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Hauptmann der Reserve, Geheimer Hofrat Biermann,
Leutnant der Reserve, Geheimer expedierender Sekretär Thiel,
Leutnant der Landwehr, Geheimer expedierender Sekretär Schmall,
Wachtmeister, Geheimer Kanzleidiener Bernotat.
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Nichtamtlicher Teil
Leecna.
Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten.
Fünfte OMittellung.
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I. Deutsch-Ostafrika.
Die nicht gerade zahlreichen Nachrichten,
welche über neuere kriegerische Ereignisse in
Deutsch-Ostafrika seit Abschluß der letzten Ver-
öffentlichung eingegangen sind, stammen meist
aus feindlicher Quelle. Von Interesse sind einige
von deutscher Seite hierher gelangte Mitteilungen
über weiter zurückliegende Vorgänge, über die
wir bisher nur mangelhaft unterrichtet waren.
Zu Lande scheinen Unternehmungen größeren
Umfangs von den beiderseitigen Streitkräften, mit
Ausnahme der englischen Expedition gegen die
Station Bukoba am Westufer des Victoria-Sees,
nicht ausgeführt worden zu sein. Diese Expedition
soll nach englischen Meldungen von großem Erfolg
gekrönt gewesen sein.
Zur See soll es den vor der ostafrikanischen
Küste befindlichen englischen Seestreitkräften ge-
lungen sein, den seit Ende Oktober v. Is. im
Rufii-Delta liegenden Kreuzer „Königsberg“
zu zerstören.
Nehmen wir dieses Ereignis vorweg.
Noch in der letzten Veröffentlichung konnte
festgestellt werden, daß alle bisher englischerseits
unternommenen Versuche, an den Kreuzer heran-
zukommen, gescheitert waren. Erst nach Ver-
stärkung ihrer an und für sich schon weit über-
legenen Seestreitkräfte durch zwei flachgehende
Monitore und unterstützt durch die Beobachtung
aus Flugzengen, scheint es den Engländern ge-
lungen zu sein, in mehrtägigen Kämpfen während
der Zeit vom 4. bis 11. Juli dem deutschen
Kreuzer den Todesstoß zu versetzen.
Ein von der englischen Admiralität hierüber
ausgegebener Bericht besagt:
„Nachdem durch Flugzenge festgestellt war,
wo die „Königsberge lag, fuhren die Monitore
»Mersey« und „Severne am 4. Juli den Fluß
hinauf und eröffneten das Feuer. . Königsberg-
antwortete schnell und genau aus fünf Geschützen.
*. Mersey= wurde zweimal getroffen, und dabei
wurden vier Mann von einer Granate getötet.
Der Kreuzer = Königsberg= wurde bei Gefechts-
beginn fünfmal getroffen. Bei seiner Lage mitten
zwischen dichtem Gehölz war es für die Flieger
schwierig, den Sitz der Schüsse festzustellen. Als
sie sechs Stunden später meldeten, daß die Masten
noch aufrecht ständen, wurde eine Salve ab-
gefeuert, durch deren Wirkung das Schiff zwischen
den Masten in Brand geriet. Der Kreuzer
seuerte in Zwischenräumen weiter, stellte jedoch
schließlich das Feuer ein, entweder weil seine
Geschütze unbrauchbar geworden waren, oder wegen
Munitionsmangels. Obwohl der Kreuzer nicht
ganz vernichtet war, schien er doch für immer
außer Gefecht gesetzt".
Dieser Erfolg scheint den Engländern noch
nicht genügt zu haben, oder die Annahme der
Außergefechtsetzung hatte sich als irrig erwiesen;
denn am 11. Juli wurde mit Unterstützung der
Kreuzer „Weymouth“ und „Pioneer“ ein neuer
Angriff auf die „Königsberg“ unternommen,
wobei diese dann ganz zum Wrack geschossen
worden sein soll. Hierbei muß sie doch wohl
gezeigt haben, daß sie noch einige Gefechtskraft
besaß, denn von der Besatzung des Monitors
„Mersey“ sollen noch zwei Mann verwundet
worden sein.
Wie weit diese Angabe den wirklichen Ver-
lusten gerecht wird, und die Darstellung der eng-
lischen Admiralität überhaupt richtig ist, wird sich
erst später erweisen. Über den Verbleib der Be-
satzung der „Königsberg“ wird nichts gesagt.
Sollte der Kreuzer tatsächlich außer Gefecht gesetzt
worden sein, so ist anzunehmen, daß die Besatzung
an Land gegangen ist und dort eine entsprechende
weitere Verwendung finden wird.
Betreffs kriegerischer Ereignisse im Inlande
liegen amtliche deutsche Nachrichten nur über
Gefechte vor, die im Laufe des Monats März im
Gebiete der Nordostgrenze am Victorig= und am
Tanganjika-See stattgefunden haben, während
Berichte aus feindlichen Quellen auch über Ge-
fechte, die sich in neuerer Zeit sowohl in den
vorgenannten Gebieten als auch am Kiwu-See