Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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Kolonialwirtschaftliche Oittellungen. 
Aus dem Krbeitsbereich des Kolonial-Wlrtschaft- 
lichen Komitees. 
Unter dem Vorsitz von Dr. von Oechelhaeuser= 
Dessau haben kürzlich im Beisein von Vertretern der 
Reichs- . Regierung, wissenschaftlicher Institute und 
industrieller Körperschaften Verhandlungen des Vor- 
tandes des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees 
stattgefunden, in denen u. a. über die wirtschaftliche 
Lage in unseren Kolonien Bericht erstattet wurde. 
Ferner hielt Direktor Ladewig-Berlin ein eingehen- 
des Referat über den Stand der Frage der Ent- 
schädigung der in den Kolonien durch den 
Rrieg verursachten Schäden. Die Ansfchoungen 
des Redners gipfelten darin, daß die in den Kolonien 
Geschädigten zur Regierung und zum Reichstag das 
Vertrauen haben müssen, daß sie für die erlittenen 
Kriegsschäden volle Entschädigung erhalten, damit es 
möglich sein wird, dasjenige, was in jahrelanger, 
mühevoller, unter Entbehrungen aller Art in den 
Kolonien geschaffen und jetzt zum Teil verloren ge- 
gangen ist. nach dem Kriege wieder aufzubauen. 
  
Die Familie Supf hat zum Andenken an den im 
Jahre 1915 verstorbenen Begründer und Ersten Vor- 
sitzenden des Kolonial- Wirtschaftlichen Komitees, Karl 
Supf, eine „Supf-Plakette“ gestiftet. die Männern 
verliehen werden soll, die sich im Sinne des Verewigten 
um die deutsche Kolonialwirtschaft besondere Verdienste 
erworben haben. 
Deutsche Hiolonial. Eisenbahn-Bau- und Betriebs- 
Cesellschaft zu Berlin“). 
Da jeder Verkehr mit den Schutzgebieten eingestellt 
ist, vermögen wir über den Fortgang unserer Arbeiten 
während des Jahres 1915 und den jetzigen Stand der 
einzelnen Unternehmungen nur wenige Mitteilungen 
zu machen. 
In Togo lagen bei Ausbruch des Krieges Bau- 
arbeiten nicht vor. Wir waren mit der Ausarbeitung 
des uns im Jahre 1914 übertragenen Projektes zur 
Weiterführung der Hinterlandbahn von Atakpame 
nach Bassari beschäftigt und führten ferner bis zum 
Einmarsch des „Feindes den Betrieb der Togobahnen. 
in Deutsch-Südwestafrika hatten wir 
bei Kriegskeginn keine Bauarbeiten auszuführen. Wir 
betrieben dort bis zur Besetzung des Landes die Süd- 
bhahn für Rechnung des Fiskus gegen eine feststehende 
jährliche Vergütung. 
In Kamerun ist das Gebiet der Kamerun-Nord- 
bahn, auf der wir durch Vertrag mit der Kamerun= 
Eisenbahn-Gesellschaft den Betrieb übernommen haben, 
seit Dezember 1914 vom Feinde besetzt. Der größte 
Teil der Angestellten hat sich rechtzeitig in das Innere 
des Schutzgebiets zurückziehen können. Die Zurück- 
gebliebenen sind gefangen gesetzt und von Kamerun 
wegtransportiert worden, so daß uns über die gegen- 
wärtige Lage des Eisenbahnunternehmens und die 
längs der Bahn angelegten Pilanzungen keinerlei Nach- 
richten zugegangen sind. ie Kamerun-Eisenbahn- 
Gesellschaft ist von zuständiger Stelle ermächtigt worden, 
von der Vorlage einer Bilanz und einer Gewinn- 
und Verlustrechnung für das Jahr 1915 abzusehen. 
Bei der Kameruner Mittellandbahn sind die 
Bauarbeiten auch nach Ausbruch des Krieges noch 
"*) Aus 
(Io 5öl. 
dem Bericht über des 11. Geschäftsjahr 
  
