Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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fruchtbar. Die Felder liegen an den Ufern des 
Lupa und Sira, tief im Tale. Es wird haupt- 
sächlich Mais angebaut. Die Landschaft könnte 
eine Kompagnie verpflegen. 
Am Ssongwe-Fluß entlang bis über die 
Njassa-Tanganjikastraße hinaus nach Süden liegt 
das Gebiet des Wassongwe, die weiter nach Osten 
und Nordosten bis dicht an die Wasafua des 
Maliögo stoßen. Sie scheinen ein Gemisch von 
Wawungu und Wasafua zu sein, die sich selbständig 
gemacht haben. Ihr Oberhäuptling ist Malema. 
Die Leute wohnen im Tale des Ssongweflusses 
in einzelnen langen Schuppen, gelegentlich auch 
in Rundhütten. Der Weg von Galula den Fluß 
aufwärts ist außerordentlich schwierig. Infolge 
der Krümmungen des Flusses und der Siedlungen 
rechts oder links des Flusses, je nach der Breite 
des Tales, geht der Weg unzählige Male über 
den reißenden Fluß. Das Flußtal selbst ist in 
der Regenzeit versumpft und die Aussicht durch 
den tiefen Einschnitt, in dem der Fluß läuft, 
durch Schilf und Gras völlig behindert. Abseits 
vom Wege ist dichter Dornbusch, der leichte Boden 
ist von scharfen und tiefen Einschnitten zerschnitten, 
die ein Abweichen vom Wege sehr erschweren. 
Militärisch ist dieser Weg so gut wie unbrauchbar. 
Der Zugang nach Galula wird besser über Utengule 
(Maliöägos) bewerkstelligt. In dem Tale des 
Ssongwe wohnen anscheinend viele Leute, doch 
sind die Siedlungen so versteckt, daß sie schwer 
zu entdecken sind. Verpflegung ist bei Voraus- 
bestellung zweifellos sehr reichlich zu haben. Rind- 
vieh ist viel vorhanden. An dieser Straße liegen 
die heißen Quellen der Gräfin Bose und einige 
kleine warme Quellen. Die Bosequellen sind 
anscheinend stark zurückgegangen. In der Nähe 
liegen ein Kalkplatz des Bezirksamts und eine 
Reihe in den kalkhaltigen Boden eingewaschener 
Höhlen, die in Kriegszeiten den Eingeborenen als 
Unterschlupf dienen und auch in Friedenszeiten 
als Stallung für Rindvieh benutzt werden. Die 
Höhlen sind voll von Fledermäusen und stinken 
so entsetzlich, daß sie für Europäer unbenutzbar 
sind. Die Höhlen sind sehr verzweigt, haben steile 
Abgründe und Stufen und sind nur mit Vorsicht 
zu betreten. 
Unjika ist das Plateau westlich des Ssongwe- 
Flusses bis zum Nkana. Dort liegt die Bezirks- 
Nebenstelle Itaka. Militärisch ist diese Station 
sehr ungünstig gelegen. Sie ist so angelegt, daß 
sie in der Mitte eines Hügelkranzes liegt, dessen 
Teile die Station in allernächster Nähe überhöhen. 
Die Station kann demnach von oben her ein- 
gesehen und beschossen werden. Die Besatzung 
besteht aus einem Europäer und 10 Polizeiaskaris. 
Die Wanjika unterstehen einem Oberhäupting; ob 
er Einfluß hat ist nicht bekannt. Sie sind als 
  
Träger und Arbeiter gut zu gebrauchen, gehen 
auch als Saisonarbeiter zur Bahn und als Träger 
an die Karawanenstraßen. Nach Süden zu erstreckt 
sich das Plateau bis zum Ssongwe, ist aber auf 
den Südhängen von Warambia bewohnt. Unjika 
ist anscheinend schwach bevölkert, doch bedarf dies 
noch einer eingehenden Erkundung. Im mittleren 
Teil liegt eine Missionsstation Mbosi. Von Itaka 
nach dem Zollposten Tunduma an der englischen 
Grenze soll eine ausgeschlagene Straße sein. Doch 
tst sie gänzlich verwachsen und es wohnt kein 
Mensch an ihr. Von Jumbua Muesimpia ab geht 
eine breite Straße nach Mbosi; sie dient nur 
örtlichen Zwecken der Mission. In Unjika sind 
auf den Karten einige Farmen verzeichnet; sie 
existieren jedoch nicht mehr, haben auch nur zum 
Teil überhaupt einmal bestanden. 
Die englische Grenze wird durch den 
Ssongwe-Fluß und weiter westlich durch die von 
der Grenzexpedition tracierte Linie gebildet. An 
der Ssongwe-Mündung liegt ein Zollposten, der 
von Mwaja aus beaufsichtigt wird. Weitere Zoll- 
stationen sind Tunduma und Deutsch-Jkomba. 
Tunduma gegenüber liegt die englische Station 
Fife (auf den Karten ganz falsch angegeben) nur 
15 Minuten entfernt. Deutsch-IJkomba gegenüber 
liegt Britisch-Jkomba. Die beiden deutschen 
Statioren sind durch je einen Askari besetzt. Was 
sie für einen Zweck haben, ist nicht verständlich; 
da ein Patrouillengang zwischen Ssongwe- 
Mündung — Tunduma — Ikomba nicht besteht. 
Vom Bezirksamt wird nicht mit Unrecht an- 
genommen, daß über die Grenze geschmuggelt 
wird, zumal die Grenze entlang mehrere Suaheli- 
Niederlassungen liegen, die an sich keine andere 
Existenzberechtigung haben. Tunduma und Deutsch- 
Ikomba find zwei ganz öde und unbewohnte 
Posten, irgendwelche Siedlungen von Bedeutung 
sind nicht in der Nähe. Verpflegung ist dort 
nur mit Not zu bekommen. Von der Ssongwe- 
Mündung bis Tschitete gibt es reichlich Verpflegung. 
Der Fluß selbst ist zur Regenzeit reißend, aber 
an Furten zu passieren. Gelegentlich sind auch 
Eingeborenen-Brücken vorhanden, gewöhnlich 
Hängebrücken. Bis zum Kasimulo-Berge ist der 
Fluß auch in der Trockenzeit mit Booten zu 
befahren. Die englische Grenze bedarf noch ge- 
nauer Erkundung. 
3. Die Taborastraße ist eingehend erkundet 
worden, zumal sie in letzter Zeit von größeren 
Schutztruppenkarawanen benutzt worden ist und 
diese recht erhebliche Schwierigkeiten an Ver- 
pflegung und Wasser gehabt haben, die bei mehr 
Erfahrung zweifellos hätte vermieden werden 
können. 
Für eine mobile Kompagnie mit allem Anhang 
ist die Benutzung der Hauptstraße nach Tabora
	        
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