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wohnten Haus waren eines Tages eine größere
Anzahl Enten festgebunden, die ohne Zweifel zum
Teil aus unseren Ställen gestohlen waren. Die
Ställe wurden erbrochen, die Eier weggenommen
und immer wieder Jagd auf das Geflügel ge-
macht. Wir konnten nicht mehr genau feststellen,
wieviel Hühner und Enten die Offiziere und ihre
Leute gestohlen hatten. Als ich mich bei einem
der Offiziere über diese Stehlerei be-
schweren wollte, gab er mir zur Antwort:
»We like it«. Auch in den Gärten wurde nach
Belieben gestohlen und dabei auch unreife Kar-
toffeln und unreifes Gemüse nicht geschont. Wir
boten den Offizieren an, ihnen das zu geben,
was sie nötig hätten aus dem Garten; sie möchten
nur die Beete und Pflanzungen schonen und nicht
zertreten. Die Bitte war natürlich ganz vergeblich.
Als ich mich beim Proviantmeister beschwerte,
daß uns von den Offizieren und ihren schwarzen
Dienern so viel gestohlen werde, sagte er im Tone
der Entrüstung, daß dies durchaus nicht geschehen
dürfe; der ganze Bestand an Lebensmitteln und
Geflügel gehöre der englischen Regierung. Er
versprach, Abbilfe zu schaffen und mit den Offi-
zieren zu reden. An der Sache selbst wurde
nichts geändert.
Der Proviantmeister selbst wollte mir
am 21. November meine ganze Viehherde
(19 Stück) wegnehmen, die uns zur Milch-
gewinnung und Butterbereitung so unentbebrlich
war. Für unsere Kinder konnten wir sonst keine
Milch bekommen. Es ist zu bemerken, daß die
von Victoria geflohenen Missionsfamilien mit ihren
Kindern ebenfalls in Buea waren. Auch sonst
hatten wir an Beamtenfamilien mit Kindern Milch
abzugeben. Ich protestierte lange gegen diese
unbegreifliche Maßnahme und wies darauf hin,
wie die Feinde mit Rücksicht auf die große Vieh-
herde der Regierung, die sie beschlagnahmt, durch-
aus keinen Mangel an Fleisch, Milch und Butter
hätten. Nur sehr schwer gelang es mir, wenig-
stens so viel zu erreichen, daß uns eine Milchkuh
für die Kinder gelassen wurde. Für das weg-
genommene Vieh erhielt ich auf wiederholtes
Drängen hin einen Requisitionsschein, ebenso auch
für die den Feinden zurückgelassenen Lebensmittel.
Für den Proviant der übrigen Missionsleute, für
Pferde, Sättel, Schafe, für das noch übrige Ge-
flügel, überhaupt für das ganze Eigentum, das
wir den Engländern zurücklassen mußten, wurde
uns trotz wiederholter Bitten kein solcher Schein
gegeben.
Auf dem Dachboden des von den Offizieren
bewohnten Hauses wurde von einem derselben
alles aufs genaueste untersucht, zum Teil wurden
die Kisten geöffnet. Es konnte später nur noch
das Fehlen eines Reisekoffers festgestellt werden.
Auch die Schulfarm wurde in schlimmer Weise-
ausgeplündert.
Von seiten der Eingeborenen wurde ebenfalls
sehr über Diebstahl geklagt. Einer unserer Lehrer
wurde vollständig ausgeraubt. Am 17. November
brachte eine Abteilung schwarzer Soldaten, die
unter Anführung eines Offiziers einen Streifzug
gemacht hatten, Schafe, Ziegen und Geflügel mit
nach Hause, und zwar weit mehr, als zum Lebens-
unterhalt nötig war. Daß dafür nichts bezahlt
wurde, bewiesen die vielen Klagen der Ein-
geborenen, die in jenen Tagen immer wieder zu
uns kamen und jammerten, daß die Feinde ihnen
fast alles Vieh wegnähmen. Nach Aussagen der
Eingeborenen wurde von den Engländern ver-
langt, daß ihnen Ochsen geliefert würden. Für
ein Tier, das 150 bis 200 / wert war, sollen
sie durchweg nur 10 .7 erhalten haben.
Auf unserer Station suchten mehrere Duala-
frauen, darunter auch Christenfrauen, Schutz und
Zuflucht.
Was die Eingeborenen betrifft, so soll es nicht
verschwiegen werden, daß sie — nicht nur die
Christen, sondern auch die Heiden — bis zum
letzten Augenblick bei uns aushielten, trotzdem sie
von den schwarzen Soldaten nicht wenig be-
lästigt wurden. Auch diesen unseren Leuten war
das Tun und Treiben der Feinde, der christlichen
Weißen, ganz unverständlich und unbegreiflich.
Als ich eines Tages einem der Offiziere gegen-
über mit Entrüstung Ausdruck gab, was ich an-
gesichts des frevelhaften Tuns der Feinde empfand,
gab dieser nicht bloß zu, daß es eine schlimme
Sache sei, den Krieg nach Afrika zu tragen, son-
dern er sprach es auch offen aus, daß
dies nicht ihre Schuld sei, vielmehr tragen
dafür die big men in London die Ver-
antwortung.
Schon bald nach dem Kommen der Engländer
hörten wir, daß man auch uns Missionsleute weg-
führen wolle; wohin, erfuhren wir nicht. Ich
habe mündlich und schriftlich in wieder-
holten Bittgesuchen (ein Gesuch an den
General in Duala) dringend um Schonung
und Schutz der Mission gebeten und um
die Erlaubnis, auf unserer Station bleiben
zu dürfen. Es geschah unter Hinweis darauf,
daß England ja als die erste Missionsmacht der
Welt gelte und wir nicht glauben könnten, daß
sie uns schlimmer behandeln werde, als es die
Eingeborenen je getan hatten; es geschah weiter
in Erinnerung an die große, selbstlose Arbeit
unserer Mission in Indien und auf der Goldküste.
Alles Bitten war vergeblich; wir wurden
tatsächlich von den christlichen Engländern
schmählicher behandelt, als dies je von den heid-
nischen Eingeborenen geschehen war.