Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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der beste Beweis für die außerordentlich guten Grund= in der Hornschale, der zu guten Preisen Käufer fand 
lagen ist, welcher der Viehzucht in diesem Lande ge- 
boten sind, ist wohl nicht abzuleugnen. Zwar könnte 
der verhältnismäßig große Abgang von 10 bis 15 v. H. 
pro Jahr an Krankheiten sowie der geringe Ver- 
mehrungsprozentsatz von 5 bis 10 v. H. nach Abzug 
der Abgänge als Gegenbeweis ausgeführt werden. 
Aber selbst wenn diese durch Umfrage des Militär- 
postens festgestellten Zahlen die Wahrheit treffen, was 
ich glaube, so ist das m. E. doch nicht erschreckend. 
Denn man vergegenwärtige sich cinmal, welchen Un- 
bilden das Vieh selbst in dem verhältnismäßig sehr 
günstigen Ngaundere-Lande ausgesetzt ist. Vor allen 
Dingen haben wir hier eine absolute Weidehaltung. 
Tag und Nacht im Freien, nachts größtenteils nur 
innerhalb von Dornenfengen gehalten, sind die Tiere 
hier den beträchtlichen täglichen Temperaturschwan- 
kungen ungeschützt ausgesetzt. Dasselbe gilt auch ins- 
besondere in der Regengeit, wo diese Einflüsse auf 
nassem Lager noch von erheblich größerem Nachteil 
sind. Eine Krankheitsbehandlung eristiert zwar, aber 
natürlich nur in höchst primitiver Form. Giftpflanzen 
sind ziemlich häufig und erfordern nach einiger Angabe 
der Eingeborenen manches Opfer. Und was von 
größter Bedentung ist, das sind die Einflüsse, denen 
die Tiere auf den großen Märschen zwischen Heimat, 
Salzquellen und Weideplätzen in der Trockenzeit aus- 
gesetzt sind, zumal an diesen auch das Jungvieh bis 
herunter zum eben geborenen Kalbe teilnimmt. Rechnet 
man diese Umstände zusammen, so kann es nicht ver- 
wundern, daß ein großer Prozentsatz an Verlusten die 
Vermehrung zurückhält; aber zu irgend welchen Be- 
denken liegt keine Ursache vor. Wir haben hier eben 
eine natürliche Zuchtwahl, welche nur das Beste und 
Widerstandsfähigste fortkommen läßt. Daher auch die 
ausgeglichene gute Qualität der Herden, die nicht auf 
die züchterischen Fähigkeiten und Leistungen des Fulbe 
zurückgeführt werden dürfen. 
Als sehr wichtiges Moment ist noch zu er- 
wähnen, daß das ganze in Frage stehende 
Gebiet frei von Tsetse ist. Diese kommt erst 
wieder vor am nördlichen Steilabfall in den dort an 
einzelnen Flußläufen befindlichen Uferwäldern, ferner 
im nordwestlich gelegenen Ro-Tal vereinzelt, ebenso 
im Tal des Djerem südlich Ngaundere und von hier 
aus weiter südlich zunehmend. Ist das absolute Fehlen 
der Tsetse in dem in Frage stehenden Gebiete als 
Vorteil anzusehen, so ist die hohe Entwicklung der 
dortigen Viehzucht wiederum ein Beweis, daß trotz 
der Nähe der ksetse-Gebiete eine Miehzucht ohne 
Schaden ausgezeichnet gedeihen kann. 
  
Westdeutsche HBandels- und Hlantagen -Gesellschaft 
in Düsseldork."“) 
Plantage Schoeller hat 261, Zentner (1910 
29 Zentner Kautschuk zur Verladung gebracht, die zu 
einem Durchschnittspreis von 3,86 XK pro ½ ku (1910 
4,27 K. abgesetzt worden sind. Die Kautschukanlage 
hat keine Ausdehnung erfahren, dagegen wurde durch 
Auspflanzgung von 4780 Kapokbäumen auf 23,4 ha der 
Anfang zu einer Kapokpflangung gemacht. 
Plantage Magrotto lieferte 16¼ Zentner 
(1910 18 Zeutner) Kautschuk. Für diesen stiellte sich 
der Durchschnittspreis auf 8,72 pro ½ kg gegen 
4,02 ./M im Vorjahre. Der Bestand an jungen TLl- 
palmen ist auf 1428 Stück erhöht worden. Von Plan- 
tage Mazumbuai erhielten wir 443 gentner Kaffee 
– —— — 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1911. 
  
