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Ungefähr 500 Marinesoldaten sind nach
Gambos abgereist. In Mossamedes sind soeben
3000 Mann eingetroffen. Werden diese Ver-
stärkungen genügen, um die Offensive zu ergreifen?
Die Meinungen sind, daß man nichts unter-
nehmen solle! Die Verpflegung allein schon
wäre unmöglich. Zwischen Gambos und dem
Kunene findet man nicht einen Grashalm und
einen Tropfen Wasser.
Fünf oder sechs Tage nach seiner Ankunft in
Gambos entsandte Rocadas eine kleine Abteilung
Kavallerie nach Humbe, um dort zu bleiben und
zu sehen, was vor sich geht, mit der Weisung,
das Land womöglich wieder zu besetzen. Man
sagt, daß diese Vorhut in Humbe sei, und daß
sich die Deutschen in Naulila befänden; die Lage
dieser Leute in Humbe wird daher als gefährlich
angesehen. Allein das Fort „Rocadas“, mit
allem was darin war, nämlich Lebensmittel und
Munition, wurde zerstört. Dieses Fort war
unser hauptsächliches Vorratslager! In anderen
Ortschaften besaßen wir auch Waffen und Munition,
besonders in Humbe; in Cuamato befanden sich
für etwa 20 Cents „Massange“, die Hüttensteuer
der letzten Jahre; alles dieses wurde von unseren
Truppen unzerstört zurückgelassen. Man hatte
keine Zeit, da man schnell fliehen mußte.
Rocadas glaubte immer den Rückzug abgeschnitten
zu sehen. In Humbe sowohl wie in Cuamato
befanden sich auch einige Handelshäuser. Auch
die Kaufleute flohen unter Zurücklassung ihrer
Waren. Viele ließen sogar ihr Geld zurück.
In dem Regierungsgebäude von Humbe wurden
sämtliche Gelder und Dokumente zurückgelassen.
Und alles dieses wurde geplündert und
geraubt durch die Wilden, in Cuamato
durch die Cuamatos, in Humbe durch die
Muhumbes und in Denguena durch die
Denguenas. Sowie unsere Truppen anfingen
sich zurückzuziehen, erhoben sich genannte
Stämme und gaben sich der Plünderung in
einer unglaublichen Weise hin. Alle Wagen
wurden ebenfalls geplündert und die Ochsen ab-
geführt. Eine noch ernstere Tatsache war, daß
in Cuamato die Wilden auf die Unfrigen
feuerten, welche hauptsächlich aus Schwarzen
bestanden, bei dem Ubergang vom Fort nach dem
Kunene; ungefähr 1500 Cuamatos hatten
sich mit „Martini“-Gewehren bewaffnet.
Und keiner hat sie während des Kampfes bemerkt!
Sie haben sich durch die vorgefundenen Waffen
und Munition, die in den Forts lagen, für
längere Zeit versorgt. Man hat keine Nachrichten
von den Posten Evale, Cafu und Cafima.
Sollten die Cuanhamas, die auch nirgends er-
schienen, sich dieser Punkte bemächtigt haben?
In der Mission Tuipilenge waren die beiden
Priester die einzigen, welche mutig auf ihrem
Platze verblieben, überhaupt die einzigen Weißen
in der Umgegend von Humbe, die nicht flohen.
Der Pater Martinhe mußte jedoch infolge Be-
fürchtungen nach Gambos gesandt werden. Von
der Mission Evale bleibt man ohne Nachrichten.“
(Abgeschlossen am 6. März 1915.)
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V. Besitzungen in der Südsee.
Das Dunkel, das noch bei Abfassung der
zweiten Mitteilung über den „Krieg in den deut-
schen Schutzgebieten“ über dem Schicksal unserer
überseeischen Besitzungen der Südsee geherrscht
hat, ist inzwischen gelichtet worden. Der größere
Teil der Beamten von Deutsch-Neuguinea ist
über Amerika mit Geleitbriefen des australischen
Ministers für auswärtige Angelegenheiten in der
Heimat eingetroffen. Hiervon haben die meisten
sich den Militärbehörden zur Verwendung im
Kriege zur Verfügung gestellt, da die Beamten
gemäß der Kapitulation keiner Neutra-
litätsverpflichtung unterliegen. Nach den
nunmehr vorliegenden Berichten haben sich
die früheren Mitteilungen, daß sowohl Deutsch-
Neuguinea wie Samoa von feindlichen Streit-
kräften besetzt seien, bestätigt. Das Schutzgebiet
Samoa wird seit dem 29. August v. Is. von
neuseeländischen Streitkräften besetzt gehalten.
Vom Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea ist fast das
ganze sogenannte alte Schutzgebiet in den Händen
der Australier. Das Inselgebiet wird offenbar
nach wie vor, trotz der gegenteiligen Versicherungen
englischer Zeitungsberichte, von den Japanern
besetzt gehalten.
Im einzelnen ist folgendes zu bemerken:
1. Deutsch-Neuguinea.
A. Altes Schutzgebiet. Über die kriegerischen
Ereignisse liegt folgender Bericht des Gouverneur=
Stellvertreters Haber vor:
„Noch im Laufe des Juli 1914 war es dem
Bauleiter der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie
in Berlin, dem inzwischen leider verstorbenen Ober-
ingenieur Kleinschmidt, gelungen, in Bitapaka
einen Hilfsmast zu errichten und einen Empfangs-
apparat zu montieren. So war das Schutzgebiet
binsichtlich der Vorgänge in der Außenwelt nicht
mehr allein auf die von den Postdampfern über-
mittelten Nachrichten angewiesen.
Lage bei Ausbruch des Krieges.
Bei Ausbruch des Krieges habe ich mich in
Begleitung des Rittmeisters von Klewitz und des