Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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an geeigneten Böden, als welche sich die humosen 
Sandböden am vorteilhaftesten bewährt haben, im 
argentinischen Chaco kein Mangel. Sehr große Flächen 
vorzüglichen Bodens sind auc in den argentinischen 
Misiones in der Provinz Corrientes und in Paragnuay 
vorhanden, so daß aus diesem Grunde dem Baumwoll- 
bau weite Grenzen gezogen werden. 
Die größte Schwierigkeit bietet immer noch die 
Arbeiterfrage, welche allerdings zu einem Teil bereits 
praktisch gelöst worden ist, und zwar durch Verwendung 
geeigneter Bodenbearbeitungsmaschinen, die in weitestem 
Umfange von dem oben genannten Leiter der Versuchs- 
tation angewandt werden. Mehrere pers sind 
von ihm selbst konstruiert worden. Soll aber der 
Baumwollbau in Argentinien und Paraguay größere 
Wsbehmumg gewinnen, so dürfte die endgültige Lösung 
der Arbeiterfrage durch Kleinkulturen und eine ent- 
sprechende Kolonisation zu erreichen sein, wie sie an 
einzelnen Stellen des argentinischen Misiones, vor- 
läufig allerdings nicht zum Zwecke des Baumwollbaues, 
sondern für andere Kulturen bereits mit befriedigendem 
Erfolge begonnen! haben. Persönlichen Mitteilungen 
zufolge haben einige, Unternehmer auch die Einge- 
orenen aus dem n des Landes mit leidlichem 
Erfolg zur Arbeit Verwandt wenn sie sie nicht nur 
als Saisonarbeiter für den Baumwollbau, sondern auch 
für andere Kulturen, die in der Zwischenzeit betrieben 
werden, während des ganzen Jabres beschäftigen. 
m argentinischen Chaco wird der Baumwollbau 
seit etwa 20 Jahren betrdbon Vis zur Einrichtung 
der genaunten Versuchswirtschaft fand er jedoch nach 
sehr primitiver Methode statt, da die Pflanzer ohne 
alle Anleitung auf sich selbst angewiesen waren; 
einzige Förderung bestand in gelegentlicher Verteilung 
von Saatgut ausländischer Sorten durch das Land- 
wirtschaftsministeriuim. Da dieses Saatgut jedoch 
sostemlos ausgewählt worden war und daher die ver- 
schiedensten Sorten ins Land kamen, so fand bei der 
gCroßen Neigung der Baumwollpflanze zur Vermischueg 
eine starke Hybridierung der Sorten statt, wodurch 
das Produkt außerordentlich ungleich wurde. Das ist 
bis heute noch der Fall, soweit eine sachgemäße Züch- 
tung nicht bereits Abhilfe geschaffen hat. Dr. Schulz 
hat sich denn auch in erster Linie damit beschäftigt, 
die verschiedensten Varietäten von Gossypium hirsutum, 
i. Perurianum auf ihre Verwett- 
barkeit und ihren Wert für den Chaco durch Anbau- 
versuche zu prüfen, wobei er feststellen konnte, daß 
Sea S#land und ägyptische Saat sich nicht eignen, daß 
aber die alte Chacoart bei sorgfältiger Selektion ein 
nmrd- Produkt gibt. Ge enwärtig sind die 
Versuche so weit gediehen, daß sich in dem Versuchs- 
garten eine große Zahl ringeuichtelor Mutter= und 
Tochterpflanzen der Neuzüchtung „Manita“, die aus 
lünstlicher Kkeugung einer Chacopflanze mit G. barbu- 
dense hervorgegangen ist, befinden; auch konnten 
mehrere Hektar mit der veredelten Saat bestellt werden, 
deren Saatgut im kommenden Jahr an eine größere 
Hable von Pflanzern verteilt werden kann. Die ein- 
eimische argentinische Chacobaumwolle ist mehrjährig. 
Sie gedeiht und trägt zwei bis drei Jahre. ie in 
Paraguay einheimische Baumwolle 2 sogar 10 Jahre 
lang Erträge geben. Da die Erträge sich jedoch von 
Jahr zu Jahr vermindern und die Anbaukosten bei 
mehrjährigen Kulturen nicht geringer sind, hat der 
Leiter der Versuchsstation in Benitez von mehrjährigen 
Kulturen gänzlich Abstand genommen und sich auf die 
Züchtung einjähriger Pflanzen beschränkt, die übrigens 
auf guten Böden mehrere Jahre in direkter Folge auf 
demselben Felde angebaut werden können. 
Der Frage der Bodenbearbeitung, die auf den 
  
