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fruchtbar. Die Felder liegen an den Ufern des
Lupa und Sira, tief im Tale. Es wird haupt-
sächlich Mais angebaut. Die Landschaft könnte
eine Kompagnie verpflegen.
Am Ssongwe-Fluß entlang bis über die
Njassa-Tanganjikastraße hinaus nach Süden liegt
das Gebiet des Wassongwe, die weiter nach Osten
und Nordosten bis dicht an die Wasafua des
Maliögo stoßen. Sie scheinen ein Gemisch von
Wawungu und Wasafua zu sein, die sich selbständig
gemacht haben. Ihr Oberhäuptling ist Malema.
Die Leute wohnen im Tale des Ssongweflusses
in einzelnen langen Schuppen, gelegentlich auch
in Rundhütten. Der Weg von Galula den Fluß
aufwärts ist außerordentlich schwierig. Infolge
der Krümmungen des Flusses und der Siedlungen
rechts oder links des Flusses, je nach der Breite
des Tales, geht der Weg unzählige Male über
den reißenden Fluß. Das Flußtal selbst ist in
der Regenzeit versumpft und die Aussicht durch
den tiefen Einschnitt, in dem der Fluß läuft,
durch Schilf und Gras völlig behindert. Abseits
vom Wege ist dichter Dornbusch, der leichte Boden
ist von scharfen und tiefen Einschnitten zerschnitten,
die ein Abweichen vom Wege sehr erschweren.
Militärisch ist dieser Weg so gut wie unbrauchbar.
Der Zugang nach Galula wird besser über Utengule
(Maliöägos) bewerkstelligt. In dem Tale des
Ssongwe wohnen anscheinend viele Leute, doch
sind die Siedlungen so versteckt, daß sie schwer
zu entdecken sind. Verpflegung ist bei Voraus-
bestellung zweifellos sehr reichlich zu haben. Rind-
vieh ist viel vorhanden. An dieser Straße liegen
die heißen Quellen der Gräfin Bose und einige
kleine warme Quellen. Die Bosequellen sind
anscheinend stark zurückgegangen. In der Nähe
liegen ein Kalkplatz des Bezirksamts und eine
Reihe in den kalkhaltigen Boden eingewaschener
Höhlen, die in Kriegszeiten den Eingeborenen als
Unterschlupf dienen und auch in Friedenszeiten
als Stallung für Rindvieh benutzt werden. Die
Höhlen sind voll von Fledermäusen und stinken
so entsetzlich, daß sie für Europäer unbenutzbar
sind. Die Höhlen sind sehr verzweigt, haben steile
Abgründe und Stufen und sind nur mit Vorsicht
zu betreten.
Unjika ist das Plateau westlich des Ssongwe-
Flusses bis zum Nkana. Dort liegt die Bezirks-
Nebenstelle Itaka. Militärisch ist diese Station
sehr ungünstig gelegen. Sie ist so angelegt, daß
sie in der Mitte eines Hügelkranzes liegt, dessen
Teile die Station in allernächster Nähe überhöhen.
Die Station kann demnach von oben her ein-
gesehen und beschossen werden. Die Besatzung
besteht aus einem Europäer und 10 Polizeiaskaris.
Die Wanjika unterstehen einem Oberhäupting; ob
er Einfluß hat ist nicht bekannt. Sie sind als
Träger und Arbeiter gut zu gebrauchen, gehen
auch als Saisonarbeiter zur Bahn und als Träger
an die Karawanenstraßen. Nach Süden zu erstreckt
sich das Plateau bis zum Ssongwe, ist aber auf
den Südhängen von Warambia bewohnt. Unjika
ist anscheinend schwach bevölkert, doch bedarf dies
noch einer eingehenden Erkundung. Im mittleren
Teil liegt eine Missionsstation Mbosi. Von Itaka
nach dem Zollposten Tunduma an der englischen
Grenze soll eine ausgeschlagene Straße sein. Doch
tst sie gänzlich verwachsen und es wohnt kein
Mensch an ihr. Von Jumbua Muesimpia ab geht
eine breite Straße nach Mbosi; sie dient nur
örtlichen Zwecken der Mission. In Unjika sind
auf den Karten einige Farmen verzeichnet; sie
existieren jedoch nicht mehr, haben auch nur zum
Teil überhaupt einmal bestanden.
Die englische Grenze wird durch den
Ssongwe-Fluß und weiter westlich durch die von
der Grenzexpedition tracierte Linie gebildet. An
der Ssongwe-Mündung liegt ein Zollposten, der
von Mwaja aus beaufsichtigt wird. Weitere Zoll-
stationen sind Tunduma und Deutsch-Jkomba.
Tunduma gegenüber liegt die englische Station
Fife (auf den Karten ganz falsch angegeben) nur
15 Minuten entfernt. Deutsch-IJkomba gegenüber
liegt Britisch-Jkomba. Die beiden deutschen
Statioren sind durch je einen Askari besetzt. Was
sie für einen Zweck haben, ist nicht verständlich;
da ein Patrouillengang zwischen Ssongwe-
Mündung — Tunduma — Ikomba nicht besteht.
Vom Bezirksamt wird nicht mit Unrecht an-
genommen, daß über die Grenze geschmuggelt
wird, zumal die Grenze entlang mehrere Suaheli-
Niederlassungen liegen, die an sich keine andere
Existenzberechtigung haben. Tunduma und Deutsch-
Ikomba find zwei ganz öde und unbewohnte
Posten, irgendwelche Siedlungen von Bedeutung
sind nicht in der Nähe. Verpflegung ist dort
nur mit Not zu bekommen. Von der Ssongwe-
Mündung bis Tschitete gibt es reichlich Verpflegung.
Der Fluß selbst ist zur Regenzeit reißend, aber
an Furten zu passieren. Gelegentlich sind auch
Eingeborenen-Brücken vorhanden, gewöhnlich
Hängebrücken. Bis zum Kasimulo-Berge ist der
Fluß auch in der Trockenzeit mit Booten zu
befahren. Die englische Grenze bedarf noch ge-
nauer Erkundung.
3. Die Taborastraße ist eingehend erkundet
worden, zumal sie in letzter Zeit von größeren
Schutztruppenkarawanen benutzt worden ist und
diese recht erhebliche Schwierigkeiten an Ver-
pflegung und Wasser gehabt haben, die bei mehr
Erfahrung zweifellos hätte vermieden werden
können.
Für eine mobile Kompagnie mit allem Anhang
ist die Benutzung der Hauptstraße nach Tabora