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mangu. Kiguena ist eine Olverkaufstelle; da die
in dieser Gegend vorhandenen Olpalmenwälder,
ähnlich wie der Mtara-Wald verseucht sind, ist
der Verkauf von Palmöl unter Kontrolle gestellt
und auf einzelne Plätze beschränkt. Die Ver-
legung eines durch diese Palmwälder gehenden
Weges und Sperrung der am meisten insizierten
Wälder ist in Aussicht genommen. Im übrigen
wird man hier ähnlich wie beim Mtara-Wald
vorgehen müssen.
Im Schlafkrankenlager Niansa findet sich
neben dem äußerst bescheidenen Wohnhaus der
Arzte das Laboratorium, in welchem der Leiter
der Schlafkrankheitsbekämpfung Stabsarzt Kleine
die meisten seiner wissenschaftlichen Versuche über
die Infektionsart der Schlafkrankheit ausgeführt
hat. Abbildung 12 zeigt das Wohnhaus der
Arzte im Schlafkrankenlager. In letzter Zeit hat
hier Stabsarzt Taute experimentell den Nachweis
geliefert, daß auch die Glossina morsitans das
Trypanosoma gambiense zu übertragen imstande
ist. (Leider ist dieses Laboratorium nach neuesten
Nachrichten jetzt abgebrannt.)
In Niansa bildet das Affendorf mit seinen
hundert Einwohnern eine Sehenswürdigkeit
(Abb. 13). Ein kleines neues Wohngebäude für
den vom Urlaub zurückkehrenden Leiter der Schlaf-
krankheitsbekämpfung war bei meiner Anwesenheit
eben fertiggestellt.
Auf der Fahrt von Niansa nach Udjidji
sieht man sich einer nicht bewohnten, von vielen
Bächen durchzogenen Steilküste gegenüber; es
folgt dann der Hafen von Kigoma, welcher
schon zum zweiten Male freigeschlagen und ebenso
wie die Küste von da bis Udjidji von Glossinen
befreit ist.
Udjidji selbst und seine Umgebung ist frei von
Glossinen, so daß die zahlreichen Einwanderer
aus dem Kongo, unter denen sich nicht selten mit
Schlafkrankheit Infizierte finden, und der Handels-
verkehr über den See wenigstens keine unmittel-
bare Gefahr bilden. Durch Bootskontrolle wird
die sanitäre Gefahr dieser Einwanderung außer-
dem noch gemindert, wenn auch nicht ganz be-
seitigt. Das Schlafkrankenlager von Udjidji be-
herbergte zur Zeit meiner Anwesenheit etwa
neunzig Kranke; sie sind in großen Hütten gut
untergebracht, für Tobsüchtige sind drei Zellen
vorhanden (Abb. 14).
Südlich von Udjidji erreicht man in zwei-
stündiger Dampferfahrt die Mündung des Ma-
lagarasi, die ein großes von Schilf bestandenes
Delta bildet, worin sich die Glossina palpalis
aufhält. Etwas südlich davon liegt der durch
Abholzungen von Glossinen befreite Dampfer-
halteplatz Kalago. Vom Landungsplatz führt
ein zweistündiger durch Morsitans-Gebiet führen-
der Weg zu einem Lager am unteren Malagarasi.
Der Fluß ist hier von Schilf und Busch gesäubert.
Von hier kann man im Boot etwa anderthalb
Stunden flußaufwärts fahren, ohne daß eine
Fliege sichtbar wird. Die Ufer fsind von den
Anwohnern freigeschlagen und großenteils mit
Nutzgewächsen verschiedener Art, Mais, Kartoffeln
usw. bepflanzt. Nach anderthalbstündiger Fahrt
hören die Abholzungen zuerst an einem, daun
auch am andern Ufer auf und sofort umschwär-
men Palpales das Boot. Auf unserem weiteren
Marsch flußaufwärts fanden wir bald nach Ver-
lassen des Ufers Glossina morsitans, an zwei
den Weg kreuzenden in den Malagarasi fließenden
Bächen aber wieder einige Palpales. Am Lager,
das wir etwa 50 m vom Fluß entferut auf-
schlugen, flogen Palpales bis in unsere Zelte
hinein, sie waren stechlustig (Abb. 15). Wahrscheinlich
bildeten die Einwohner eines dicht dabei ge-
legenen kleinen Fischerdorfes gewöhnlich die Blut-
lieferanten für diese Fliegen.
Bei den kleinen Malagarasi-Fällen gibt es
viele Krokodile und Flußpferde, hier fanden sich
auch bei einer Bootsfahrt so viele Palpales, wie
ich sonst nie gesehen hatte; es mögen wohl fünfzig
zu gleicher Zeit das Boot umflogen haben (Abb. 16).
Auch an den großen Fällen findet sich Palpalis und
nur wenige Schritte vom Ufer entfernt Morsitans.
Weiter flußaufwärts in der Nähe der Saline
Gottorp ist der Fluß in verschiedene Arme ge-
teilt, die Ufer sind nur von ganz dünnem Rand-
busch mit Ambatsch und Schilf umsäumt, dahinter
ist Grasland. Es finden sich hier nur noch wenige
Palpales, ihre Vertilgung durch Freischlagen des
Ufers wäre eine geringe Arbeit, während das.
Abholzen der tropischen Vegetation bei den Fällen
größere Aufwendungen erfordern würde. Die
nähere Umgebung der Saline ist von den An-
gestellten der Saline gereinigt und daher frei von
Palpalis. Noch weiter oben an der Karawanen-
straße Udjidji-Tabora sind keine Palpales mehr
am Malagarasi.
Die südliche Hälfte des Tanganika habe ich
nicht kennen gelernt; sie ist für die Schlafkrank-=
heit von geringerer Bedeutung, da die Küste nur
wenig bewohnt ist.
il. 1
1*
Am Tanganika-See ist die Bekämpfung
der Schlafkrankheit noch nicht so weit vorgeschritten
wie am Victoria-See. Die Schwierigkeiten sind
größer, weil die Schlafkrankheit am Tanganika-
See unter einer schenen, mit Europäern noch
wenig in Berührung gekommenen und deshalb
schwer zu behandelnden Bevölkerung, Platz ge-
griffen hat. Außerdem ist das Gebiet, in welchem
die Schlafkrankheit bereits endemisch verbreitet ist,
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