Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Daressalam hat einen weiteren erfreulichen Aufschwung 
genommen, wenn auch im Herbste ein Rückgang sich 
bemerkbar machte, der noch anhält. 
Die Unkosten in Daressalam zeigen eine Steigerung 
von rund 21000 . A gegen das Vorjahr. Diese ist ent- 
standen zum Teil durch vermehrte Aus= und Heimreisen 
der Angestellten, zum Teil aber auch durch erhöhte 
Aufwendungen für die durch den umfangreicheren Be- 
trieb erforderliche Kontrolle. Ein Ausgleich für diese 
gestiegenen Kosten konnte leider nicht in gewünschtem 
Maßze erzielt werden. - 
Im Dezember hat die Handelsbank für Ost— 
afrika ihre Niederlassung in Tanga eröffnet. Wenn 
uns auch dadurch die Uberweisungen nach diesem Platze 
verloren gehen werden, so dürsen wir doch erwarten, 
daß ein zusammenwirken mit diesem uns befreundeten 
Institut uns weitere Geschäfte sichern wird. 
Der Notenumlauf zeigte wieder eine befriedigende 
Entwicklung. Mir sahen uns deshalb veranlaßt, die 
restlichen 25 v. H. unseres Grundkapitals zum 1. Juli 
des Berichtsjahres ein zu ziehen, um auf alle Fälle bei 
weiterem Steigen des Notenumlaufs gerüstet zu sein. 
Wie bisher waren in der Hauptsache die großen Noten 
an dem Mehrumlauf beteiligt, während der Umlauf 
der kleinen Noten sich ungeführ auf der Höhe des 
Vorjahres hielt. Leider hat sich die Ausgabe der auf 
500 Rupien lautenden Noten vergögert. Inzwischen 
sind die Entwürfe von den maßgebenden Stellen ge- 
nehmigt und die Fertigstellung der Noten in die Wege 
geleitet worden. Vorauosichtlich wird gegen Ende 1912 
mit der Ausgabe begonnen werden können, wovon wir 
uns eine weitere Zunahme des Notenumlaufs ver- 
sprechen. Am Ende des Berichtsjahres waren ins- 
gesam 3 107020 Rp. gegen Ende 1910 2 190 015 Rp. 
in Umlauf. Die Kosten für die Beschaffung nener 
Noten haben wir wieder abgebucht und eine Rück- 
stellung für die Kosten der neuen 500-Rupien-Noten vor- 
genommen. 
Wie alljährlich trat auch im Sommer des Be- 
richtsjahres rege Nachfrage nach Silberrupien ein, 
der wir jedoch vollkommen genügen konnten, ohne daß 
eine Notensteuer zu bezahlen war. Vom Gonverne- 
ment wurden im Berichtojahr 2 600 000 Silberrupien 
ausgeprägt. 
Der Bahnbau nach Tabora ist derart gefördert 
worden, daß der Schienenstrang bereits Ende Februar 
des laufenden Jahres Tabora erreichen konnte. In- 
zwischen ist der Weiterbau der Bahn von Tabora bis 
Kigoma am Tanganjika-See genehmigt worden, wo- 
durch weitere große Gebiete erschlossen werden. 
Unser Bestand an Wertpapieren ist folgender: 
3640000. 4 proz. Preußische Schatzanweisungen und 
Deutsche Reichs-Schatzanweisungen bezw. Prenußische 
Konsols und Deutsche Schungebietsanleihe, 
150 000 . 31, proz. Prenßische Konsols b zw. Deutsche 
Reichsanleihe, 
145 500.%¼ 31 proz. Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft 
Schuldverschreibungen. 
Infolge des Kursrückganges unserer mündelsicheren 
Papiere mußten wir leider 6925 .& abschreiben. Das 
Mobiliarkonto haben wir bis auf 1 .¾ abgebucht. 
Fur die im Jahre 1915 zu zahlende Talonsteuer für 
Ausreichung neuer Gewinnantceilscheine haben wir 
wiederum einen Teilbetrag von 3500 .X zurückgestellt. 
* * 
#. 
Der Jahresabschluß weist einen Gewinn von 
212 409.%¼ aus, der die Verlteilung einer Dividende 
von §8 v. O. gestattet. Der Landesfiolus des deutsch- 
oftafrikanischen Schungebietes erhält einen Gewinn- 
  
anteil von 52 506 447. fließen 
10 614 . zu. 
