Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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zu kaufen, begannen wir unsere ersten Versuche mit 
der Schafzucht. Nachdem zuerst hauptsächlich infolge 
des MWeidewechsels und bis zur Gewöhnung an das 
stark veränderte Klima (die Schafe kamen von 1200 
in 1700 m Höhenlage) einige Verluste eingetreten 
waren, scheint jetzt auch in diesem Zweige unserer 
dortigen Landwirtschaft eine erfreuliche Entwicklung 
einzutreten. 
* * 
# 
hatten im Jahre 1911 besonders bei dem 
Kaffee und Mais, der Viehz zucht und dem Baumwoll= 
auftauf sowie bei der Eutkörnungs= und Mahl-Anlage, 
und dem Transportunternehmen Gewinne zu ver- 
zeichnen, welche zwar unter vorsichtiger Hinzurechnung 
des Wertzuwachses der Kautschuk= und Kaffee-Anlagen 
genügten, die Generalunkosten einschließlich genügender 
Abschreibungen zu decken, aber noch nicht auoreichten, 
um einen Uberschuß aufkommen zu lassen. 
Wie schon gesagt, hängt ein solcher ganz und gar 
von der gahl der zur Verfügung stehenden Arbeiter 
ab, und wir hoffen, am Schlusse dieses Jahres in 
dieser Begiehung erfreulichere Mitteilungen machen 
zu können. 
Wir 
1 * 
Die Gewinn- und Verlustrechnung beschränkt sich 
auf Angabe des Uberschusses in Afrika mit 14 315.K. 
dazu treten 62. Zinsen, zusammen 14 40 , die 
durch die Berliner Unkoften absorbiert werden. Das 
Konto Afrika ist Ende 1911 mit 507 430. K bilanziert, 
Bankguthaben und Kasse betrugen 11 184 ., Außen- 
stände 10 429 " demgegenüber hatten Preditoren 
29 144 .K zu fordern. 
Ostafrikanische pflan zungs-K. 6.“) 
Sisalpflanzung. Im Laufe des Berichtsjahrs 
wurden 149 ha mit Sisalagaven neu bepflauzt. Am 
Schlusse des Jahres waren insgesamt 9I9 ha mit 
3 072:000 Agaven bestanden, von denen 206 ha schnitt- 
reif waren. 
Der Hanufertrag entsprach nicht ganz den gehegten 
Erwartungen, was in der Hauptsache auf die trockene 
Witterung der zweiten Hälfte des Jahres zurückzuführen 
ist. Die im Jahre 1909 gepflanzten Agaven konnten 
wegen mangelhafter Blattentwicklung nur zum kleinsten 
Teil geschnitten werden. Im übrigen sind aber auch 
im allgemeinen die in den bisberigen Voranschlägen 
angenommenen Hanferträge insofern als zu hoch ge- 
griffen zu bezeichnen, alo in Gomba das Wachstum 
der Agaven langsamer ist und die Agaven im Durch- 
schnitt etwa ein halbes bis ein Jahr später erntereif 
werden, als man vorausgesetzt hat. Wir werden da- 
her bei den weiteren Voranschlägen diesem Umstande 
Rechnung tragen müssen. 
Im Berichtsjahr wurden insgesamt 313 4871 kg 
netto Hauf geerntet und in Hamburg auf den Markt 
gebracht. Die Preise schwankten zwischen 23 k bis 
25 . für 50 kx gute Oualität, während Abfallhauf 
mit 14,50 . K bis 17. bezahlt wurde. Nach Abzug 
der Seefracht und der Verkaufospesen in Oamburg war 
der Erlös 127 805 .K gegen 89 813 .% im Vorjahre. 
Die Marktlage für Sisalhanf ist auch im Jahre 1911 
anhaltend flau gewesen. 
Kautschukpflanzung. Die 100 hn große Anlage 
von Manihot glazuwin hat sich weiter gut entwickelt. 
Mitte Mai des Berichtsjahrs wurde mit dem Zapfen 
der am weitesten vorgeschrittenen Bäume, etwa 40 000, 
begonnen. Gegen Ende des Jahres hatten die Zapfer 
*) Aus dem Bericht für 1911. 
  
