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Die Eisenbahn wurde auch in dem abgelaufenen
Geschäftsjahr noch durch den Bauverkehr der Nord-
Süd-Bahn günstig beeinflußt. Nicht nur die Ver-
frachtung von Baugütern, sondern auch die geschäftliche
Belebung der vom Bahnbau durchzogenen Gebiete
trugen zum lebhaften Bahnverkehr bei, der jedoch gegen
Ende des Geschäftsjahres mit der Einschränkung des
Baubetriebes abnahm.
Die ordnungsmäßige Bewältigung des bis No-
vember anhaltenden starken Verkehrs erforderte eine
intensive Ausnützung der vorhandenen Betriebsmittel.
Für den dann einsetzenden Verkehrsrückgang mußte
rechtzeitig die Verminderung der Betriebsausgaben
angestrebt werden. Wenn der Erfolg dieser Be-
strebungen am Ende des Geschäftsjahres mit dem
Berkehrsrückgang noch nicht ganz Schritt hielt, so lag
dies daran, daß die Betriebsmittel in der Periode des
starken Verkehrs stärker abgenutzt wurden, als durch
laufende Unterhaltungsarbeiten ergängt werden konnte.
Die Wiederinstandsetzungsarbeiten mußten daher in den
levten Monaten des Geschäftsjahres 1911/12 nachgeholt
werden und werden auch noch während des ersten
Halbjahres des nenen Geschäftsjahres anhalten.
Die durch den Verkehrsrückgang bedingte Ein-
schränkung des Personals konnte dadurch, daß aus-
scheidende Beamte und Angestellte nur in Ausnahme-
fällen durch Neueinstellungen ersetzt wurden, ohne
besondere Härten durchgeführt werden.
Infolge der Einführung des Kapspurbetriebes auf
der Regierungsbahn von Naribib nach Windhuk
hörte Ende Angust der Ubergang unserer Wagen auf
die Staatsbahnlinie auf. Damit ist der gelegentlich
aufgetretene Wagenmangel und auch der Grund für
die besonders starke Abuntung unserer Wagen behoben.
Die nunmehr in Karibib erfolgende Umladung der
Güter verursacht keine besonderen Schwierigkeiten und
wird glatt bewältigt.
An den Bahnanlagen wurden nur geringfügige
Neuanlagen und Verbesserungen vorgenommen. Bei
Kilometer 219 wurde eine Brücke mit 4.50 m Lichtweite
eingebaut.
Die Zahl der verheirateten Angestellten hat zu-
genommen, so daß nicht nur die Räume des früher der
Zollverwaltung vermieteten Hauses in Usakos hinzu-
genommen und zweckentsprechend umgebaut werden
mußten, sondern außerdem noch der Neubau eines
massiven Gebäudes für acht Familien erforderlich war.
Da die früheren Versuche, in der Namib brauch-
bares Kesselspeisewasser zu erschließen, erfolglos waren,
wurde in Arandis (Kilometer 60) eine leistungsfähige
Wasserstatrion erbaut, der nunmehr das Wasser in ganzen
Zügen von Usakos zugeführt wird.
Der neue Hauptbrunnen in llsakos hat trotz der
anhaltenden Trockenheit der Jahre 1909 und 1910
allen Anforderungen entsprochen, so daß die lange Zeit
in Usakos bestehende Wasserfrage, deren Lösung erheb-
lichen Aufwand für Wassererschließung erforderte, uun
endgültig beseitigt erscheint.
Der Gesundheitszustand war trotz der lang
andauernden Regenzeit befriedigend. Es wurden 1390
(1171) Weiße behandelt, und zwar 9608 Männer,
216 Frauen und 176 Kinder, und davon dem Lagarett
überwiesen 26 Männer, 9 Frauen, 7 Kinder.
Im Eingeborenen-La gzarett in Usakos wurden 427
(902) Kranke ausgenommen, darunter 63 auf fremde
Rechnung. 1261 (1379) Eingeborene wurden ambulant
behandelt.
Erwähnenswerte Betriebsunfälle ereigneten sich
im Geschäftsjahr nicht.
