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schiedentlich die Ansicht zu bestehen, daß auch das
Gebiet westlich des Meru für europäische An-
siedlung gesperrt sei. Dies ist nicht der Fall.
Bielmehr ist bereits vor einigen Jahren durch
das Bezirksamt Moschi eine vorläufige Ver-
messung der Landschaft Engotiek, zwischen
Umbulu und Gorongoro, vorgenommen wor-
den, mit dem Ergebnis, daß in dieser verhältmis-
mäßig wasserreichen Landschaft Raum für etwa
30 Farmen vorhanden ist. Für diese hat sich
jedoch bisher kein Bewerber gefunden, dagegen
ist erft vor kurzem einem Farmer Rose ein
größeres Stück Farmland westlich, oberhalb der
Lose Engaruka zugeteilt worden. Hervor-
gerufen muß die Ansicht dadurch sein, daß den
Anträgen einiger Buren auf Farmland am
Congidoberg und in der Landschaft Umbulu
nicht stattgegeben worden ist. Bei diesen Buren
erfolgte die Ablehnung deshalb, weil auf Grund
einer besonderen Prüfung die betreffenden Per-
sonen nicht die Gewähr boten, daß sie in jenen
sernen, der staatlichen Kontrolle fast gänzlich ent-
dogenen Gebieten die bestehenden Jagd- und
Biehseuchenverordnungen innehalten würden.
BVenn sich tüchtige deutsche Ansiedler mit aus-
reichendem Kapital in geeigneten Gebieten, als
welche in erster Linie die vorerwähnte Landschaft
Engotiek in Frage käme, niederließen, würde
ich dies mit Freude begrüßen.
Über die Landverhältnisse an der Mittel-
landbahn bemerke ich, gegenüber abweichenden
Zeitungsnachrichten, daß der Fiskus allerdings
mit der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft und
der Deutsch-Ostafrilanischen Gesellschaft auf Grund
der bestehenden rechtlichen Verpflichtungen Verein-
rungen über die Verleilung des Landes ge-
woffen hat. Diese Landkonzessionen reichen jedoch
nur bis zur Station Gulwe (Cm 378). Es ist
auch nicht richtig, daß die Deutsch-Ostafrikanische.
Landgesellchaft — die Rechtsnachfolgerin der
tofrikanischen Eisenbahngesellschaft und der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft bezüglich der
aglichen Landrechte — ihr Land zurückhält.
Sie hat vielmehr bereits zahlreiche der ihr zu-
gesallenen Landblöcke an der Bahn veräußert
und in jungster Zeit erklärt, daß die Verwertung
ürer Landrechte flott vorwärtsschreite. Ander-
seits hat zwar auch der Fiskus von seinen Lände-
reien, insbesondere in den Plantagenzentren am
uwu und NMgerengere sowie bei Morogoro
und Kilossa große Teile veräußert, aber auch
hier stehen noch umfangreiche, wenn auch natur-
gemäß teilweise minder wertvolle Ländereien zur
gung.
Auhang: Die Verwertung unseres landwirtschaftlichen
Bevslkerungs-berschusses für die Auswanderung nach
den Schutzgebieten.
1. Die landwirtschaftliche Bevölkerung in
Deutschland.
Die Landbevölkerung Deutschlands belief sich
im Jahre 1871 auf 26 219 352 Köpfe, während
sie im Jahre 1900 nur noch 25 734 103 Köpfe
zählte. Bei der Berufszählung im Jahre 1907
wurde eine Gesamtbevölkerung von 61 720 529V
Seelen ermittelt, von der auf die in Land= und
Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei Beschäf-
tigten oder Berufszugehörigen 17 681 176 ent-
sielen. Zu diesen 17½ Millionen kommt noch
ein Anteil an den 5 174 703 Seelen, die als
ohne Beruf oder ohne Berufsangabe aufgeführt,
ferner an den 792.748 Seelen, die unter der
Rubrik „häusliche Dienste (einschließlich perfönliche
Bedienung), auch Lohnarbeit wechselnder Art“
zusammengefaßt sind. ·
Betriebsleiter gab es im Jahre 1907 in der
Landwirtschaft insgesamt 2 929 493, von denen
2 565 675 Eigentümer, 273 548 Pächter und
90270 sonstige Betriebsleiter waren, mit 4680 485
ständig und 3 011 630 vorübergehend mitarbei-
tenden, zusammen also 7692115 mitarbeitenden
Familienangehörigen. Von diesen entfallen auf
die mittelbäuerlichen Betriebe von 5 bis 20 ha
Größe 1 167 238 betriebsleitende Eigentümer
und 40 954 Pächter und sonstige Betriebsleiter
mit 2 888 571 ständig oder vorübergehend mit-
arbeitenden Familienangehörigen. Eigentümer
großbäuerlicher Betriebe mit 20 bis 50 ha Fläche
gab es 210 442, Pächter und sonstige Betriebs-
leiter 10 274 mit 415 295 ständig und 101259
vorübergehend mitarbeitenden (insgesamt 516 554)
Familienangehörigen. Die Zahl der in bäuer-
lichen Betrieben von 5 bis 50 ha beschäftigten
Betriebsleiter mit ihren ständig oder vorüber-
gehend mitarbeitenden Familienangehörigen belief
sich im Jahre 1907 auf rund 4 600 000.
2. Landwirtschaftliche Arbeiter.
Die Arbeiterbevölkerung Deutschlands betrug
am 12. Juni 1907 19 572 571 (männliche und
weibliche zusammen), davon waren in Deutsch-
land geboren 18 772 708, im Auslande geboren
799 863.
Von diesen entfallen auf Landwirtschaft, Gärt-
nerei, Biehzucht, Forstwirtschaft und Fischerei
7 283 471, von denen 7 003 541 in Deutschland,
279 940 im Ausland geboren sind.
Landwirtschaftliche Wanderarbeiter wurden nach
Ausweis der Arbeitsstatistik in der Zeit vom De-
zember 1910 bis Oktober 1912 einschließlich in