152 20
wegs war, war der bisher vergeblich erwartete
Dampfer mit Lebensmitteln vor Nauru erschienen.
Der Stationsleiter hatte diese Gelegenheit dann
noch dazu benutzt, fast alle Engländer nach dem.
nahe gelegenen Ocean Island zu bringen,
das zur Gruppe der unter englischem Protektorat
stehenden Gilbert and Ellice Islands gehört und
woselbst die Phosphat-Gesellschaft gleichfalls die
dort vorhandenen großen Phosphatlager abbaut.
Wenige Tage später, am 9. September, erschien
vor Nauru Überraschend der englische geschützte
Kreuzer „Melbourne“, landete ein Boot und be-
orderte den Stationsleiter an Bord. Dieser
stellte bei seiner Ankunft daselbst fest, daß der
Kreuzer vollkommen gefechtsklar war und deshalb
jeder Widerstand nutzlos gewesen wäre. Er ver-
sprach, der Aufforderung des Kommandanten des
Kreuzers, die Funkenstation während des Krieges
nicht benutzen zu lassen, nachzukommen und wurde
dann auf Ehrenwort wieder entlassen. Inzwischen
hatte ein kleines englisches Landungskorps die
Telefunkenstation durch Wegnahme einiger wich-
tiger Bestandteile unbrauchbar gemacht und die
beiden Ingenieure mit an Bord genommen.
Noch am selben Tage verließ dann der Kreuzer
unter Mitnahme der beiden Ingenieure Nauru.
Trotzdem nur noch wenige Engländer auf Nauru
waren, scheinen doch wieder Streitigkeiten aus-
gebrochen zu sein, denn es geht aus einem hier
vorliegenden Bericht hervor, daß am 28. Oktober
der britische Administrator von Deutsch-Neuguinea,
Oberst Holmes, mit dem Dampfer „Messina"
nach Nauru fuhr und von dort am 12. Novem-
ber mit sämtlichen deutschen Ansiedlern an Bord
zurückkam. Uber das weitere Schicksal der Insel
sind inzwischen keine Nachrichten mehr eingegan-
gen. Erwähnt mag noch werden, daß am
24. September der Dampfer „Tsingtau“ in Jaluit
anlief und Maschinenteile des englischen Damp-
fers „South Port“ landete, der im Hafen von
Kusaie (Ostkarolinen) gelegen hatte und dort von
einem unserer Stationskreuzer durch Herausnahme
der betreffenden Maschinenteile an der Weiterfahrt
gehindert wurde.
2. Samoa.
Aus diesem Schutzgebiet sind seit der letzten
Mitteilung Nachrichten nur sehr spärlich einge-
laufen, da von den englischen Behörden jeder
Post- und Telegraphenverkehr seit Oktober v. Is.
mit den feindlichen Ländern und später auch mit
der amerikanischen Samoainsel Tutuila und den
Vereinigten Staaten untersagt worden ist. Die
Hoffnung, daß im Schutzgebiet nach der nunmehr
erfolgten Besetzung durch die neuseeländischen
Streitkräfte alles seinen alten Gang weiter gehen
werde und vor allen Dingen die deutschen
Firmen und Ansiedler wie bisher ihre Geschäfte
weiter führen könnten, scheint sich leider nicht zu
bestätigen. So ist, wie nachträglich bekannt
wurde, seit einigen Monaken den deutschen
Firmen und Kaufleuten der direkte Einfuhr= und
Ausfuhrhandel mit der Außenwelt verboten
worden und sie können nur noch Geschäfte in-
nerhalb der Inselgruppe selbst abschließen).
Daß natürlich auch hier die bereits in den Mit-
teilungen über Deutsch-Neuguinea erwähnte Firma
Burns, Philp & Co. die günstige Gelegenheit
benutzt hat, bedarf keiner besonderen Hervor-
hebung. So ist es ihr gelungen, sich zur Ge-
schäftsführerin der größten deutschen Firma in
Samoa bestellen zu lassen. Sie besorgt seit
einigen Monaten für ihre Konkurrentin die ge-
samte Einfuhr, während die Ausfuhr vom eng-
lischen Administrator der dänischen Firma Fabri-
cius übertragen worden ist. Es ist nach Sach-
lage anzunehmen, daß bei den übrigen deutschen
Firmen ähnliche Verhältnisse Platz gegriffen haben.
Die Rechtspflege hat sich insofern auch ver-
schlechtert, als nach einer Proklamation in der
„Somoanischen Zeitung“ vom 26. Dezember v. Is.
Deutsche und Osterreicher von dem Amt als Bei-
sitzer der Gerichte ausgeschlossen und die Urteile
des Gerichts erster Instanz als endgültige erklärt
worden sind, so daß jedes Rechtsmittel dagegen
ausgeschlossen ist.
Die „Samoanische Zeitung“ erscheint seit dem
12. Dezember v. Is. in veränderter Form. Sie
gibt in der Nummer vom genannten Tage ihren
deutschen Lesern bekannt, daß sie auf Grund eines
Befehls der Militärverwaltung genötigt sei, bis
auf weiteres die ersten Seiten ihres Blattes in
englisch zu drucken.
Als Einzelheiten, die inzwischen noch bekannt
geworden sind, sei folgendes hervorgehoben.
Den samoanischen Häuptlingen hat der Gou-
verneur die Kriegsnachricht am 5. August mit-
geteilt. Sie erklärten ihm, daß sie den Kampf
von drei Völkern gegen eines sehr „ unfair"
fänden, gelobten Loyalität und erklärten sich
bereit, das Land zu verteidigen, wenn es ver-
langt würde. Der Gouverneur versicherte ihnen
aber, daß in Samoa nicht gekämpft werden
würde, und versuchte ihnen klar zu machen, daß
die Entscheidung in Europa fallen werde. Trotz.
dieser Loyalitätsversicherung mußte natürlich das
Gouvernement auf der Hut sein, da nicht aus-
geschlossen war, daß bei irgendeinem Anstoß von
außen die alten samoanischen Zwistigkeiten wieder
auflebten. Die Stimmung war infolge der Un-
gewihheit, was die nächste Zeit bringen werde,
) Dieses Verbot soll indessen kürzlich wieder auf-
gehoben worden sein.