Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

S 719 20 
Deutsch-MNeuguinea. 
Die Expedition zur Erforschung des Kalserin 
KAugusta-Flusses (Sepik). ) 
Bergassessor Stolle berichtet über die Vor- 
gänge bei der Expedition bis zum 2. Mai: 
Die Arbeiten der Expedition haben sich bisher 
hauptsächlich auf die Erforschung des Hunstein- 
gebirges erstreckt. Die Einrichtung des Lagers 
und die Instandsetzung der Boote nahmen zu- 
nächst alle Kräfte in Anspruch. Die wissenschaft- 
lichen Mitglieder aber fanden in der Nähe des 
Hauptlagers ein reiches Arbeitsgebiet. Nach Ein- 
treffen des Dampfers „Kolonialgesellschaft" und 
der Pinasse „Papua“ am 29. März konnten auch 
die Nebenflüsse ober= und unterhalb des Haupt- 
lagers erforscht werden. Das Ergebnis war rein 
negativ. Die meisten Wasserarme, die bei der 
Einmündung in den Hauptfluß vielversprechend 
aussehen, verlieren sich schon nach einigen Kilo- 
metern aufwärts in weiten Uberschwemmungs- 
gebieten, ohne daß bei dem jetzigen Hochwasser 
ein ausgesprochenes Flußbett ersichtlich ist. 
Bei einem Landvorstoße nach Norden vom 
Hauptlager erhielten wir eine gute Aussicht über 
eine sich mindestens 50 km zum Küstengebiete 
erstreckende Sumpfebene mit reichlichen Sago- 
palmenbeständen. Ein Vordringen in diese Ebene 
ist zur Hochwasserzeit nicht möglich. Die Ebene 
scheint aber nach den an verschiedenen Stellen 
gesichteten Rauchsäulen bevölkert zu sein. 
Ungefähr 3 km südlich von Malu stießen wir 
auf einen etwa 3½ ha umfassenden See, mit 
einer durchschnittlichen Tiese von 6 m. Von 
diesem „flachen See“ wurde ein Vorstoß zu einer 
durch seine zuckerhutähnliche Form ausgezeichneten 
Bergkuppe, deren Höhe auf 520 m festgestellt 
wurde, gemacht. Die Kuppe gewährte einen guten 
Ausblick auf die südlichen Gebirgszüge. Am Fuße 
des „Zuckerhutes“ trafen wir auf ein Dorf von 
5 großen Häusern mit einer Einwohnerzahl von 
wohl 50 Seclen. Die Sprache und die Kultur 
scheint eine andere zu sein wie in den am Flusse 
liegenden Dörfern, mit denen die Eingeborenen 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, Nr. 14. S. 658. 
  
nach ihren Aussagen in Fehde leben. Die Ein- 
geborenen verhandelten verschiedene Schädel ihrer 
erschlagenen Feinde. Der Kannibalismus herrscht 
auch dort, denn die Eingeborenen erklärten uns 
durch nicht mißzuverstehende Zeichen, daß die 
Schulterblütter und die Oberschenkel am besten 
mundeten. Fünf Dörfer weiter im Gebirge ge- 
legen wurden gezeigt und nambar gemacht, alle 
aber als feindlich bezeichnet. Man kann daher 
wohl annehmen, daß auch das Hinterland des 
Flusses bevölkert ist. 
Ein weiteres Dorf wurde noch besucht, das 
einige Kilometer westlicher lag. Beide Dörfer werden 
zur Zeit von Herrn Roesicke des näheren erforscht. 
Am „Zuckerhut“ stellte Herr Ledermann 
das Vorkommen von Palaquium Supkianum und 
einer Kautschuk-Liane fest. 
Das Verhältnis zu den dem Hauptlager be- 
nachbarten Dörfern Malu und Sambun ist 
gut. Eine große Reibungsfläche ist dadurch ver- 
mieden worden, daß vom ersten Tage au das 
Betreten unseres Lagers den Eingeborenen unter- 
sagt worden ist. Herr Roesicke fährt so oft wie 
möglich zu den Dörfern und hält eine rege Ver- 
bindung aufrecht. Als Zeichen des guten Ver- 
hältnisses mit den Malu-Leuten mag angeführt 
werden, daß, als wir ihnen ein in einen Strudel 
geratenes Floß mit dem Motorboot abschleppten, 
sie uns am anderen Tage eine Menge Kokos- 
nüsse, wovon kein Uberfluß vorhanden ist, zum 
Geschenk brachten. 
Der Gesundheitszustand der Expeditionsmit- 
glieder ist bisher, abgesehen von einzelnen Fieber- 
anfällen, die trotz streng eingehaltener Prophylaxe 
auftraten, zufriedenstellend. Auch die Soldaten 
und Träger halten sich gesundheitlich gut, nur 
die chinesische Besatzung der Fahrzeuge leidet sehr 
stark unter Fieber. 
Für die Monate Mai und Juni ist ein Vor- 
stoß, mit dem zur Zeit begonnen ist, geplant, um 
die Seitenflüsse oberhalb des Lagers und am 
142. Grad zu erforschen, um so für später einen 
Hauptvorstoß in das südliche Hauptgebirge vor- 
zubereiten. 
  
  
  
  
Veröffentlichungen der Geologischen Sentralstelle kür die deutschen Schutzgebiete. 
Der Stand des Sinnbergbaus im Bergamtsbezirk 
Windhuh. 
Aus einem Bericht von Dr. Nieß. 
Die Zinnvorkommen liegen in den Beozirken 
Karibib, Omaruru und Swakopmund und 
erstrecken sich über ein weites Gebiet. 
Das räumlich größte Zinnvorkommen liegt 
östlich, südlich und südwestlich vom Erongo auf 
  
der Linie: Otjimbojo —Okawajo —E. iro — On- 
guati— Ameib —Davib—Richtung Spitzkoppje. 
Ein zweites Zinnvorkommen liegt westlich 
von Okombahe (Tsomtsaub — Anbinhonis — Nei- 
neis), ein drittes östlich von den Brandbergen 
(Uis). 
Alle Zinnvorkommen weisen unter sich große 
Ubereinstimmung auf. Das Zinnerz befindet sich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.