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der Landstellung und mußten sich zurückziehen.
Später beschossen sie erfolglos die weiter südlich
an der Kiomboni-Mündung gelegene Stellung und
kehrten dann zu den draußen liegenden Kreuzern
zurück.
Die Haltung unserer Truppe, die keine
Verluste erlitt, war sehr gut.
Vielleicht aus Arger über den am Morgen
davongetragenen Mißerfolg wandte sich „Kinfauns
Castle“ am Nachmittage des gleichen Tages gegen
Kilwa-Kiwindje und beschoß diese unverteidigte
und offene Stadt ohne Veranlassung und ohne
vorherige Anmeldung. Es wurden 112 Schuß ab-
gegeben, wodurch das Bezirksamt, das Gebäude
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschast, das Hotel
und das Zollhaus beschädigt wurden. Menschen
find nicht verletzt worden.
Der englische Kreuzer „Astraea“ beschoß am
22. Januar d. Is. das auf der kleinen Insel
Kwale — nordwestlich der Insel Mafia — be.
findliche Zollhaus mit 21 Schuß und am 1. Fe-
bruar den Ort Kiwindje (wahrscheinlich Kilwa-
Kiwindje), der bereits schon einmal am 23. De-
zember beschossen worden war, mit 27 Schuß,
ohne etwas zu treffen. Der südlich davon liegende
Ort Kilwa-Kisiwani wurde am 6. Februar
beschossen.
Am gleichen Tage unternahmen die Engländer
einen erneuten und wiederum für sie erfolglosen
Angriff auf die Rufiji-Mündung, wobei sie
außerdem noch den seiner Zeit gekaperten Dampfer
„Adjutant“ wieder an uns verloren.
Der Gouverneur berichtet hierüber:
„Dampfer „Adjutant- am 6. Februar früh
bei Erkundungsfahrt an Rufiji-Mündung nach
heftigem Gefecht manövrierunfähig gemacht
und gestrandet. Besatzung 1 Offizier, 21 Mann
und 2 Farbige gefangen. Auf Adjutants ein
Mann tot, einer schwer verwundet. Auf unserer
Seite keine Verluste trotz schweren Bombarde-
ments durch OHyacinth-.“
Eine auf anderem Wege hierher gelangte
Privatnachricht gibt darüber folgende Darstellung:
„Der „Adjutant“ wurde den Engländern wieder
abgenommen. Er versuchte nach offiziellen Nach-
richten aus Deutsch-Ostafrika, zusammen mit dem
englischen Krenzer „Hyazinth“ die Einfahrt in den
Rufidji zu forcieren. Er wurde von Land aus
unter Feuer genommen und durch einen Schuß
manövrierunfähig gemacht. Hierdurch geriet er
auf eine Sandbank. Die Besatzung, bestehend
aus einem Offizier und 21 Mann, wurde gefangen-
genommen. An Bord waren ein Toter und ein
Verwundeter. Die Deutschen hatten trotz heftigen
Bombardements seitens der „Hyazinth“ keine Ver-
luste, die schließlich, nachdem sie einige Treffer
erhalten hatte, sich schleunigst empfahl. An Bord
des „Adjutant“ befanden sich ferner vier 10,2 cm-
und zwei 4,7 cm-Geschütze sowie reichlich Mu-
nition.“
Der vorerwähnte Dampfer „Adjutant“ gehört
der Deutsch-Ostafrika-Linie. Es ist ein kleines
flachgehendes Schiff, sogenannter Barredampfer,
der in Portugiesisch-Ostafrika stationiert war. Wie
er in die Hände der Engländer geriet, darüber
gibt der nachstehend wiedergegebene Brief Aus-
kunft. Aus ihm geht hervor, wie die Engländer,
„die Beschützer der Neutralität", diese auch hier,
innerhalb der neutralen portugiesischen
Gewässer, geachtet haben.
„Am 7. Oktober morgens erhielt ich durch
Herrn den mündlichen Auftrag, abends
9 Uhr nach Mozambique in See zu gehen. Die
Reise sollte nach Möglichkeit innerhalb der Drei-
meilengrenze — deren Beachtung nach Aussage des
portugiesischen Rechtsanwalts von Portugal garan-
tiert sei — ausgeführt werden. Vor Abfahrt von
Beira wurde das Schiff durch die portugiesische
Behörde auf Waffen untersucht und dann von
Dunkelwerden bis zur Abfahrt durch zwei Motor-
boote, welche abgeblendet fuhren, überwacht. Am
9. Oktober, nachmittags 3 Uhr, wurde ein Dampfer
gesichtet, welcher sich schnell näherte; wir hielten
darauf dicht unter Land. Als der Dampfer als
ein englischer Kreuzer erkannt wurde, ankerten wir
und stellten durch Peilung fest, daß der Ankerplatz
1½ Seemeilen von Land war. Es war mir nicht
möglich, einen Hafen anzulaufen, da wir, um
Nabury zu erreichen, zwei bis drei Stunden ge-
brauchten. Der Kreuzer „Dartmouth“ war in
einer Stunde bei uns und ankerte kurz nach uns
ungefähr um 5 Uhr etwa 3 Seemeilen von Land
ab, setzte ein Boot aus und kam zu uns längs-
seits. Der in dem Boot befindliche 1. Offi--
zier des Kreuzers forderte uns auf, Anker
zu lichten und zu dem Kreuzer hinauszu-
fahren. Auf meine Aufrage, ob der Kreuzer
die Neutralitätsgrenze Portugals nicht
respektiere, antwortete der Offizier, daß,
wenn wir nicht sofort hinauskämen, der
„Adjutant“ auf seinem Ankerplatz in Grund
geschossen würde. Auf diese Drohung
hin, welche zweimal wiederholt wurde,
lichteten wir Anker und dampften zu dem
Kreuzer hinaus, wo der Dampfer „Ad-
jutant"“ mit sämtlichem Inventar beschlag-
nahmt wurde. Der Kommandant war der An-
sicht, daß wir mit der „Königsberg“ in Verbindung
ständen, und ließ sich hiervon nicht abbringen.
Es wurde uns genügend Zeit gelassen, unsere
Privateffekten unter Aufsicht zu packen, dagegen
wurden sämtliche Karten und Bücher sofort be-
schlagnahmt, und erst später an Bord der „Dart-
month“ erhielt ich das Journal zum Abschluß