Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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um von da aus den Vormarsch über Berseba auf 
Gibeon fortzusetzen. 
Inzwischen hatte übrigens am 24. März bei 
Garub ein (zweiter) deutscher Luftangriff auf das 
Lager der Unionstruppen stattgefunden, wobei 
das Flugzeug nach Erledigung seiner Aufgabe 
dem feindlichen Geschützfeuer unversehrt entkam. 
Gegen Ende April befand sich demnach der 
ganze Süden in den Händen des Feindes, vor 
dessen konzentrischem Vordringen sich die deutschen 
Streitkräfte nach Norden an die Bahnlinie Keet- 
manshoop—Gibeon zurückzogen. 
Bei Kabus, etwa 30 km nördlich Keetmans- 
hoop, kam es anscheinend am 24. April zu einem 
Gefecht mit der von letzterem Ort vorgehenden 
Kolonne des Obersten Deventer. Der Kampf scheint 
zunächst einen für die Unionstruppen ungünstigen 
Verlauf genommen zu haben, und erst das Ein- 
greisen von 300 Berittenen der von Osten 
kommenden Kolonne des Obersten Berange zwang 
die deutsche Abteilung zum Rückzug nach Norden 
über Itsawisis. Zwei Feldlazarette mit vier 
und fünf Verwundeten sowie drei Gefangene 
sollen dabei den Unionstruppen in die Hände 
gefallen sein. Uber den Verlauf des Gefsechtes 
und die beiderseitigen Verluste wird nichts gesagt. 
Nach dem Gefechte von Kabus ging die 
deutsche Abteilung anscheinend gleich bis Gibeon 
zurück, wo sie in den ersten Tagen des Mai in 
einen Kampf mit den über Berseba vorgerückten 
Truppen des Generals Mackenzie geriet. 
Derenglische, aus Kapstadt stammende amt- 
liche Reuterbericht gibt darüber folgende Dar- 
stellung. 
Auf die Meldung hin, daß die durch das 
Vorgehen der Obersten Deventer und Berange von 
Süden bzw. OÖsten her zum Aufgeben von See- 
heim und Keetmanshoop gezwungenen deutschen 
Stroitkräfte mit der Bahn von Gibeon aus ab- 
zufahren gedächten, entsandte Mackenzie eine kleine 
Abteilung mit dem Auftrage, die Eisenbahn 
nördlich Gibeon zu zerstören. Gleichzeitig gab 
er der 9. Brigade den Auftrag, die Deutschen 
aufzuhalten, während er selbst mit der Haupt- 
macht, der 7. und 8. Brigade und der 12. Bat- 
terie zwei englische Meilen (3,2 km) südlich der 
Station Gibeon zum Angriff bereit stand. Die 
in der Nacht angreisende 9. Brigade wurde in 
einen heftigen Kampf verwickelt und gezwungen, 
unter schweren Verlusten zurückzugehen, wobei sie 
70 Gefangene in den Händen der Deutschen ließ. 
Beim Morgengrauen griff Mackenzie mit der 
Hauptmacht an. Die deutschen Kräfte wurden zer- 
sprengt und etwa zwölf Meilen weit verfolgt. Hier- 
bei wurden die in der Nacht vorher verlorenen 
Gefangenen wieder befreit und außerdem sieben 
deutsche Offiziere und ungefähr 200 Mann ge- 
  
fangen, sowie zwei Feldgeschütze und mehrere 
Maschinengewehre erbeutet. Die deutschen Ver- 
luste an Toten und Verwundeten sind noch nicht 
festgestellt; die Engländer verloren 3 Offiziere, 
20 Mann an Toten, 8 Offiziere, 47 Mann an 
Verwundeten. Die deutsche Truppe zog sich 
längs der Straße zurück. Infolge der Zerstörung 
der Bahn fiel ein Eisenbahnzug mit einer großen 
Menge Vieh, aber wenig anderen Nahrungs- 
mitteln in die Hände der Uniontruppen. 
Es wird noch hinzugefügt, daß wenn nicht 
die schwierige Beschaffenheit des Bodens eine 
Umfassungsbewegung der Truppen unmöglich 
gemacht hätte, die gesamte deutsche Streitmacht, 
ungefähr 800 Mann, gefangen genommen worden 
wäre. 
Soweit der englische Bericht. 
Wir erfahren daraus, daß die gesamte deutsche 
Streitmacht, die sowohl vorher bei Kabus als 
auch nachher bei Gibeon gefochten hat, nur rund 
800 Mann stark war und nur über einige Ge- 
schütze und eine Anzahl Maschinengewehre ver- 
fügte. Dem gegenüber zählte die Kolonne 
Mackenzie allein 3 berittene Brigaden mit 
mindestens einer Batterie. Wie stark die beiden 
anderen Kolonnen Deventer und Berange gewesen 
sind, läßt sich nicht vermuten. Auf jeden Fall 
handelt es sich insgesamt um eine der deutschen 
Abteilung zahlenmäßig weit überlegene Streitmacht. 
Inwieweit der Bericht die Lage richtig 
wiedergibt, und wieviel die jederzeit rege 
Reuterphantasie dabei mitspielt, läßt sich mangels 
anderer Quellen noch nicht beurteilen. Auf- 
fallend ist jedenfalls, daß die „zersprengte“ und 
„12 Meilen weit verfolgte“ deutsche Abteilung 
noch in der Lage gewesen sein soll, sich längs der 
Straße — wohin wird nicht verraten — „zurück- 
zuziehen.“ 
Somit hätten Anufang Mai die von Süden 
vordringenden feindlichen Streitkräfte die Gegend 
nördlich Gibeon erreicht und befänden sich dem- 
nach noch rund 270 km von Windhuk entfernt. 
In der Gegend östlich Swakopmunds soll es 
den von Botha selbst befehligten feindlichen Streit- 
kräften gelungen sein, am 2. Mai bis Ojim- 
bingwe zu gelangen; sie ständen also nur noch 
etwa 110 km Luftlinie von Windhuk entfernt. 
Uber die Ereignisse in diesem Gebiet läßt sich 
den englischen Berichten folgendes entnehmen: 
Nach den kleinen Gefechten bei Nonidas und 
Goanikontes am 22. Februar scheint sich Botha 
mit seiner Hauptmacht — 2 Brigaden — nach 
HOusab am Swakopfluß gewandt zu haben, während 
er eine andere Abteilung entlang der Bahn nach 
Omaruru in Richtung Trekkopies entsandte, 
wovon später die Rede sein wird.
	        
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