenleitern von den heimischen Direl-
tionen hierauf ein gewisser Einfluß gestattet wird.
Nach meiner Überzeugung dürfte es
auch noch verfrüht sein, eine ganz be-
stimmte Kautschukaufbereitungsart zuemp-
fehlen oder gar bobligatorisch einzu-
führen. Meines Erachtens ist es, um zu einer
rationellen Standardmarke zu gelangen, bor
allem notwendig zu entscheiden, ob durch ratio-
nelles Waschen ein Produkt zu erhalten ist, das
gleich gute Eigenschaften besitzt wie der ungk-
waschene Kautschuk, was ja nach den in Ostasien
gemachten Erfahrungen zum mindesten sehr wabr,
scheinlich ist. Daß gewaschener Kautschuk viel
eher als einheitliches Produkt auf den Markt ge-
bracht werden kann als ungewaschener, bedar
wohl keiner ausführlichen Erörterung.
Um nun über die Eigenschaften des ge-
waschenen Kautschuks auch von anderer Seite z-
verlässige Angaben zu erhalten, sende ich an das
Königlich Materialprüfungsamt Proben von m
verschiedener Weise gewaschenen Kautschuken.
Wenn durch diese Untersuchungen festgestellt wird
daß durch rationelles Waschen die Eigenschaften
*) Gemeint ist das eingangs erwähnte „Cbemicke
Laboratorinum für Handel und Industrie" in Berlin.
das sich noch den Namen „Kautschuk-Centralsteile sir
die Kolonien“ beigelegt hat.