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Bei dem trotzigen und kriegerischen Sinne unserer
Eingeborenen, speziell in Kaiser-Wilhelmsland, ist
es ganz natürlich, daß diese Berührung oft eine
feindselige wird. Den besten Vergleich zu dem
Zustand, in dem wir in dieser Hinsicht leben,
gibt vielleicht die Geschichte des Vordringens des
Weißen in den Westen Nord-Amerikas. Diese
Konflikte sind bedauerlich, aber an sich ganz
natürliche Erscheinungen, wie sie der Kampf mit
der Wildnis überall mit sich gebracht hat.“
Der Gouverneur nimmt stets Veranlassung,
in solchen Fällen telegraphisch zu berichten, aber
nur, um übertreibenden Gerüchten vorzubengen,
nicht etwa, weil ein derartiges Ereignis in der
weiten deutschen Südsee aus dem Rahmen der
üblichen Geschehnisse herausfällt.
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Die Michwirtschaft in Deutsch-Südwestakrika.
Der Kaiserliche Gouverneur berichtet:
Im letzten Jahre sind wesentliche Anderungen
in bezug auf Umfang und Lage der Milch-
wirtschaft nicht eingetreten.
Die Absatzverhältnisse für frische Milch und
Butter haben sich nach Fertigstellung des Bahn-
baues und des damit verbundenen Fortzuges
von Konsumenten gegen das Vorjahr naturgemäß
verschlechtert. Dies hat jedoch auf die Gestaltung
der Preise keinen Einfluß und offenbar nur eine
Einschränkung der Produktion an Butter zur
Folge gehabt. Die Preise für frische Milch
schwanken in Windhuk zwischen 40 und 55 Pf.
pro Liter, die für Butter zwischen 3 bis 6=
pro k#g„, wobei zu bemerken ist, daß diese erheb-
lichen Preisschwankungen so gut wie gar nicht
im Zusammenhang mit der DLualität stehen,
sondern lediglich von der Jahreszeit und dem
damit verbundenen Mangel oder Reichtum an
Futter abhängig sind.
Aus der Tatsache, daß für schlechte Butter
und dünne Milch durchweg der gleiche Preis wie
für gute Qualität, die nach europäischem Ge-
schmack allerdings nur sehr selten anzutreffen ist,
gezahlt wird, geht hervor, daß wenigstens in den
größeren Verbrauchsgentren ein genügendes An-
gebot nicht vorhanden ist; sonst würde durch die
entstehende Konkurrenz eine Bewertung und Preis-
bildung nach Qualität sehr bald die unausbleib-
liche und erwünschte Folge sein.
Was hier für Windhuk gesagt ist, gilt auch
für die anderen Ortschaften. Keetmanshoop
und Lüderitzbucht sind häufig nur auf Kon-
servenbutter und Konservenmilch angewiesen und
solbst Mindhuk muß zeitweilig hierauf zurückgreifen.
Von einem Mangel an Absatz kann man
demzufolge im allgemeinen nicht reden, zumal,
wenn man berücksichtigt, daß neben der Butter
noch sehr große Mengen Konservenschmalz sowohl
zum direkten Genuß wie besonders zum Kochen
Verwendung finden, weil dieses sich gegenüber
der Butter immer noch erheblich billiger stellt.
Ein Absatzmangel besteht nur auf den von den
Verbrauchszentren weit entfernt gelegenen Farmen
(über 100 km im Umkreise). Die den Zentren
benachbarten Farmen könnten dagegen das Doppelte
des bisher gelieferten Quantums absetzen, wenn
sie nur genügend Milch zur Verfügung hätten und
nicht genötigt wären, einen sehr großen Teil hier-
von den Kälbern zu überlassen, was sie bei der
extensiven Viehhaltung und dem leider sehr teuren
Preise für Futtermittel zu tun genötigt sind.
Solange sich bei der Mehrzahl der Farmer
die Kenntnisse in der Technik der Butterbereitung
auf dem derzeitigen niedrigen Nivean halten, und
solange nicht die heute bei der Butterbereitung
angewandten primitiven Hilfsmittel durch voll-
kommenere, den klimatischen Verhältnissen ange-
paßte ersetzt werden, ist auch nicht zu erwarten,
daß sich die Absatzmöglichkeit für Molkereiprodukte,
insbesondere für Butter für die den Verbrauchs-
zentren entfernter gelegenen Farmen bessern
wird. Eine schlechte Butter, die täglich her-
gestellt und wenigstens eine Woche gesammelt
werden muß, um ein zur Abfuhr lohnendes
Quantum zu bilden, kommt nach einem langen
Transportweg natürlich viel leichter in einem
verdorbenen Zustand am Verbrauchsort an, als
dies bei einer guten, zweckmäßig behandelten
Butter der Fall wäre.
Diese Mißstände ließen sich wahrscheinlich
bis zu einem gewissen Grade dadurch beseitigen,
daß den Farmern respektive deren Frauen, die
in der Hauptsache die Butterbereitung betreiben,
durch einen von der Regierung anzustellenden
Molkereitechniker entsprechende Belehrungen
und Anweisungen bei der praktischen Butter-
bereitung auf der Farm selber erteilt würden.
Frische Milch oder Sahne wird bei dem
afrikanischen Klima einen weiten Transport über
schlechte Wege auf Ochsenwagen wohl niemals
vertragen; anderseits wird auch der Verkauf dieser
Produkte bei der notwendigen täglichen Abfuhr
nach dem Verbrauchsort trotz der hohen Preise
in den meisten Fällen nicht mehr rentabel sein.