Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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An einzelnen im Kampf gefangenen Deutschen 
sind nach authentischen Bekundungen schwere Aus- 
schreitungen begangen worden: „Im Solde der 
Engländer stehende Eingeborene, Bakwiris, haben 
angegeben, sie seien beauftragt, einen weißen 
Pflanzer in Bibundi gefangen zu nehmen. Diesen 
Auftrag führten sie so aus, daßtsie diesen Pflanzer 
nackt auszogen, fesselten, schlugen und an einem 
Strick über die Erde zogen. Doch gelang es ihm 
schließlich, sich mit Hilfe seines Togokochs freizu- 
machen und allein zu den Engländern zu gehen. 
Diese wiesen seine Beschwerde über die Bakwiris 
mit Lachen ab. " 
Von unserem Transport wurden die Frauen 
leidlich, wir Männer sehr schlecht behandelt, und 
zwar Deutsche und Neutrale unterschiedslos. Wir 
Männer mußten in Nongsamba auf dem nackten 
Zementboden schlafen und erhielten unser Essen 
auf die Erde geworfen. In Duala waren 
Männer und Frauen in zwei verschiedenen Fak- 
toreien untergebracht. Das Essen bestand fast 
ausschließlich aus Handelsheringen und Brot, so 
daß wir Gefahr liefen, krank zu werden. Dazu 
kam bei den Männern, daß sie sich nur auf dem 
eng umgrenzten Faktoreihof bewegen, sonst aber 
nicht ausgehen durften; das Klosett mußten wir 
mit den Eingeborenen teilen; es war im höchsten 
Grade unhygienisch. So verbrachten wir Nicht- 
kombattanten und gänzlich unbeteiligten neutralen 
Staatsangehörigen drei Wochen in einer an 
schwere Strafhaft erinnernden Lage, dabei bestän- 
dig von schwarzen Soldaten mit aufgepflanztem 
Bajonett bewacht. 
Privateigentum wurde in keiner Weise respek- 
tiert. Während wir vor unserem Abtransport 
von Bare vor dem leitenden englischen Offizier 
antreten mußten, wurden unsere Sachen von den 
Haussa-Soldaten geplündert. Koffer und Taschen, 
die wir später nachgesandt bekamen, waren aus- 
nahmslos aufgebrochen oder aufgeschnitten und 
eines großen Teils ihres Inhalts beraubt. Dem 
Pflanzer Krummdieck sind aus der Pflanzungs- 
kasse etwa 200 ' von weißen Engländern ge- 
stohlen worden; einem andern Herrn kam in 
Duala seine Börse mit Inhalt abhanden; wir 
fanden sie später unter dem Kopfkissen des uns 
bewachenden englischen Sergeanten. Überhaupt 
zeigten die unteren militärischen Chargen der 
weißen feindlichen Truppen#sdas Bestreben, sich 
an fromdem Gut zu bereichern. 
Einige Tage vor unserer Entlassung nach 
Santa Isabel wurde versucht, uns zur Unter- 
zeichnung von Reversen zu veranlassen, in denen 
wir bestätigen sollten, daß wir in der Gefangen- 
schaft eine einwandfreie Behandlung genossen 
hätten. Als wir dies verweigerten, drohte der 
betreffende Beamte, der englische Political Ofkicer 
  
von Duala, die nächsten Gefangenen würden nun 
aber noch viel schlechter behandelt werden. Ich 
speziell sollte zur Unterzeichnung des Reverses 
dadurch gezwungen werden, daß man die Aus- 
stellung eines von mir für die Weiterreise er- 
betenen Ausweises über meine Staatsangehörig- 
keit von der Unterzeichnung abhängig machte; 
als ich diese trotzdem ablehnte, wurde mir auch 
der Ausweis versagt. Der Political Officer fragte 
mich hierbei sehr erregt, ob ich als Holländer 
denn keine Sympathien für England hege; ich 
konnte ihm nur erwidern, daß sei früher der Fall 
gewesen, auf Grund der im Kriege gemachten 
Erfahrungen seien diese Sympathien aber ver- 
loren gegangen. 
Charakteristisch für die Methode der Engländer 
ist auch, daß der Generalstabsmajor Wright in 
Nkongsamba die Deutschen versammelte, um 
ihnen Aufschluß über die Kriegslage in Europa 
zu geben und dabei erklärte: Alles, was der 
Gouverneur von Kamerun über die Kriegslage 
verbreite, sei unwahr; der Krieg sei, praktisch ge- 
nommen, für Deutschland bereits verloren. 
2·# 
Deutsch-MNeuguinea. 
Von der Forschungsreise Dr. Thurnwalds in 
RKaiser Wilhelmsland. 
Von dem seit längerer Zeit im Auftrage des 
Reichs-Kolonialamts in Kaiser-Wilhelmsland 
(Deutsch-Neuguinea) als Forscher tätigen Ethno- 
logen Dr. Richard Thurnwald ist jetzt folgender 
Bericht hierhergelangt: 
Madang, den 9. März 1915. 
Nach Abschluß meiner Vorbereitungen auf dem 
Hauptlager in Karadjundo brach ich im Juni 
stromaufwärts auf, legte ein Standlager am 
Mäanderberg an und konnte mich von da aus 
Ende Juli auf den Weg machen. Mein Ziel war 
zunächst das Quellgebiet des Augustastromes. 
Soweit als möglich benutzte ich Pinasse und 
Motorboote. Bei dem niedrigen Wasserstand im 
Sommer gelangte ich damit aber nur halbwegs 
zwischen Mündung des Oktoberflusses und des 
Westflusses. Von da aus ging es in fünfzehn 
Kanus weiter. Ich brauchte ungefähr drei 
Wochen bis zum „Kanulager“ oberhalb des 
Endpunktes von L. Schultzes Karte. Nun be- 
gann die Fußwanderung über die Gebirgs- 
kämme längs dem Flußtale, in ostsüdöstlicher 
Richtung. Nach zehntägiger Wanderung gelangte 
ich an riesigen Felswänden vorbei in einen etwa 
20 km breiten und 40 km langen Kessel, in den 
von Südwesten, von Südosten und von Osten
	        
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