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die Resultate entschieden ermutigend. Werke, welche
in ihren ersten Jahren nicht einmal die Betriebs-
ausgaben deckten, haben allmählich sich verzinst, und
nach Verlauf von 7 bis 8 Jahren haben sie 5 bis
6%9 Zinsen auf viele Millionen Rapital abgeworfen,
solbst wenn der gesamte Zinsoverlust während der
ersten Jahre dem Kapital zugeschlagen wurde. Nach-
dem ich 12 Jahre im indischen JIrrigationsdeparte-
ment, wo die Regierung 300 Millionen für
Irrigationszwecke ausgegeben hat, gedient habe,
und 18 Jahre in Agupten, wo Lord Cromers Re-
gierung Jrrigationswerke ausgeführt hat, die an
Grosßse nur mit den größten Arbeiten der 12. Pha-
raonen-Duynastie verglichen werden können, halte ich
die Ausführung großer IJrrigationswerke als
die erste Arbeit, welche eine erleuchtete Re-
gierung in dürren und halbdürren Ländern
ausführen sollte. Nicht allein bringen gut ausgeführte
Irrigationsarbeiten dem Staate einen direkten Ge-
winn, wenn man es ihnen gestattet, sich langsam
und auf naturlichem Wege zu entwickeln, sondern
sic bringen auch jenen indirekten Nutzen, welcher
dem Staat vom Wachsen des allgemeinen Wohl-
standes zufließt. Ist dies schon sonst der Fall, so
besonders in Südafrika, wo außerordentliche
Schwierigkeiten vorliegen, die nach meiner Meinung
nur durch Irrigationsarbeiten gelöst werden konnen.“
Ein anderer Sachverständiger und Berater der
englischen Regierung in Südafrika, H. M. Oaklen,
erklärt es in einer Denkschrift über die Besiedelung des
Betschuanalandes geradezu für eine Pflicht der Regierung,
das Land, wo es nötig ist, zu bewässern. „Wasserloses
Land verkaufen, heißt praktisch den Ansiedler töten, bevor
er nur angefangen hat.“ In der Tat hat denn auch die
südafrikanische Regierung das Bewässerungswesen als
eine staatliche Aufgabe ersten Ranges erkannt und zu
erfüllen begonnen. Von der 5 Millionen Pfund-An-
leihe, die dem Transvaal nach seinem UÜbergang an
England von der englischen Regierung für wirtschaft-
liche Zwecke garantiert wurde, wurden für die schon
erwähnte Agrikulturbank 2,5 Millionen L ausgeworsfen,
die übrigen 2,.5 Millionen L aber außer für Eisen-
bahnen und andere Verkehrseinrichtungen, auch für
Bewässerungswerke und sonstige Meliorationsarbeiten
bestimmt. Man unterscheidet in der Regel große
Bewässerungswerke, die ganz mit staatlichem Kapital
ausgeführt werden, das sich aus der Massersteuer
von etwa 1 L pro Acre mit 3 bis 4 % verzinsen soll.
Die Wertsteigerung durch die Bewässerung wird auf
200 % pro Acre im Durchschnitt berechnet. Kleinere
und mittlere Bewässerungswerke überläßt die Regierung
den ad hoc gebildeten Genossenschaften, auch Zwangs-
genossenschaften, wie sie für wasserwirtschaftliche Zwecke
auch das deutsche Genossenschaftsrecht vorsieht. Diese
Genossenschaften werden von der Regierung mit Dar-
lehen reichlich unterstützt. lÜhber die bisherige Ent-
wicklung dieser südafrikanischen Massergenossen-
schaften wird in einem kürzlich eingegangenen Konsular-
bericht folgendes ausgeführt:
„Die Anlage von Bewässerungsanlagen wird
sich nur in solchen Gegenden empfehlen, wo Farmer
versiehen. Es ist dies eine Kunst, die von Kind auf
erlernt sein will. Unbedingt notwendig für einen
Distrikt, in dem Bewässerungsanlagen gebaut werden
sollen, ist es, daß wenigstens einige Farmer auf
lange Erfahrung zurückblicken. Iu Gegenden, wo
Farmer mit Erfahrung die Bewässerung in die
Oand nehmen, kann die Regierung mit eigenen
Mitteln unbesorgt eingreifen. Das Unternehmen
