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Gefangenen auf Weisung eines schwarzen Soldaten
auf dem mit Wasser bedeckten Boden eines Bootes
Platz nehmen. Schließlich aber erhielten sie ein
Nachtquartier im Wohnhaus der Firma Woer--
mann & Co., das sämtlicher Möbel beraubt war.
Dort konnten die Gefangenen feststellen, daß von
dem durch die englischen Träger angebrachten
Gepäck neun Stücke fehlten, darunter fast sämt-
liches Gepäck eines Missionars, in welchem sich
etwa 1900 ./4 in bar befanden. Vom Zeitpunkt
des Abtransports von Nyamtang bis zur An-
kunft in Duala, innerhalb 36 Stunden, wurde
den Gefangenen nichts zu essen gereicht.
X.
Am 30. Oktober 1914 ließ ein englischer
Offizier den Leiter der Missionsstation Mangamba,
Missionar Gutbrod, zu sich rufen. Beim Ein-
treffen wurde er von dem Offizier zum Kriegs-
gefangenen erklärt und nach Duala abgeführt,
ohne auf die Station zurückkehren zu können.
Eine Woche später wurden die übrigen Mit-
glieder der Missionsstation Mangamba, zwei
Männer, fünf Frauen und ein Kind, als Kriegs-
gefangene nach Duala weggeführt. Auf dem Trans-
port erhielten sie trotz der Zusage der Engländer
von nachmittags 3 Uhr bis zum nächsten Nachmittag
5 Uhr nichts zu essen und zu trinken. Dabei mußten
Männer und Frauen in einem NRaum, in einer
Negerhütte, ohne Bett nächtigen. Die Gefangenen,
die innerhalb einer Stunde das Missionsanwesen
verlassen mußten, durften nur einen kleinen Koffer
mitnehmen. Später ist die Station von den Eng-
ländern den Eingeborenen zur Plünderung über-
lassen worden.
XI.
Der Leiter der Baseler Mission im Ossidinge-
bezirk, Missionar Stolz, wurde am 3. Januar
1915 mit seiner Frau kriegsgefangen weggeführt.
Den größten Teil ihrer Habe mußten sie in ihrer
Wohnung zurücklassen. Ihre beiden Pferde nahm
ein Engländer ohne Bezahlung und ohne Aus-
händigung einer Bescheinigung an sich. Auf der
neuntägigen Reise nach Calabar hatte namentlich
Frau Stolz unter der Rüczksichtslosigkeit eines
den Transport begleitenden englischen Offiziers
zu leiden. Dem Missionar Stolz wurden auf
dem Transport aus seinem Bilechkoffer etwa
800 /I in bar gestohlen, außerdem silberne Löffel,
Ausrüstungsgegenstände und Lebensmittel.
D. Im Gebiet der Mittellandbahn.
J.
Ende Oktober 1914 haben die feindlichen
Streitkräfte bei der Besetzung Edeas verschlossene
Koffer und Schränke aufgebrochen und ihres In-
halts beraubt. Nicht einmal das Eigentum
der Kultusgemeinschaften wurde geschont.
So wurden in der Kirche der Pallotiner
Mission die Tabernakeltüren und die
Altartische zerschlagen, Marmorstatuen
zerbrochen und seidene Tücher zerschnitten.
Die Oberin der Pallotiner Mission wurde von
einem farbigen Soldaten in Gegenwart eines
weißen Vorgesetzten, der lachend zusah, in rohester
Weise am Schleier gerissen und mit dem Messer
bedroht.
II.
Am 21. Oktober 1914 setzten die Engländer
bei Jadibo am linken Ufer des Kwa-Kwa-Krieks
am unteren Sanaga etwa 25 farbige Soldaten
unter einem Offizier und ebenso viele Duala an
Land. Soldaten und Duala plünderten die
Faktorei von John Holt und steckten sie in
Brand.
III.
Ende Oktober 1914 wurde das Baseler
Missionshaus in Lobethal am unteren Sanaga
von schwarzen englischen Soldaten umstellt. Einer
von ihnen sprang, während die andern auf einen
Missionar, der zu seinem Wohnhaus gehen wollte,
anlegten, auf diesen zu und packte ihn mit den
Worten: „Lvou are my prisoner“. Sodann
rissen sie ihm die Jacke vom Leibe und führten
ihn vor einen englischen Offizier, nachdem sie
ihm Uhr, Geld und Schlüssel geraubt hatten.
Zwei Missionsfrauen und ein anderer Missionar
wurden ebenfalls durch schwarze Soldaten vor
diesen Offizier geschleppt, nachdem ihnen alles,
was sie in den Taschen hatten, abgenommen
worden war. Den Frauen wurden sogar von
den schwarzen Soldaten die Eheringe gewaltsam
von den Fingern gerissen. Hierauf wurden die
Missionare und Frauen von dem englischen
Offizier mit vier schwarzen Soldaten in ein
Zimmer eingeschlossen. Von dort konnten sie
sehen, wie Leibwäsche, Schuhe, Mehl, Reis, Kon-
serven, Hühner und Enten der Missionsangehörigen
von den schwarzen Soldaten geraubt wurden.
Später erhielten die Missionare eine halbe Stunde
Zeit zum Packen, wobei sie auch das Fehlen von
Taschenuhren und eines photographischen Apparats
feststellten.
IV.
In der zweiten Hälfte des April 1915 wurden
die Mitglieder der Baseler Missionsstation Sak-
bayeme zu Gefangenen gemacht und abgeführt.
In Edea wurde ihnen durch einen französischen
Sanitätssergeanten verboten, im Hospital, wo sie
den Tag verbracht hatten, zu übernachten. Auch
im Hause der Baseler Mission zu übernachten,
wurde ihnen vom französischen Kommandanten
nicht gestattet. Dem Anerbieten eines Holländers
folgend, schliefen sie in dessen Faktoreiladen, die
Männer hinter dem Ladentisch, die Frauen vor