Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Ungefähr 500 Marinesoldaten sind nach 
Gambos abgereist. In Mossamedes sind soeben 
3000 Mann eingetroffen. Werden diese Ver- 
stärkungen genügen, um die Offensive zu ergreifen? 
Die Meinungen sind, daß man nichts unter- 
nehmen solle! Die Verpflegung allein schon 
wäre unmöglich. Zwischen Gambos und dem 
Kunene findet man nicht einen Grashalm und 
einen Tropfen Wasser. 
Fünf oder sechs Tage nach seiner Ankunft in 
Gambos entsandte Rocadas eine kleine Abteilung 
Kavallerie nach Humbe, um dort zu bleiben und 
zu sehen, was vor sich geht, mit der Weisung, 
das Land womöglich wieder zu besetzen. Man 
sagt, daß diese Vorhut in Humbe sei, und daß 
sich die Deutschen in Naulila befänden; die Lage 
dieser Leute in Humbe wird daher als gefährlich 
angesehen. Allein das Fort „Rocadas“, mit 
allem was darin war, nämlich Lebensmittel und 
Munition, wurde zerstört. Dieses Fort war 
unser hauptsächliches Vorratslager! In anderen 
Ortschaften besaßen wir auch Waffen und Munition, 
besonders in Humbe; in Cuamato befanden sich 
für etwa 20 Cents „Massange“, die Hüttensteuer 
der letzten Jahre; alles dieses wurde von unseren 
Truppen unzerstört zurückgelassen. Man hatte 
keine Zeit, da man schnell fliehen mußte. 
Rocadas glaubte immer den Rückzug abgeschnitten 
zu sehen. In Humbe sowohl wie in Cuamato 
befanden sich auch einige Handelshäuser. Auch 
die Kaufleute flohen unter Zurücklassung ihrer 
Waren. Viele ließen sogar ihr Geld zurück. 
In dem Regierungsgebäude von Humbe wurden 
sämtliche Gelder und Dokumente zurückgelassen. 
Und alles dieses wurde geplündert und 
geraubt durch die Wilden, in Cuamato 
durch die Cuamatos, in Humbe durch die 
Muhumbes und in Denguena durch die 
Denguenas. Sowie unsere Truppen anfingen 
sich zurückzuziehen, erhoben sich genannte 
Stämme und gaben sich der Plünderung in 
einer unglaublichen Weise hin. Alle Wagen 
wurden ebenfalls geplündert und die Ochsen ab- 
geführt. Eine noch ernstere Tatsache war, daß 
in Cuamato die Wilden auf die Unfrigen 
feuerten, welche hauptsächlich aus Schwarzen 
bestanden, bei dem Ubergang vom Fort nach dem 
Kunene; ungefähr 1500 Cuamatos hatten 
sich mit „Martini“-Gewehren bewaffnet. 
Und keiner hat sie während des Kampfes bemerkt! 
Sie haben sich durch die vorgefundenen Waffen 
und Munition, die in den Forts lagen, für 
längere Zeit versorgt. Man hat keine Nachrichten 
von den Posten Evale, Cafu und Cafima. 
Sollten die Cuanhamas, die auch nirgends er- 
schienen, sich dieser Punkte bemächtigt haben? 
In der Mission Tuipilenge waren die beiden 
  
Priester die einzigen, welche mutig auf ihrem 
Platze verblieben, überhaupt die einzigen Weißen 
in der Umgegend von Humbe, die nicht flohen. 
Der Pater Martinhe mußte jedoch infolge Be- 
fürchtungen nach Gambos gesandt werden. Von 
der Mission Evale bleibt man ohne Nachrichten.“ 
  
(Abgeschlossen am 6. März 1915.) 
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V. Besitzungen in der Südsee. 
Das Dunkel, das noch bei Abfassung der 
zweiten Mitteilung über den „Krieg in den deut- 
schen Schutzgebieten“ über dem Schicksal unserer 
überseeischen Besitzungen der Südsee geherrscht 
hat, ist inzwischen gelichtet worden. Der größere 
Teil der Beamten von Deutsch-Neuguinea ist 
über Amerika mit Geleitbriefen des australischen 
Ministers für auswärtige Angelegenheiten in der 
Heimat eingetroffen. Hiervon haben die meisten 
sich den Militärbehörden zur Verwendung im 
Kriege zur Verfügung gestellt, da die Beamten 
gemäß der Kapitulation keiner Neutra- 
litätsverpflichtung unterliegen. Nach den 
nunmehr vorliegenden Berichten haben sich 
die früheren Mitteilungen, daß sowohl Deutsch- 
Neuguinea wie Samoa von feindlichen Streit- 
kräften besetzt seien, bestätigt. Das Schutzgebiet 
Samoa wird seit dem 29. August v. Is. von 
neuseeländischen Streitkräften besetzt gehalten. 
Vom Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea ist fast das 
ganze sogenannte alte Schutzgebiet in den Händen 
der Australier. Das Inselgebiet wird offenbar 
nach wie vor, trotz der gegenteiligen Versicherungen 
englischer Zeitungsberichte, von den Japanern 
besetzt gehalten. 
Im einzelnen ist folgendes zu bemerken: 
1. Deutsch-Neuguinea. 
A. Altes Schutzgebiet. Über die kriegerischen 
Ereignisse liegt folgender Bericht des Gouverneur= 
Stellvertreters Haber vor: 
„Noch im Laufe des Juli 1914 war es dem 
Bauleiter der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie 
in Berlin, dem inzwischen leider verstorbenen Ober- 
ingenieur Kleinschmidt, gelungen, in Bitapaka 
einen Hilfsmast zu errichten und einen Empfangs- 
apparat zu montieren. So war das Schutzgebiet 
binsichtlich der Vorgänge in der Außenwelt nicht 
mehr allein auf die von den Postdampfern über- 
mittelten Nachrichten angewiesen. 
Lage bei Ausbruch des Krieges. 
Bei Ausbruch des Krieges habe ich mich in 
Begleitung des Rittmeisters von Klewitz und des
	        
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