wird stets gelingen. Anders aber in solchen, in
denen die Ansiedler nicht aus Gegenden entstammen,
in denen künstliche Bewässerung zum Landbau not-
wendig ist. Hier müssen die Farmer notwendig
bei der Anlage beteiligt sein, da sie sich sonft nie
die Mühe nehmen, die Bewässerungskunst gründlich
zu erlernen. Sie verlangen dann Zugeständnisse
über Zugeständnisse von der Regierung, und es wird
nie etwas erreicht. An der Regel sollen solche Unter-
nehmungen von Genossenschaften mit Staats-
hilfe ausgeführt werden. Nach dem gegenwärtigen
Gesetz betreffend die Bewässerungsanlagen am Kap
werden die Pläne durch das Frrigation Department
ausgearbeitet, welche sie den interessierten Farmern
vorlegt. Die Farmer des Bezirkes, die mit dem
Projekte einverstanden sind, sammeln Stimmen und
suchen so viele Farmer wie möglich in dem Bezirke
für die Anlage zu begeistern. Es wird dann eine
Petition beim Minister durch die Anlieger an dem
Wasserlauf zwecks Bildung eines Bewässerungs-
distriktes eingereicht. Diese Petition muß von
Farmern, die 110 des Grund und Bodens in dem
Vezirke besitzen, unter9zeichnet sein. Es wird dann
ein Ingenieur des „Jrrigation Department“ zwecks
Untersuchung in den Bezirk abgesandt, welcher die
Gründe, die dafür und dagegen sprechen, mit den
Anliegern durchspricht. Sind 2'3 dafür, dann wird
durch den Gouverneur ein bestimmtes Areal als
Bewässerungedistrikt bezeichnet. Die Farmer des-
selben bilden dann eine Zwanggsgenossenschaft.
Alle müssen sich beteiligen. Es werden dann
Stimmlisten angesertigt und eine Vertretung (Board)
gewählt, die als kleines Parlament für den
Distrikt fungiert. Diese Vertretung hat das Recht,
Geld zu borgen und Abgaben zu erheben, und
die Regierung hat das Recht, diese Abgaben
als Sicherheit für Darlehen zu nehmen. Die An-
lagen stehen unter der Kontrolle des „Direktor of
Irrigation“ und müssen entsprechend den gut-
geheißenen Zeichnungen angesertigt werden. Wenn
das Darlehn zurückbe zahlt ist, hört die Kontrolle
auf. Ganz große Bewässerungsanlagen, Stau-
dämme usw. müssen natürlich stets von der Re-
gierung angelegt werden. Bis jetzt sind 10 Be-
wässerungedistrikte gebildet worden mit Regierungs-
darlehen in Höhe von 116000 L. Das bebauungs-
fühige Land beträgt 30 000 Acres. Vier weitere
Distrikte sind in Bildung mit einem bebauungsfähigen
Lande von 20 000 Acres, wofür 200 000 L notwendig
sind. Der Hauptgrund für die Ausbildung dieser
Distrikte ist der, daß die Grundbesitzer billiges Geld
von der Regierung geliehen bekommen können.“
Die großartigen, auf Staatskosten ausgeführten Be-
wässerungoswerke im englisch-ägyptischen Sudan
sind bekannt. Die Gesichtspunkte, von denen sich die
englisch-ägyptische Regierung in finanzieller Beziehung
hierbei leiten ließ, und die darauf hinauskommen,
daß der indirekte Nutzen der Bewässerungswerke auch
für den Staat ausschlaggebend sein müsse, hat Lord
Cromer in einem Berichte dargelegt, in welchem die
Erhöhung des Staudammes von Assuan, die zur Zeit
im Werke ist, begründet wird. Hier heißt es:
„Zunächst möchte ich bemerken, daß über den
enormen Nutzen, welchen das Reservoir von Assuan
Agupten gebracht hat, kein Zweifel bestehen kann.
Der augenblickliche direkte Gewinn für den ägipti-
schen Staatsschatz war in der Tat unbedentend.
Der indirekte Nuten war bedeutend, wenn es auch
schwer ist, ihn in genauen Zahlen an zugeben. Der
(Grund, werhalb die direkte Rückzahlung an den
Staatoschatz klein gewesen ist, liegt darin, daß
man es für das beste hielt, eine sehr geringe