bereits eine solche Fertigkeit erlangt, daß von einem 
Arbeiter täglich etwa 1 kg nasser Kautschuk abgeliefert 
werden konnte. Die Erute belief sich auf 2797 kgneto, 
ein Ergebnis von dreijährigen Bäumen, das als recht 
günstig bezeichnet werden darf. Der Rautschuk gelangte 
auf dem Hamburger Markte zum Verkauf. Der er- 
zielte Preis schwankte zwischen 7.20.1 bis 9,20.1xk für 
1 kga. Der Verkaufgerlös für diese Erstlinggernte, ab- 
züglich Seefracht und Verkaufsspesen in Hamburg, be- 
trug 22 285 .N. 
Baumwolle. Mit Baumwolle war ein Areal 
von 393 ha bestanden; davon 357 ha zwischen den 
Sisalagaven und 36 ha in Reinkultur auf dem zur 
Bewässerung hergerichteten Lande. Neu bepflanzt 
wurden im Berichtsjahre 157 ha, während 200 ba 
älterer Bestand zurückgeschnitten wurden. Leider hatien 
wir infolge der Kräuselkrankheit eine fast völlige Miß- 
ernte. Der Gesamtertrag im Jahre 1911 betrug nur 
5835 kg netto gegen 5700 ku im Vorjahre. Für die 
Monate Januar und Febrnar 1912 ist noch eine leid- 
lich gute Nachernte von etwa 4—5000 ktz Rohbaum-= 
wolle eingegangen. Der Verkaufserlös betrug nach 
Abzug der Fracht und Spesen 8310 A. Für 1 k 
wurden demnach durchschninlich 142 erzielt. 
Die bisher auf unserer Pflanzung angebante 
ägyptische Baumwolle hat sich der Kräuselkrankheit 
gegenüber als durchaus nicht widerstandsfähig erwiesen. 
Unsere Pflangungsleitung ist bemüht, andere Baumwoll= 
sorten zu erproben, die der Kräuselkrankheit größeren 
Widerstand entgegensetzen. Ein Versuch auf einem 4 ha 
großen Block mit llganda-Baumwolle hat in dieser Be- 
ziehung recht befriedigt. Im Jahre 1912 werden die 
Versuche damit fortgesetzt. 
Mais. Da wir für Mais jederzeit gute Absat- 
gelegenheit haben, wurde diese Kultur erheblich aus- 
gedehnt. Außer den 100 ha Mais, der zwischen. den 
Agaven ausgesät war, wurden Ende d. J. noch 15 ha 
des früher mit Baumwolle bestandenen bewässerbaren 
Landes damit bepflanzt. Geerntet wurden im Berichts- 
jahre etwa 45 000 kg gegen 14 000 kg im Vorjahre: 
verkauft wurden davon für 3074 „N. 
Bewässerung. Es ist unserer Pflangungsleitung 
gelungen, im Rahmen der etatsmäßigen Mittel etwa 
80 —100 ha bewässerbares Land fertigzustellen. Hier- 
von sind bis jent 36 ha mit Baumwolle, Mais, Zucker- 
rohr und Bananen bepflanzt. 
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*# 
Als Einnahmen pro 1911 werden von der Gesell- 
schaft ausgewiesen: Zinsen 22 402 , Erntcerträge 
102 676 . und Warenverkauf 4429 .. Dagegen er— 
forderten alle Betriebslosten. Löhne, Abschr eibungen usw. 
317 850 4. er Verlustertrag aus 1910 in Höbe 
von 136 412 2 erhöhne sich mithbin auf 264 783 .K. 
Von diesem Fehlbetrage sind 133 898 . auf 
Pflanzungsanlagekonto üÜbertragen worden. 
während 10/885 . als Unterbilanz auf neue 
Rechnung gehen. Das Pflanzungskonto stand Ende 1911 
mit 1.026610 zu Buch. Bankguthaben und Kasse 
waren 275 127./XM vorhanden, Effekten 89 910 .K. 
  
Deutsche HPolz-Gesellschaft kür Ostafrika“. 
Eisenbahn Tengeni —Sigi. 
Mit der Deutschen Kolonial-Eisenbahn-Bau- und 
Betriebs-Gesellschaft, die bekanntlich den Betrieb der 
dem Fiskus gehörigen Usambara-Eisenbahn führt, 
konnten wir ein Abkommen trefsen, wonach die ge- 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1911.
	        
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