1108 20
Unter-Kongo. Der Bau einer Eisenbahn zwischen
Brazzaville und Pointe-Noire, die Anlage eingerichteter
Häfen an den beiden Endpunkten dieses Schienen-
weges, der Ausbau der Wasserläufe des Kongo= und
des Ubangibeckens, die Schaffung eines Hafens in
Bangui, der Bau einer Schmalspurbahn von diesem
Platze nach Fort Crampel, die Einrichtung des Schari
für die Schiffahrt, alles das bezieht sich auf den ersten
Gegenstand. Der Bau der Häfen von Pointe-Noire
und Cap-Lopeg, die Verbesserung desjenigen von
Libreville, des Astnars des Gabun, des Deltas des
Ogooué und dieses Stromes selbst bis hinauf nach
N Dsjolk, der Bau einer Eisenbahn von N'Djolk nach
Kandjama (Ober-Iwindo,), der vollständige Leuchtseuer-
dienst an der ganzen Meeresküste, alles dies wird dem
zweiten Bedürfnis Genüge tun. Endlich glaube ich,
daß in das nene Arbeitsprogramm eine Angahl von
Verwaltungsanlagen aufzunehmen ist, um insoweit das
bescheidene Programm von 1909 zu ergänzen. So
empfiehlt es sich, im Anschluß an die Ergebnisse, die mit
den Versuchen drahtloser Telegraphie gemacht worden
sind, ein ganges Netz von Funkenstationen zu schaffen,
das die hauptsächlichsten Zenutreu des Landes verbindet,
und dieses Netz durch eine Reihe von Telegraphenlinien
zu vervollständigen, die, von den verschiedenen Funken-
stationen ausstrahlend, ihren Aktionsbereich aus-
dehnen und auf diese Weise vervollständigen, was ich
das Nervensystem der Kolonie nennen möchte. Cs ist
auch nach Mas#gabe des Fortschritts unseres Vor—
dringens von Wichtigkeit, daß wir das Land tatsächlich
in Besitz nehmen und die sanitären Einrichtungen, die
Schul= und Verwaltungeposten vermehren, um den
Boölkerschaften klar zu machen, daß unsere Niederlassung
in den betreffenden Gegenden völlig endgültig ist, und
um ihnen die Wohltaten unserer Niederlassung sofort
zugute kommen zu lassen.
Nun aber trifft es sich, daß das im Jahre 1909
von Millios-Lacroi festgesetzte Studienprogramm in so
glücklicher Meise verfaßt war, daß es nach seiner so-
fortigen Juangriffnahme vor drei Jahren heute die
Begründung aller Vorentwürfe der Arbeiten gestattet,
deren Ausführung den aktuellen Forderungen entspricht.
Die endgültigen, mit allen notwendigen Unterlagen
(Entwürfen, Plänen und Anschlägen) versehenen Be-
richte sind von den mit der Prüfung beauftragten
Kommissionen und den zuständigen Dienst zweigen er-
stattet worden. Der Juspekteur der öffentlichen Ar-
beiten wird Ihnen in einem Sonderbericht das Ar-
beitsprogramm auseinandersetzen, das beschlossen wor-
den ist. Ich werde mich darauf beschränken, eine
kurge Ubersicht darüber zu geben, indem ich mich bei
der Einteilung der Untersuchung von den voraus-
geschickten politischen und wirtschaftlichen Gesichts-
punkten werde leiten lassen.
Der grose Eisenbahn= und Schiffahrtsweg, der
Franzosisch-Aguatorial-Afrika sein eigentliches wirt-
schaftliches Leben, seine Einheit und seine internationale
Unabhängigkeit geben soll, umfaßt: die Bahn von der
Meeresküste nach Brazzaville, den Ausbau des Kongo
und lUbangi, die Bahn von Bangui nach Fort Crampel
und den Ausbau des Schari. Die Richltungspunkte
dieser Linie sind die Hafenplätze von Pointe-Noirc,
Brazzaville und Bangui, welche die wesentlichen Glieder
der zusammenhängenden Kette darstellen, die Frankreich
mit seinen äguatorialen Besitzungen bis hin zum Herzen
Afrikas verbindet.