  
  
humosen Sandböden des Chaco an sich keine große 
Schwierigkeit bietet, wird auf der Versuchsstation be- 
sondere Beachtung geschenkt. Als Vorbedingung gilt, 
daß die Baumwolle, welche dort nirgends in Wald- 
boden, sondern stets auf Kampboden gesäet wird, nicht 
als erste Pflanze in den jungfräulichen Boden gebracht 
wird, ondern daß stets eine Maislultur voranzugehen 
hat, da die Baumwolle, wenn sie gut gedeihen soll, 
eine nann üe Bodengare und Unkrautfreiheit er- 
fordert. Letztere vor allem auch deswegen, weil von 
vornherein verunkrauteten Böden die Reinhaltung der 
Kultur sehr chwerend sein würde. Unmittelbar nach 
Aberntung des ises wird flach gepflügt, wodurch 
zahlreiche Markräuten und Schädlinge vernichtet werden 
und eine Wasserreserve für den Winter geschaffen wird. 
Alsdaun wird im Frühjahr eine möglichst tiefe Pflug- 
furche gegeben, welcher unmittelbar darauf ein oder 
mehrmaliges Abeggen folgen muß, um den Boden 
völlig zu zerkrümeln. Falls erforderlich, wird kurz 
vor der Aussaat noch eine dritte flache Furche nebst 
den notwendigen Eggenstrichen gegeben. Nachdem der 
Boden derart gründlich vorbereitet ist, wird er im 
Kreuz markiert. Als besser und billiger hat es sich in 
diesem Jahre herausgestellt, an Stelle des letzten 
n ens den Boden aufzubeeten und die Saat mit 
aschine in die entstandenen Furchen zu säen, so 
dan die Pflanzen auf eine Entfernung von einem Meter 
in jeder Richtung zu stehen kommen, um sie der Sonnen- 
bestrahlung möglichst stark auszusetzen. Nach viel- 
fachen Versuchen hat sich diese Pflanzweite auf guten 
Böden am besten bewährt, während auf ärmeren Böden 
in einer Entfernung von 80 bis 90 cm gesäet wird. 
In die Krenzungspunkte s#ere. je 5 bis 10 Saat- 
körner auf 2 bis 3 cm Tiefe ausgelegt und sogleich 
mit dem Fuße mit Erde bedeckt. Sehr bewährt hat 
sich ein alsbaldiges Nachwalzen, dem allerdings ein 
Abeggen mit einer leichten Egge sofort folgen muß. 
Vor dem Aufgehen der jungen Pflanzen muß dann 
nochmals ein Abeggen erfolgen, um eine etwaige Ver- 
krustung der Ackerkrume zu verhindern. 
Sobald die Pflänzchen das 4. bis 5. Blatt ge- 
trieben haben, werden sie möglichst nach einem leichten 
Regen verzogen, so daß nur eine einzige verbleibt. 
Bei der Aussaat mit der Maschine kann diese Arbeit 
zum größten Teile mit der Hacke ausgeführt werden. 
Die weitere Behandlung bis zur Blüte geschieht mit 
einem leichten Häufelpflug „Planet“ bzw. in neuester 
Zeit mit einem besonders konstruierten Kultivator, 
welcher mehrere Reihen gleichzeitig zu bearbeiten er- 
möglicht. 
Von Schädlingen haben sich bisher nur Heu- 
schrecken und die Baumwollraupe, Oruga genannt 
(Azylina argillacen), bemerkbar gemacht. Ersteren kann 
man durch spätere Aussaat begegnen, während letztere 
durch Bestreuen der Pflanze mit Pariser (Schwein-- 
furter) Grün, das möglichst während des Taus an- 
gewandt werden soll, mit Erfolg bekämpft wird. 
Die Ernte geschieht durch Pflücken mit der Hand, 
wozu auch Kinder und Frauen sehr gut verwendet 
werden können. Da die Samenkapseln bekanntlich 
nicht gleichzeitig reisfen, ist drei= bis fünfmaliges 
Püh erforderlich. Bei hebonen. Leuten rechnet man 
bei reichlichem Ertrage und in der ersten Zeit der 
Ernte 50 bis 60 kg, bei * eingerem Ertrage 30 kg als 
Tagesleistung eines geübt annes. 
Die Erträge sind der guten Bodenbearbeitung 
und den günstigen natürlichen Verhältnissen entsprechend 
hoch im Vergleich mit anderen Baumwolle produzie- 
renden Ländern. An unentkernter Baumwolle wurden 
auf dem Hektar geerntet:
	        
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