weitergeführt worden. Die Hauptbahn wurde im 
Oberbau bis Rjok, die Transportbahn im Unterban 
bis Agumu, im Oberbau bis hinter Mangelle fertig- 
gestellt. Infolge sich allmählich einstellenden 
Schwierigkeiten aller Art mußten die Bauarbeiten im 
Laufe des Jahres 1915 mehr und mehr eingeschränkt 
werden, so daß im August nur noch etwa 1000 Mann im 
Dienste der Bahn verblieben. Sie wurden im Interesse 
der Landesverteidigung hauptsächlich zum Betriebe der 
Feldbahn, zur Einbringung der Maisernte und Unter- 
haltung der Plantenbestände verwendet. Seit August 
1915 ist uns kein Bericht der Bauleitung zugegangen. 
Wir nehmen an, daß sich unsere Beamten im Zusammen- 
hang mit den militärischen Operationen nach dem 
spanischen MuniGebiet zurückgegogen haben. 
utsch-Ostafrika war uns, wie wir bereits 
im *8 Geschätsbbricht mitgeteilt haben, der Weiter- 
bau der lsambarabahn von Neu-Moschi nach 
Aruscha in einer Länge von 86,4 km und die Aus- 
führung der Umbauten und Ergänzungsarbeiten auf 
der Stammstrecke übertragen worden. Nach den bis 
Ende 1914 reichenden Berichten waren zu diesem Zeit- 
vunkt die Pläne für die Neubaustrecke nahezu fertig- 
gestellt, die eigentlichen Bauarbeiten aber noch nicht 
begonnen. Die Umbauten und Ergänzungsarbeiten 
auf der Stammstrecke sind weitergeführt worden. Auch 
der Betrieb der Usambarabahn hat unter notwendig 
gewordenen Einschränkungen des Zugverkehrs seinen 
Fortgang genommen. Dagegen scheint der Betrieb 
auf der Sigibahn, den wir für die Deutsche Hols- 
Vesellschaft für Ostafrika führten, auf Antrag der Bahn- 
eigentümerin vorläufig eingestellt worden zu sein. 
Zur Bilanz bemerlkt die Verwaltung, daß gegen 
den Besitz der Gesellschaft an Deutscher 3½progentiger 
Reichsanleihe (3,8 Millionen Mark) der außerordent- 
liche Reservefonds (362 621 /4) einem eventuell er- 
forderlich werdenden Kursausgleich iu dienen haben 
wird. Die Zinserträgnisse dess Jahres 1915 betrugen 
247 743 z. Diesen stehen als Ausgaben gegenüber 
die Unkosten mit 21 650 4, rit Rückstellung für Talon- 
steuer mit 6000 .A. Es wird vorgeschlagen, den Rein- 
gewinn von 220 093 ¼ wie folgt zu verwenden: an 
den ordentlichen Reservesonds 11 005 .&, die Anteils- 
eigner 5 v. H. Gewinnanteil 200 000 und weitere 
Dotierung des ordentlichen Reservefonds 9038 Kx. In 
der Bilanz stehen dem Guthaben der Gesellschaft mit 
„7 Millionen Mark nur 547 668 At an Schulden 
ecile Die gesamten Reserven enthalten 1.7 
Millionen Mark. 
Kolonialbank fl. 6.“) 
Abgesehen von einigen wenigen Werten, für welche 
größere Käufer auftraten und in welchen wir selbst 
uns beteiligten, war das Geschäft in kolonialen Pa- 
pieren im letzten Jahre außerordentlich ruhig; ver- 
blieben ist dem Markte das charakteristische Merkmal 
dieser ganzen Zeit: das Fehlen von Angeboten und 
daher die linmöglichkeit, vorliegende niedrige Kauf- 
austräge. zur Ausführuag zu bringen. 
rund hierfür erblicken wir in der festen Zu- 
versicht -anf die Miedererlangung und Abrundung 
unseres Kolonialbesitzes, welche auch durch die 
letzte Rede des Reichskanzlers kräftigen Ausdruck und 
Bestätigung gefunden hat. 
) Aus dem Geschäftsbericht für 1915.
	        
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