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Das früher vom Weltverkehr völlig abge-
schlossene Schutzgebiet sollte in letzter Zeit durch
mehrere Funkenstationen an das Welttelegraphen-
netz angeschlossen werden. Bei Ausbruch des
Krieges war die in Neupommern im Bau be-
griffene Station in Bitapaka noch nicht völlig
betriebsfertig; sie konnte jedoch Telegramme auf-
nehmen, und da man der gespannten Lage wegen
mit allen Kräften an der Fertigstellung arbeitete,
vom 8. August an auch Telegramme geben. Am
5. August wurde in Bitapaka die amtliche Nach-
richt von dem Ausbruch des Krieges in Europa
aufgenommen. Der stellvertretende Gouverneur
befand sich zu dieser Zeit auf einer längeren
Dienstreise in Kaiser-Wilhelms-Land. Dem in
Rabaul die Gouvernementsgeschäfte führenden
Ersten Reserenten lag es daher ob, alle durch
die Lage gebotenen Maßnahmen sofort zu er-
greifen. Da anzunehmen war, daß im Falle
eines Angriffes der Engländer von diesen zunächst
versucht werden würde, sich des Gouvernements-
sitzes in Rabaul sowie der größeren Niederlassungen
dortselbst und in Herbertshöhe zu bemächtigen,
und da beide Orte unmittelbar am Meere liegen
und daher ohne weiteres mit Schiffsgeschützen
beschossen werden können, wurde beschlossen, den
Gouvernementssitz in das Innere von Neu-
pommern zu verlegen. Nach entsprechender Be-
kanntmachung siedelte dann der Erste Referent
mit dem Bureauvorstande und dem notwendigen
Personal nach dem höher gelegenen und von der
See aus nicht beschießbaren Toma über, wohin
ihm in den folgenden Tagen die meisten Gou-
vernementsbeamten nachfolgten. Nur die zur
Aufrechterhaltung der Ordnung und des Hospital=
betriebes notwendigen Beamten blieben in Rabaul
zurück. Die Eingeborenen verhielten sich ruhig
und wurden in Neupommern und auf den
benachbarten Inseln durch den Bezirksamtmann
über den Krieg aufgeklärt. Hierbei wie überhaupt
bei allen seinen Maßnahmen fand das Gou-
vernement die volle Unterstützung der katholischen
Mission in Herbertshöhe.
Gleichzeitig mit diesen Maßnahmen schritt
man zur Organisation des bewaffneten Wider-
standes. Hierbei ging man von der Erwägung
aus, daß unter allen Umständen den wertvollen
Plätzen Rabaul und Herbertshöhe im Falle
eines feindlichen Angriffes das Bombardement
erspart werden müßte, daß dagegen die Funken-
station in Bitapaka sowie der neue Gouverne-=
mentssitz in Toma solange als möglich zu ver-
teidigen seien. Es wurde daher aus der vorhandenen
farbigen Polizeitruppe mit den beiden vorhandenen
aktiven Offizieren die bewaffnete Macht gebildet und
diese durch Heranziehung von Deutschen gemäß dem
Wehrgesetze für die Schutzgebiete verstärkt. Die
zur Truppe einberufenen Deutschen übten zunächst
einige Tage in der Nähe von Rabaul und wurden
dann als Chargen in die auf etwa 300 Mann
verstärkte Polizeitruppe eingereiht. Sämtliche in
Neupommern und der Nähe wohnhaften wehr-
pflichtigen Leute stellten sich unmittelbar nach der
Bekanntmachung der Kriegserklärung dem Gou-
vernement zur Verfügung. Bemerkenswert ist,
daß auch die Italiener und ein dort ansässiger
und angesehener Japaner mit etwa hundert seiner
Landsleute dem Gouvernement ihre Dienste gegen
einen etwaigen Angriff der Engländer anboten.
Letzteres Angebot wurde mit Rücksicht auf die
heimischen Nachrichten jedoch nicht angenommen.
Die Zahl der im ganzen eingezogenen Deutschen
belief sich auf etwa fünfzig. Die Bewaffneten
wurden vor allem in Herbertshöhe und Bitapaka
untergebracht. Schwächere Posten standen in
Toma, Neu-Varzin, Wunaditir, am Weberhafen,
Tobera, Raloana und Kabakane.
Am 12. August erschien ein aus vier Kreuzern
und drei Torpedobooten der australischen Flotte
bestehendes Geschwader vor Herbertshöhe und
Rabaul, verlangte mit dem Gouverneur zu ver-
handeln und forderte die Beamten auf, die
Lage der Funkenstation bekanntzugeben. Dieses
Ansinnen wurde abgelehnt. Daraufhin drohte
der Flottenkommandant, wenn er bis zu einer
gewissen Zeit eine befriedigende Antwort nicht
erhielte, die Niederlassungen in Herbertshöhe und
Rabaul zu beschießen. Die Beamten blieben
jedoch bei ihrer Weigerung, und das Geschwader
dampfte, nachdem sowohl in Herbertshöhe als
auch in Rabaul die Postämter von gelandeten
Truppen zerstört worden waren, wider Erwarten,
ohne die Drohung auszuführen, vor Ablauf der
gestellten Frist wieder ab.
Über die weitere Entwicklung der Dinge find
wir durch Veröffentlichungen in australischen Zei-
tungen wie folgt unterrichtet:
„Die australische Flotte erschien am 10. Sep-
tember wieder vor Herbertshöhe. Die Landungs-
truppen wurden am 11. ausgeschifft und konnten
Herbertshöhe besetzen, ohne Widerstand zu finden.
Um 7½⅛½ Uhr wurde die britische Flagge gehißt.
Der Hafen von Rabaul wurde durch Torpedo-
boote nach etwa von den Deutschen ausgelegten
Minen abgesucht. Auch nach Rabaul konnte
später ohne Widerstand eine Besatzungstruppe
gelegt werden. Die in Herbertshöhe gelandeten
Truppen stießen indessen bei dem Vordringen
in der Richtung der Funkenstation Bitapaka
dicht hinter Herbertshöhe auf heftigen Widerstand.
Sie rückten bei Tagesanbruch vor, und es ent-
wickelte sich auf einem Gefechtsfelde von der Aus-
dehnung von ungefähr 7 km ein erbitterter Busch-
krieg. Die Wege waren teilweise mit Minen be-