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Standard“ über die Aufgabe des Postens von
Jassini:
„Während des Kampfes fiel eine Abteilung des
10. Kaschmirer Schützenregiments, das den Posten
und die Signalanlage besetzt gehalten und sich
verschossen hatte, aus und bahnte sich einen Weg
durch den Feind zu unserm Hauptlager in Umba,
wobei sie 19 Mann verlor. Nach der lUbergabe
von Jassin wurden die beiden brinischen Offiziere
dem deutschen Kommandanten vorgeführt, der
ihnen zu ihrer Tapferkeit Glück wünschte und sie
auf ihr Ehrenwort entließ, nachdem er ihnen
ihren Degen abgenommen hatte. Bei diesem
kleinen Kampfe sollen die Verluste des Feindes
beträchtlich gewesen sein. Er hatte 57 Weiße tot
und verwundet und verlor auch eine große An-
zahl Askari. Drei seiner Maschinengewehre wurden
von unserer Gebirgsartillerie durch unmittelbare
Treffer auf 250 m zerschmettert.“
Diese Angaben treffen leider teilweise zu;
denn auch deutscherseits find bei diesem siegreichen
Kampf schwere Verluste zu beklagen. Gefallen
sind an Europäern 7 Offiziere, 6 Unteroffiziere
und 5 Mann. Schwer verwundet 8 Offiziere,
2 Sanitätsoffiziere, 7 Unteroffiziere und 7 Mann.
Leicht verwundet 5 Offiziere, darunter der Kom-
mandeur Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck,
3 Unteroffiziere und 4 Mann. Vermißt 2 Mann.
Die Namen der Betreffenden sind bereits der
Offentlichkeit übergeben worden.
Über die Verluste der farbigen Soldaten ist
noch nichts bekannt.
Am 12. Januar setzten sich die Engländer
unter Aufbietung von 2 Kreuzern und 2 Hilfs-
kreuzern sowie 350 Mann farbigen und indischen
Truppen in den Besitz der der Rufiji-Mündung
gegenüberliegenden Insel Mafia. Sie landeten
an der Südwestspitze der Insel bei Ras Kisimani.
Die kleine, aus Polizeimannschaften und einigen
Ansiedlern bestehende Besatzung trat unter Führung
des Verwalters der Bezirksnebenstelle Tschole,
Gonvernementssekretär Leutnant der Reserve
Schiller dem Feind entgegen. Sie wurde auf
den Ort Ngombeni zurückgedrängt und zog sich,
nachdem ihr Führer schwer verwundet in die
Hände des Feindes gefallen war, unter Führung
des Unteroffiziers Dörfer nach Norden zurück,
wo sie dann vor der Übermacht die Waffen strecken
mußte. Die gefangen genommenen Deutschen,
deren Anzahl der amtliche englische Bericht auf
sechs angibt, wurden zunächst nach Britisch-Ost-
afrika gebracht und sollen von dort nach Indien
überführt worden sein. Einem gewissen von Del-
ling gelang es, der Gefangenschaft zu entgehen
und mit einer Dau nach Kilwa zu entkommen.
Die Engländer gaben ihren Verlust mit einem
schwer und 2 leicht verwundeten Offizieren, sowie
einem Toten und 8 verwundeten Askari an.
Nach der Besetzung übernahmen die Engländer
die Verwaltung und Gerichtsbarkeit.
Es ist anzunehmen, daß sie beabsichtigen, die
Insel als Stützpunkt für ihre Unternehmungen
gegen den im Rufijifluß liegenden Kreuzer
„Königsberg“ zu benutzen.
Hiermit hatten sie, wie bekannt, bisher kein
Glück gehabt. Alle ihre Versuche, an die „Königs-
berg“ heranzukommen, scheiterten an der Wach-
samkeit und entschlossenen Haltung ihrer Verteidiger.
Über diese Versuche, sowie die sonstigen An-
griffe der Engländer auf ostafrikanische Küstenplätze
unter völkerrechtswidriger Beschießung dieser offenen,
unverteidigten Orte, erfahren wir folgendes:
Am 10. Dezember v. Is. unternahmen die
Engländer mit einem Wasserflugzeug einen Angriff
auf die im Rufijidelta liegende „Königsberg“.
Das Flugzeug wurde aus irgendeinem Grunde
gezwungen, niederzugehen und trieb nördlich des
Delta, in der Nähe des dort errichteten Offizier-
postens an Land, wo die beiden Fliegeroffiziere
gesangengenommen wurden. Ein mit Unter-
stützung zweier Hilfskreuzer, die den Posten unter
Feuer nahmen, herankommender Dampfer wurde
von dem Posten durch Geschützfeuer vertrieben.
Während dieses Gefechtes gelang es den Engländern,
das gänzlich zerstörte Flugzeug durch ein armiertes
Motorboot abzuschleppen, von dessen Besatzung
drei Mann fielen. Deutscherseits entstanden keine
Verluste.
Am 11. Dezember erschien vor Tanga der
englische Kreuzer „Fox“, der auch bei den Er-
eignissen vom 3. bis 6. November dort mitgewirkt
hatte, mit drei Transportschiffen. Er beschoß die
Gegend von RNas Kazone sowie den im Hafen
auf Strand sitzenden Dampfer „Markgraf“, jedoch
ohne Schaden anzurichten, und fuhr am 12. früh
wieder ab. Es scheint demnach, daß die Eng-
länder hier einen erneuten Landungsversuch machen
wollten, aber aus irgendwelchen Gründen davon
Abstand nahmen.
„Forxr“ fuhr dann nach Süden und erschien
am 16. Dezember vor Kilwa-Kisiwani, auf
das er 37 Schüsse abgab. Eine am Strande
liegende Dau wurde beschädigt, sonst aber kein
Schaden angerichtet.
Nun wandten sich die Engländer wieder gegen
die „Königsberg". Am 23. Dezember kamen
sie mit „Fox“, dem Hilfskrenzer „Kinfauns Castle“
und den stark besetzten und armierten Hilfsdampfern
„Duplex“ und „Adjutant" vor der Rufiji-
mündung an.
Die beiden letztgenannten Schiffe versuchten
die Einfahrt in die Simba—Ulanga-Mündung zu
erzwingen, gerieten in ein heftiges Gefecht mit