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Deutsch-MNeuguinea.
Die Expedition zur Erforschung des Kalserin
KAugusta-Flusses (Sepik). )
Bergassessor Stolle berichtet über die Vor-
gänge bei der Expedition bis zum 2. Mai:
Die Arbeiten der Expedition haben sich bisher
hauptsächlich auf die Erforschung des Hunstein-
gebirges erstreckt. Die Einrichtung des Lagers
und die Instandsetzung der Boote nahmen zu-
nächst alle Kräfte in Anspruch. Die wissenschaft-
lichen Mitglieder aber fanden in der Nähe des
Hauptlagers ein reiches Arbeitsgebiet. Nach Ein-
treffen des Dampfers „Kolonialgesellschaft" und
der Pinasse „Papua“ am 29. März konnten auch
die Nebenflüsse ober= und unterhalb des Haupt-
lagers erforscht werden. Das Ergebnis war rein
negativ. Die meisten Wasserarme, die bei der
Einmündung in den Hauptfluß vielversprechend
aussehen, verlieren sich schon nach einigen Kilo-
metern aufwärts in weiten Uberschwemmungs-
gebieten, ohne daß bei dem jetzigen Hochwasser
ein ausgesprochenes Flußbett ersichtlich ist.
Bei einem Landvorstoße nach Norden vom
Hauptlager erhielten wir eine gute Aussicht über
eine sich mindestens 50 km zum Küstengebiete
erstreckende Sumpfebene mit reichlichen Sago-
palmenbeständen. Ein Vordringen in diese Ebene
ist zur Hochwasserzeit nicht möglich. Die Ebene
scheint aber nach den an verschiedenen Stellen
gesichteten Rauchsäulen bevölkert zu sein.
Ungefähr 3 km südlich von Malu stießen wir
auf einen etwa 3½ ha umfassenden See, mit
einer durchschnittlichen Tiese von 6 m. Von
diesem „flachen See“ wurde ein Vorstoß zu einer
durch seine zuckerhutähnliche Form ausgezeichneten
Bergkuppe, deren Höhe auf 520 m festgestellt
wurde, gemacht. Die Kuppe gewährte einen guten
Ausblick auf die südlichen Gebirgszüge. Am Fuße
des „Zuckerhutes“ trafen wir auf ein Dorf von
5 großen Häusern mit einer Einwohnerzahl von
wohl 50 Seclen. Die Sprache und die Kultur
scheint eine andere zu sein wie in den am Flusse
liegenden Dörfern, mit denen die Eingeborenen
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, Nr. 14. S. 658.
nach ihren Aussagen in Fehde leben. Die Ein-
geborenen verhandelten verschiedene Schädel ihrer
erschlagenen Feinde. Der Kannibalismus herrscht
auch dort, denn die Eingeborenen erklärten uns
durch nicht mißzuverstehende Zeichen, daß die
Schulterblütter und die Oberschenkel am besten
mundeten. Fünf Dörfer weiter im Gebirge ge-
legen wurden gezeigt und nambar gemacht, alle
aber als feindlich bezeichnet. Man kann daher
wohl annehmen, daß auch das Hinterland des
Flusses bevölkert ist.
Ein weiteres Dorf wurde noch besucht, das
einige Kilometer westlicher lag. Beide Dörfer werden
zur Zeit von Herrn Roesicke des näheren erforscht.
Am „Zuckerhut“ stellte Herr Ledermann
das Vorkommen von Palaquium Supkianum und
einer Kautschuk-Liane fest.
Das Verhältnis zu den dem Hauptlager be-
nachbarten Dörfern Malu und Sambun ist
gut. Eine große Reibungsfläche ist dadurch ver-
mieden worden, daß vom ersten Tage au das
Betreten unseres Lagers den Eingeborenen unter-
sagt worden ist. Herr Roesicke fährt so oft wie
möglich zu den Dörfern und hält eine rege Ver-
bindung aufrecht. Als Zeichen des guten Ver-
hältnisses mit den Malu-Leuten mag angeführt
werden, daß, als wir ihnen ein in einen Strudel
geratenes Floß mit dem Motorboot abschleppten,
sie uns am anderen Tage eine Menge Kokos-
nüsse, wovon kein Uberfluß vorhanden ist, zum
Geschenk brachten.
Der Gesundheitszustand der Expeditionsmit-
glieder ist bisher, abgesehen von einzelnen Fieber-
anfällen, die trotz streng eingehaltener Prophylaxe
auftraten, zufriedenstellend. Auch die Soldaten
und Träger halten sich gesundheitlich gut, nur
die chinesische Besatzung der Fahrzeuge leidet sehr
stark unter Fieber.
Für die Monate Mai und Juni ist ein Vor-
stoß, mit dem zur Zeit begonnen ist, geplant, um
die Seitenflüsse oberhalb des Lagers und am
142. Grad zu erforschen, um so für später einen
Hauptvorstoß in das südliche Hauptgebirge vor-
zubereiten.
Veröffentlichungen der Geologischen Sentralstelle kür die deutschen Schutzgebiete.
Der Stand des Sinnbergbaus im Bergamtsbezirk
Windhuh.
Aus einem Bericht von Dr. Nieß.
Die Zinnvorkommen liegen in den Beozirken
Karibib, Omaruru und Swakopmund und
erstrecken sich über ein weites Gebiet.
Das räumlich größte Zinnvorkommen liegt
östlich, südlich und südwestlich vom Erongo auf
der Linie: Otjimbojo —Okawajo —E. iro — On-
guati— Ameib —Davib—Richtung Spitzkoppje.
Ein zweites Zinnvorkommen liegt westlich
von Okombahe (Tsomtsaub — Anbinhonis — Nei-
neis), ein drittes östlich von den Brandbergen
(Uis).
Alle Zinnvorkommen weisen unter sich große
Ubereinstimmung auf. Das Zinnerz befindet sich