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wegen möglichst schnell nach Sodiko oder Bo-
nendale zurück, um dort ein Kanu zu bekommen.
Meinen Trägern ließ ich sagen, daß sie die Kisten
nachschaffen sollten. Doch schon mußte ich schnell
fort, da ich durch meine Getreuen hörte, daß
eine englische Patrouille im Anmarsch auf Bona-
Ndumbe sei, um den Pater festzunehmen. Als
die Feinde dort ankamen, sind sie — so hörte
ich später — furchtbar darüber aufgebracht ge-
wesen, daß ich ihnen so schnell entwischt bin.
Sie fanden nur meinen Jungen bei einer meiner
Kisten vor und bestürmten ihn mit Fragen, wo
ich sei und warum ich entlaufen sei.
Von jetzt ab hielten mich die Engländer jedenfalls
für einen Spion und setzten alles daran, mir den
Weg zur Truppe abzuschneiden und meiner hab-
haft zu werden. Ich konnte mich deshalb nicht
länger in der nächsten Nähe Bonaberis aufhalten.
Unverzüglich fuhr ich daher auf Schleichpfaden
nach der verlassenen Bahnstation Bonendale
zurück. Dort kam mir keuchend und in voller
Aufregung unser Lehrer von Sodiko entgegen-
gerannt, der nach mir Ausschau halten sollte.
Ich gab dem Lehrer den Auftrag, schnellstens
nach Sodiko zurückzukehren, mir ein Kanu zu
besorgen und damit, ohne anderen etwas zu ver-
raten, an die gesprengte Makabrücke oder eine
sonstige heimliche Stelle in der Nähe zu fahren
und mich hernach zu rufen, wenn nötig durch
geheime Zeichen: ich würde mich so weit als
möglich in der Nähe der Haltestelle Bonendale
aufhalten. Durch meine Späher erfuhr ich, daß
die Engländer im Anzuge seien. Ich schlug mich
mit dem Rad in die Büsche, ließ meinen Be-
gleiter den Kundschafter machen und mich, wenn
die Luft wieder rein wäre, durch ein ausgemachtes
Zeichen rufen. Die schwarzen Spione, die den
Engländern vorausgingen, fanden mich nicht auf
dem Bahnhofe und wußten auch nicht, wohin ich
geflüchtet sei, da mein Begleiter nichts verriet.
Mit Beschämung machten sie den Feinden ihren
Rapport, die darüber wütend eine andere Route
einschlugen. Unterdessen kam ein Schüler des
Herrn Sohlleder von Bonaberi heran, der mich
von den Prüfungen her kannte, und erzählte mir
die näheren Umstände der Gefangennahme seines
Sango sowie auch die Zustände in Duala jenseits
des Flusses. Merkwürdig kam es mir vor, daß
er den wohlüberlegten Rückzug unserer Schutz-
truppe von Duala als ein feiges Ausreißen und
den glänzendsten Sieg der Engländer hinstellte.
Echt negermäßig, nur nach dem äußeren Scheine
zu urteilen. Meine Lage wurde mir immer be-
denklicher: ich fuhr in der Richtung nach dem
Bonendale-Dorf, um mich nach dem von mir
bestellten Kanu zu erkundigen, konnte aber nichts
erfahren. Dagegen hörte ich wieder, daß die
englischen Truppen in der Nähe von Bonendale
seien, worauf ich gleich umkehrte und mich einst-
weilen in der Nähe der Haltestelle postierte. Hier
wollte ich an einer Wegkreuzung auf meine Träger
warten, die immer noch nicht von Bonaberi da
waren. Mein Plan war, meine Kisten nach
Sodiko und von da nach unserer Mission Di-
bombari schaffen zu lassen. JIch selbst wollte
nach der Makabrücke und dort, falls das Kann
nicht da wäre, über den Fluß schwimmen, um
auf keinen Fall in Gefangenschaft zu geraten,
und wenigstens einen Pater für unsere zahl-
reichen Buschchristen der Duala-Station zu retten.
Meine Verfolger waren mir aber unmittelbar auf
den Fersen, und zwar diesmal auf dem Schienen-
wege. Einige Bonendale-Leute kamen von Bona-
beri herangestürmt und sagten mir, ich möchte
auf die Engländer warten; die Offiziere hätten
mir etwas zu sagen. Ich merkte die Falle. Mit
einem „all right“, sie sollen nur kommen, schwang
ich mich aufs Rad, nachdem ich meinem Begleiter
kurze Instruktion gegeben hatte, sich ebenfalls aus
dem Staube zu machen, und fuhr über Stock und
Stein auf dem Eisenbahngleise in entgegengesetzter
Richtung davon. Es war die höchste Zeit, denn
ich hörte schon Stimmen hinter mir, die mir nach-
riesen und mich zum Halten aufforderten. Bei
einer kleinen Biegung schaute ich mich flüchtig um
und sah von weitem die Bajonette in der Sonne
blitzen. Ich wunderte mich, daß man mir keine
Kugel nachsandte, man wollte mich jedenfalls
lebendig. Mit aller Kraftanstrengung trat ich auf
die Pedale, die niederbrennende Sonne ließ mich
in Schweiß baden, ich holperte über die Eisen-
schwellen dahin, daß ich alle Augenblicke glaubte,
mein Rad ginge in Trümmer, ich schaute nicht
rechts und nicht links, sondern stierte nur wie
ein Rasender nach der Richtung und Stelle hin,
wo sich bald die Eisenbahnbrücke meinem Blicke
zeigen mußte. Richtig, da sah ich sie schon grau
erschimmern und gerade noch, wie sich der Bogen
infolge der Sprengung zum Fllusse niedersenkte,
als plötzlich zu meinem nicht geringen Schrecken
meine Augen etwas anderes sahen, nämlich zwei
bis drei Soldaten, die mit dem Gewehr in der
Hand blitzschnell über den Bahndamm sprangen
und auf jener Seite im Busch verschwanden, auf
der ich heranpustete. Dieses sehen und abspringen
war eins. Waren es deutsche oder englische Vor-
posten? Ich konnte es in der Eile und in der
blendenden Sonne nicht unterscheiden. Auf jeden
Fall konnte ich nicht vorwärts, wenn ich nicht
eine Kugel bekommen wollte; denn die deutschen
schwarzen Soldaten konnten mich in meinem Kaki-
anzug nicht erkennen. Zurück konnte ich auch
nicht, hörte ich doch noch die Stimmen der Ver-
folger. Ich war zwischen zwei Feuern. Ich warf