und eine Einnahme von 19 721,80.X brachte. Die Be- 
stände dieser Pflan zung sind unverändert geblieben. 
Plantage Kiomoni. Im Berichtsjahre wurden 
von 2 093.000 schnittreifen Agaven 1293¼ Tonnen 
(1910 812 Tonnen) Sisalhauf gewonnen. Der dafür 
ergielte Durchschnittspreis von 497,23. W für die Tonne 
zeigt gegenüber dem vorjährigen Durchschnitt von 
549.79.%¼ einen empfindlichen Rückgang, der auf die 
außerordentlich ungünstige Marktlage zurückzuführen ist. 
Die Preise für ostafrikanischen Sisalhanf I. nalität 
schwankten im Laufe des Jahres zwischen 470 . und 
510.¾ pro Tonne. 
Im verflossenen Jahre sind auf 783¾4 ha 225200 
Sisalagaven neu ausgepflanzt worden. Nach Abzug 
von 459 000 Sisalagaven, die als abgecerntet anzusehen 
sind, standen am Jahresschluß auf 1493,65 ha 3 458300 
Sisalagaven. 
Für 1912 sollen rund 2590000 Agaven zum Schnitt 
gelangen, deren Ertrag auf rund 1500 Tonnen zu 
schätzen ist. 
Der Ertrag der Kokospalmen hat 77000 Nüsse 
gegen 71 000 Nüsse im Vorjahr betragen. 
Faktoreibetrieb. Die Warenumsätze haben so- 
wohl in Tanga wie auch in Mombasa eine Steigerung 
erfahren. Der Gewinn-Saldo weist aber eine nur 
geringe Erhöhung auf. Der Geschäftsgang im ersten 
Ouartal des neuen Jahres ist laut jüngsten Berichten 
zufriedenstellend gewesen. 
Bilanz. Die laut Rundschreiben vom 15. November 
1911 von der ordentlichen Hauptversammlung vom 
31. Oktober 1911 gefaßten Reorganisationsbeschlüsse 
konnten in der Weise durchgeführt werden, daß die 
Beibehaltung des Gesellschaftskapitals in Höhe von 
1 800 000. X und die Schaffung einer einheitlichen An- 
teilscheingattung möglich wurde. Die an Stelle der 
eingegogenen alten Vorzugsanteile und Stammanteile 
zur Ausgabe gelangenden Ersatzstücke haben infolge- 
dessen einfach die Bezeichnung „Anteilschein“ erhalten. 
Der durch die Zugahlung auf Stammanteile frei- 
gewordene Betrag von 600 000.1# ist zu Abschreibungen 
auf Plantage Magrotto und auf Plantage Schocller 
verwendet worden. 
Aus dem Betriebsergebnis des Rechnungsjahres 
1911 verbleibt, nach Vornahme der ordentlichen Ab- 
schreibungen und nach Uberweisung der satzungsmäßigen 
5 v. H. des Gewinnes gleich 12 269.10 .X an Reserve- 
fondskonto, ein Gewinn von 233 127 .X zu folgender 
Verteilung: 
6 v. H. Dividende auf 300 000 . umgewandelter 
Vorzugsanteile und auf 900 000 % umgewandelter 
Stammanteile = 72 000 At, 36 174 X Tantieme, 
1800 “ Talonsteuerrückstellung, 100 000., K Sonderrück- 
lage, 10 000 K Beamtenbelohnung und 14 152 % 
Vortrag. 
Am 31. Dezember 1911 standen die Grundstücke 
und Plantagen der Gesellschaft mit 1 458 188 .K zu 
Buch und die Faktoreien mit 632 411.. Den Konto- 
kurreutkreditoren in Höhe von 87 750 „K standen an 
Kasse, Wechsel und Reichsbankguthaben im Gesamt- 
betrage von 85 814 . gegenüber. 
  
Bremer Holonial-Handelsgesellschaft 
vorm. F. Oloff & Co., A. 6.“) 
Die Zufuhren von Landesprodukten, besonders 
Palmöl und Palmkernen, waren in den von uns be- 
  
*) Aus dem Bericht für die siebente ordentliche 
Generalversammlung am 13. Juli 1912.
	        
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