Für die im Vorjahr gegründete Schulgemeinde
in Usakos wurde aus Vorschüssen der Gesellschaft ein
Schulhaus mit Lehrerwohnung erbaut und dieses im
Februar nach Eintreffen des Regierungslehrers in Be-
nutzung genommen. Bis dahin war der Schulunterricht
durch einen Pater der hiesigen katholischen Mission
erteilt worden.
Der Betriebsmittelpark umfaßte am Ende des
Geschäftsjahres: 32 Lokomotiven. 2 Motorwagen,
20 Tender, 377 Wagen.
Es wurden gefahren: 6609 (i. V. 6447) Züge mit
883 090 (916 126) Zugkilometern. Die Leistungen be-
trugen: 912329 (916 126) Lokomotivdkilometer. 27538644
(29354516) Wagenachskilometer. Die durchschnittliche
Zugstärke war 31,2 (32,04) Achsen.
Es betrugen: Personenbeförderung 48362
(15367) Personen, davon in der I. Klasse 5849 (5391),
in der II. Klasse 10 756 (10976), in der III. Rlasse
31 757 (29000); Gepäckbeförderung 346t (338): Erx-
preßgutbeförderung3:2t(22); Güterbeförderung
100 145 t (111194) und Viehbeförderung zum Stück-
viehtarif: 67 Stück Großvieh, 37 Stück Kleinvieh; zum
Wagenladungstarif: 291 Wagen Großvieh, 84 Wagen
Kleinvieh.
Die Einnahmen betrugen 4863141.4¾ (4849 824,),
und zwar aus dem Personen= und Gepäcckverkehr
651 578 (488 480), aus dem Güter= und Viehverkehr
3981 605. K (4207846), sonstige Einnahmen 229958.1
(1534196). Die Ausgaben erforderten 2749 100 AM
(2795367). Der Reingewinn beträgt 2114040 “4
(2054 457). Der Betriebskoeffizient stellt sich auf
56, 5 v. H. (57,6 v. H.).
Zur Bilanz ist zu bemerken, daß die Debitoren
Zentrale in Höhe von 17684 531.&¾ sich zusammensetzen
aus 14496 860 . Ac Rest des Raufpreises der Eisenbahn,
welcher in Jahresraten vom Fiskus bis 1. April 1914
zu entrichten ist, ferner aus 2035239 Bankguthaben
und im übrigen aus ausstehenden Beträgen für ab-
gelieferte Erze, welche ingwischen voll eingegangen
sind. Die Land= und Minenrechte stehen mit 1 400000.4
zu Buch. Kassenbestände mit 49223.%. Die Kredi-
toren zentrale von 13629690. bestehen aus 11500000.1
für Vorschuß der Banken und der South West Africa
Company Limited London, der zwecks Kapitalsrück-
zahlung am 1. Juli 1910 von uns ausgenommen wurde,
und der übereinstimmend mit dem Eingang der Kauf-
gelderraten getilgt wird, 1400 875.K4 Guthaben der
South West Africu Company für den Verkauf der
Otavi/Grootfonteinbahn, das entsprechend den uns
vom Fiokus zu leistenden Ratengahlungen zur Tilgung
gelangt, 442 800. Forderung der Reichspostkasse für
von uns einkassierte und später zur Ablieferung ge-
langende Postgelder sowie aus noch zu zahlenden
Frachten und Spesen.
Nach Abschreibungen in Höhe von 867007 .K so-
wie nach Rückstellung der in die Erneuerungs= und
Baufonds zu legenden 412203..K¾ verbleibt ein Rein-
gewinn von 2683767.X zu folgender Verteilung:
Pachtzinsreserve 150000.¾, Assekuranz= und Un-
fallreserve 50000.#KX,. Dividende 5 v. O. auf 1000000.
200000 .“¼ Tantieme des Verwaltungerats 1062 162.K,
b .. per Stück Superdividende auf die Anteile
1000000. M, 5. per Stück auf die Gennßscheine
1000000. und Vortrag 121604.
Deutsch-Westafrikanische Handelsgesellschaft
Hambdurg.“)
Die Erwartung, daß der Geschäftsgang sich in
der zweiten Hälfte des Jahres wieder heben würde,
*! Aus dem Jahresbericht für 1911.