In der Bilanz per 31. Dezember 1911 stehen den 
Verbindlichkeiten, nämlich dem Notenumlauf in Löbe 
von 3 107 020 Rupien = 4 142 693 .2, den Kreditoren 
in Höhe von 3 367 814 und den 181 113.& aus- 
machenden Tratten an zum Teil leicht greifbaren 
Mitteln gegenüber: 2 595 045 . Kasse, 58 286 . 
Sorten, 607 591 X% Wechsel, 1 228. 020 .A Bankgut- 
haben und Debitoren, 39144360 .K Effekten, 1 402017.6 
Lombardvorschüsse. 
Dem Reservesonds 
Ostafrika-Kompagnie.) 
Unsere Unternehmungen haben sich auch im Jahre 
1911 günstig weiterentwickelt. Die Erträge unserer 
drei Pflanzungen sind erheblich gestiegen. 
Pflanzung Kikwetnu. 
Pflanzungen. Sisal. Der zweite Ersatzschlag 
(die fünfte Million Pflaugen) ist in der Regenzeit 
1911,12 ausgepflanzt worden. Für den letzten Ersau- 
schlag. der Ende 1912 ausgepflangt werden soll, ist mit 
der Klärung bereits begonnen. Im ganzen waren 
Ende 1911 in Kikwetu 1451 hn urbar gemacht. Davon 
standen 1354 ha mit Sisal bepflanzt. 21½ hu mit Kokos- 
palmen und Caravonica-Baumwolle besetzt. 34 ha ent- 
fallen auf Europäcr-Qöfe, Dörfer und Fabrikpläue. 
Gärten, Wege und Verladeanlagen. 60 ha sind Neu- 
klärung. Die Sisalfelder entwickeln sich, alles in allem 
genommen, gut. Schnittmaterial war reichlich vor- 
handen. 
Der Erntevoranschlag (700 Tonnen) wurde bis 
auf 10 Tonnen erreicht. Er wäre vollständig erreicht 
worden, wenn nicht unvorhergesehene Schwierigkeiten 
mit der Abfallbeseitigung eine häufige Unterbrechung 
der Fabrikarbeit nötig gemacht hätten. 
Der durchschnittliche Faserertrag im Jahre 1911 
war 3,1 v. O. des Blattgewichtes, also für die sungen 
Pflanzen recht gunstig. Von der Ernte von 1911 
wurden in Hamburg bei ziemlich flauem Markte etwas 
über 678 Tonnen Prima, Sekunda und Abfallhanf für 
in Sa. 265 530 .X verkauft. 1912 hofft unser Pflan- 
zungsleiter, falls keine Betriebostörungen eintreten. 
1500 Tonnen abliefern zu können. 
Aguptische Baumwolle. — Var. Abassi. — 
Auch in diesem Jahre erfüllte die Zwischenkultur mit 
ägyptischer Baumwolle in den jüngeren Sisal-Schlägen 
ihren zweck, die Reinigungskoften der Sisal-Schläge 
fast gang auszugleichen. Wir ernteten rund 13½ Tonnen 
und erlösten dafür zuzüglich der Saat 18 355 .K. Jm 
Jahre 1912 werden etwa 160 bis 170 ha für Baum- 
woll-Uwischenkultur in Frage kommen. 
Caravonica-Baumwolle. Die sowohl in 
Kikwetu, wie in Mitwero angestellten umfang- 
reichen Versuche mit der Caravonica-Baumwolle haben 
gezeigt, daß sie auf unseren Böden, die nicht als 
eigentliche Baumwollböden anzusprechen sind, aus- 
reichende Erträge nicht gibt. Angesichts der gane; 
hervorragenden IOnalität der Faser der Caravonica 
werden wir indes eventuell mit der aus unseren Saat- 
rein zucht-Versuchen gewonnenen Saat noch einen Versuch 
auf schwarzem Niederungsboden, der sonst als fur 
Baumwolle geeignet zu gelten pflegt, machen. 
Die Gesamterträge von Kikwein beliefen sich 
1911 auf 285 311 . it. 
Die dritte Corona-Entfaserungs-Maschine 
wurde in Betrieb genommen. Eine vierte Corona 
wird Mitte dieses Jahres binausgehen. 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1911.
	        
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