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21. Juli. Patrouillen fanden am 21. und 22. Juli
die Dörfer frei vom Feinde.
Schon am 20. Juli hatten sich im Lager
Mendi die Häuptlinge von Tjedje und von
Bonetu mit Gefolge gestellt, nachdem sie durch
Trommeln die Absicht, nicht zu kämpfen, ver-
kündet hatten. Ein Beweis, daß die Patrouillen
des Hauptmanns Menzel im März 1911 gut
gewirkt! Den Höuptlingen wurde ausgegeben,
ihr Volk zu sammeln, sich ruhig in den Dörfern
zu halten und keine Angehörigen feindlicher
Stämme zu beherbergen.
Während der Dauer der Unternehmung ist
über die Haltung der beiden Orte nicht zu klagen
gewesen. Dagegen haben die bislang friedlichen,
Bali unterstellt gewesenen Orte Fombot, Ta-
bong und Medji dauernd Veranlassung zum
Einschreiten gegeben, da sie bewaffneten Gegnern
Unterschlupf gewährten.
Meine Erkundung sowie die gleichlautenden
Meldungen der Abteilung v. Lüttwitz und meiner
Patrouillen über starke Ansammlungen des Gegners
in dem Waldgebiet nördlich Mbang zeitigten den
Entschluß, mit starken Kräften diesen Wald ge-
meinsam anzugreifen. Ich befahl der Abteilung
v. Lüttwitz, die von Etin aus Verbindung auf-
genommen hatte, am 22. Juli in Mendi zu mir
zu stoßen. Auf den 23. Juli wurde der gemein-
same Angriff in drei Kolonnen in nördlicher
Richtung über Mbang hinaus befohlen. Ober-
arzt Zollenkopf, der gleichfalls Verbindung auf-
genommen hatte und in Ngom und Befang
focht, erhielt Befehl, am 23. Juli in nordöstlicher
Richtung vorstoßend, den Angriff zu unterstützen.
Am 23. Juli vormittags brachen die Abteilung
v. Lüttwitz rechts ausholend über Teneku, Ser-
geant Jungclaus links ausholend über das
Gebirge, Hauptmann Adameg durch die Mendi-
Dörfer auf Mbang auf. Trot dichten Nebels
und Regens wurde der Vormarsch der Abteilung
Adametz von den Spähern des Gegners bemerkt
und durch Signale gemeldet. Der Widerstand
in den Dörfern war gering. Der Abteilung
v. Luttwitz und Sergeant Jungelaus dagegen
gelang es, einige Bergverstecke zu Überraschen.
Hier leistete der Gegner Widerstand, griff auch
mehrfach die Abteilungen stürmisch an. Der vor
Sergeant Jungclaus marschierende Führer wurde
durch einen Schuß in die Brust schwer ver-
wundet.
Fast gleichzeitig erreichten die drei Abteilungen
Wald und drangen in breiter Front ein.
Der zahlreich versammelte Gegner nahm den Un-
griff nicht an, sondern sloh über einen reißenden
Fluß, den Andje, der auch auf dem rechten
Ufer einen mehrere Kilometer breiten Urwald-
streifen aufweist.
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Während der Gegner durch starke Patrouillen
verfolgt wurde, marschierten die Europäer mit
kleiner Bedeckung am Nachmittag in das Lager
zurück. Hier traf am Abend Oberarzt Zollen-
kopf nach zehnstündigem Marsche ein. Er hatie,
von Ngom kommend, Tuna überrascht und den
Gegner im Dorfgefecht geworfen.
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Die Abteilung v. Lüttwitz war befehlsgemüß
am 19. Juli von Bamesse aus ins Baminge-
Gebiet einmarschiert. Der Vormarsch wurde durch
bewaffnete Haufen begleitet, die die Kolonne be-
unruhigten, durch deren Feuer aber auf Ongonn
zurückgeworfen wurden. Gegen diese nicht zu
Baminge gehörige Landschaft sollte zunächst nicht
operiert werden, damit der Vormarsch nach
Baminge dadurch keine Verzögerung erlitt. Beim
Einmarsch in Etin erhielt die Spitze Feuer.
Die Minge hatten im Dorfe einen Hinterhalt vor-
bereitet; da die Abteilung aber einen anderen
Weg einschlug, konnte der Gegner von zwei Seiten
gefaßt werden. Nach halbstündigem Gefecht
räumte er das Dorf. Verfolgungspatrouillen
hatten heftige Gefechte in den Wäldern der Um-
gegend. Am 22. Juli traf die Abteilung in
Mendi ein.
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Die Abteilung Zollenkopf marschierte am
19. Juli von Widekum über Klein-Befang
vor. Die Bewohner dieses Dorfes waren ge-
flohen; richtigerweise hielt sich die Abteilung nicht
auf, sondern marschierte am selben Tage weiter.
11 Gewehre unter dem farbigen Unteroffizier
Mensah wurden vorgeschickt mit dem Auftrag,
möglichst weit nach Norden erkundend vorzu-
dringen. Nach fünfstündigem Marsche erreichte
Oberarzt Zollenkopf die große Landschaft Be-
fang; hier fand er die Patrouille Mensah in
heftigem Dorfkampf vor. Sie hatte einen zahl-
reichen vorbereiteten Gegner gefunden, der sie in
dem unübersichtlichen Dorfgelände hart bedrängte.
Erst als Oberarzt Zollenkopf mit dem Rest seiner
Abteilung den Berg stürmte, auf dem das Häupt-
lingsgehöft lag, konnte Mensah weiter vordringen-
Im Höäuptlingsgehöft wurde Lager bezogen.
Während der nächsten Tage war die Ab-
teilung durch Dorfgefechte in Befang und Ngom
festgehalten. Der Gegner räumte die weit aus-
gedehnten Dörfer nicht; er wich nur Patrouillen
aus, um sich sogleich wo anders wieder festzu-
zusetzen. Am 23. Juli marschierte die Abteilung
kechtend über Tuna —Atschang — Mbang nach
Mendi.
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Die Lage in dem linksseits des Andje ge-
legenen Teil des Kriegsschauplatzes hatte sich durch