Die vor allen anderen gerühmte Eisenbahnlinie
zwischen Brazzaville und der Rüste ist in französischem
Gebiet der kür zeste Weg zwischen dem Atlantischen
Ozean und dem Stanley-Pool. Ihr Ausgangspunkt,
Pointe-Noire, gestattet die Anlage eines großen Hafeus,
–
der für jede in Zukunft notwendig werdende Eur
wicklung Raum bietet;: ihr Endpunkt in Brazzadil##
am Stanley-Pool ist das natürliche Aus= und Em-
gangstor des oberen Stromes. Sowohl vom poli
tischen wie vom wirtschaftlichen Standpunkte aus be-
freit diese Bahn die französische Kolonie von denr
lästigen Monopol und der gefährlichen Bevormundung
der belgischen Bahn Matadi-Kinshassa.
Heutigestags beträgt der Durchgangsverkekt.
allein nach dem oberen Aquatorial-Afrika, 12.180 Tonnen
mit einer Einnahme von 4301 621 Franken. IZu
Jahre 1922 wird sich die Tonnengahl, deren die sram-
zösische Linie alsdann sicher ist, auf 38 840 Tonne-
belaufen, ohne die Beförderung von 409. Reisende:
nach dem Pol zu rechnen, und 10 271288 Franken
Bruttoeinnahmen ergeben. Ulbrigens wird die iran-
zösische Bahn nicht nur, wie die belgische, ein „eisetnet
Kanal“ sein, der die Durchgangswaren von Ünterleng
in das obere Flußgebiet befördert, eine Babn, die
lediglich unüberwindliche Schnellen umgeht; sie wird
vielmehr gegenüber ihrem Konkurrenten den unschäb—
baren Vorteil haben, daß sie Gegenden durchauert. die
die Ansbeutung gestatten, das Loangoland und den
ganzen Nachbarbezirk des Meeres, der reich an Ch—
palmen ist, die Ausläufer des Mahumbe mit 9) km
Wald, das VBiehzuchtgebict am mittleren Niari und
Loudima, endlich das Bergbaugebiet vom Nkenke bis
zum Djoné, das schon seit einigen Jahren ausgebeutel
wird. Sehr vorsichtige Aufstellungen ergeben, daß die
Linic von Pointe-Noire aus schon von allem Aniamg
an auf diese verschiedenen Gebiete und, ohne den
Durchgangsverkehr in Rechnung zu stellen, auft einen
blossen lokalen Verkehr von mehr als 34 825 Tonnen
mit einer Einnahme von 2 634 000 Franken witd
rechnen können. *
Es blieb nur noch übrig, fest zustellen, ob diee
Eisenbahn technisch möglich ist. Die Uniersuchungen.
die von der Socicté des Batignolles in den Vorfahun
1910/11 unter der technischen Kontrolle der Verwalmmg
vorgenommen worden sind, haben den Beweis it-
bracht und legen eine ohne besondere Schwierigkeiten
durchzuführende Linie von 581 km zu einem Koilen-
aufwande von 85 Millionen Franken fest. Die Trace.
welche die Billigung gesunden hat, bedeutet einen sebr
großen Fortschritt gegenüber dem alten Plan der Z-
genieure. Das maßzgebliche Gefälle beträgt nirgende
mehr als 20 mm, der Krümmungoradius nirgend:
weniger als 100 m. Schienen mit einem Gewicht von
25 ku werden normalerweise den Druck von Zugen
zu 160 Tonnen aushalten können. Die Anlage des
Schienenweges, für die ein Zeitraum von # Jabren
vorgesehen ist, kann ansgeführt werden, indem zu einem
großen Teil die lokalen Arbeitskräfte und Oilfsmiel
nutzbar gemacht werden. Der Bau der Bahn von
Pointe-Noire nach Brazzaville drängt sich durch io
gewichtige Gründe auf, daß seine Verwirklichung die
erste Stelle in dem für die Kolonie aufgestellten Pro-
gramm der wirtschaftlichen Grundlagen einnehmen muf.
Zu derselben Zeit, in der das Smdium des
Schienenweges stantgefunden hat, der das Kongobecken
mit der Meeresküste verbinden soll, galt es, für seinen
Ausgangspunkt einen bequemen und sicheren Zugangs
hafen zu finden. Nach einer vergleichenden Prirum
aller Buchten, die au der Südküste als für gute Anler-
dlätze geeignet be zeichnet worden sind (die Buchten von
Nunbi, des Konilo, von Loango, von Pointe-IJuiienue.
von Pointe-Noire und Côte-Matevel, hat sich die Kem-
mission für die hydrographische Erkundung der Mecres-
küste für Pointe-Noire eutschieden und für diesen Punkt
eingehende Untersuchungen angestellt. Die Mulage
eines großen Hafens in ruhigem Wasser mit eier